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EICHENZELL Bürgerveranstaltung in Rothemann

Der große Graben: Bau-Schredder-Firma in Löschenrod - ja oder nein?

19.04.17 - So viel Bauschutt kann die Brecher-Anlage der Firma „Weider Erdarbeiten“ gar nicht schreddern, um den großen Graben wieder aufzuschütten, der seit Jahresbeginn die Gemeinde Eichenzell (Landkreis Fulda) in zwei Lager teilt. Die einen befürworten eine Umsiedlung des Unternehmens vom Ortsteil Welkers ins Gewerbegebiet „Am Oberfeld“ im Ortsteil Löschenrod, das nur wenige hundert Meter von einem Wohngebiet liegt. Die anderen lehnen den vom Gemeindevorstand favorisierten Standort von Herzen ab. Eine „sachlich-informative“ Bürgerversammlung sollte die Bürgerinnen und Bürger am Dienstagabend von den Vorzügen dieses Umzuges überzeugen und die ärgsten Ängste davor nehmen. Doch aus Sicht der Gemeinde-Spitze ging dieser Versuch nach allen Regeln der Kunst in die Hose.

Um verstehen zu können, was sich im Rothemanner Bürgerzentrum vor etwa 400 Zuschauern abspielte, muss man ein wenig weiter ausholen. Seit etwa zehn Jahren ist die Firma „Weider“ im Eichenzeller Ortsteil Welkers beheimatet und bietet dort für etwa 30 Mitarbeiter Arbeit. Weil die Gemeinde Eichenzell das dortige Industriegebiet umgestalten will, machte sie Firmenchef Mike Weider den Vorschlag, nach Löschenrod umzuziehen. Dieser, Unternehmer durch und durch, sah die Chance, den Betrieb weiter ausbauen zu können, willigte in den Plan ein, und die Gemeinde gab Gutachten in Auftrag, die belegen sollten, dass einer Umsiedlung nichts im Wege steht.

Fotos: Erich Gutberlet

Die Parallel-Entwicklung: Das Thema kocht seit Beginn des Jahres in der Gemeinde unvorhergesehene Emotionen hoch. Es bildete sich eine Interessengemeinschaft (IG) „Kein Schredder“, die das Vorhaben partout verhindern will. Sie wird befeuert von Harald Friedrich aus der Gemeinde, der nicht zimperlich mit seinen Meinungsgegnern umgeht und im Februar 750 Leute für eine Gegendemonstration auf die Eichenzeller Straßen brachte. Beide, Gemeindevorstand und Bürger-Initiative, trafen sich am Dienstag zu einer Art „High Noon“ – denn spätestens im Juni soll über die Neuansiedlung der Firma „Weider“ in den politischen Gremien abgestimmt werden.

Alexander Gensler vom RP Kassel

Für die Planung verantwortlich: Thomas Falkenhahn

Petra Hermann, Staub-Expertin vom TÜV Hessen

Der Dienstagabend, der von der souveränen Juliana Leinker von auswärts moderiert wurde, begann mit einem Begrüßungswort von Edwin Balzter, dem Vorsitzenden des Eichenzeller Gemeindevorstandes, der bei der Beurteilung des Projekts zu einem guten Maß an Aufgeschlossenheit aufrief und dafür warb. Es folgten Beiträge von Projekt-Planer Thomas Falkenhahn, Alexander Gensler vom Regierungspräsidium Kassel, das die behördlichen Dinge abwickelt, und von Petra Hermann sowie Reinhard Ziegelmeyer als Experten für Staub- bzw. Schallbelastung. Alle gaben sie grünes Licht für das Projekt.

Schallexperte Reinhard Ziegelmeyer

Knackpunkt des ersten Teils des Abends war der Auftritt von Harald Friedrich, dem Initiator der IG „Kein Schredder“. Unter Johlen des Publikums betrat er die Bühne und fühlte sich in seiner Rolle als Volkstribun sichtlich wohl: „Willkommen zur Werbeveranstaltung der Gemeinde Eichenzell für eine Umsiedlung der Firma ,Weider Erdarbeiten' ans Oberfeld“, sagte er sarkastisch, wofür er sich später aus dem Auditorium auch den Vorwurf der Polemik gefallen lassen musste. „Ich überreiche Ihnen heute 2.600 Unterschriften gegen das Projekt.“ Gemeint war Bürgermeister Dieter Kolb (parteilos), der sich aber nicht zum Buh-Mann machen lassen wollte und erklärte, dass noch alles offen sei. Im Übrigen habe er selbst nicht zu entscheiden, sondern die Gemeindevertretung, deren Vorsitzender Edwin Balzter sich an diesem Abend in vornehmer Zurückhaltung übte.

Harald Friedrich von der IG "Kein Schredder"

Danach wurde in der Diskussion klar, dass Befürworter und Gegner letzlich aneinander vorbeiredeten. Weswegen einer der letzten Wortbeiträge aus dem Publikum vielleicht der wichtigste, weil der besonneste war: „Lassen Sie uns, lieber Gemeindevorstand, doch zwei, drei Schritte zurückgehen, noch einmal alles überdenken - und erst dann entscheiden.“ (Matthias Witzel) +++

Juliana Leinker (links) moderierte souverän.

Zahlreiche Bürger machten ihrem Unmut Luft.

Lauschte der hitzigen Debatte: SPD-MdB Birgit Kömpel (rechts).


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