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"Wer hat schon ein mittelalterliches Königsgrab?" - Tafelausstellung
21.04.17 - Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und so erlebte das 1275-jährige Stadtfest von Fulda, das eigentlich erst in zwei Jahren begangen wird, gestern einen ersten Vorboten. Denn 2019 wird nicht nur an die Gründung des Klosters Fulda erinnert, sondern unter anderem auch daran – und darum ging es am Donnerstagabend im Fuldaer Stadtschloss –, dass König Konrad I. vor 1.100 Jahren in der Ratger-Basilika, dem Vorgängerbau des heutigen Doms, zu Grabe getragen wurde. Ihm zu Ehren wurde nun vor den Spiegelsälen eine sehenswerte Tafelausstellung eröffnet. „Wir wollen häppchenweise an das Jubiläum heranführen“, erklärte Kulturamtschef Dr. Thomas Heiler gegenüber OSTHESSEN|NEWS, „schon um die Bevölkerung langsam darauf einzustimmen.“
Zum geschichtlichen Hintergrund: Die Regentschaft Konrads I. wird mittlerweile in der Forschung als Grundlage der politischen Ordnung Deutschlands gesehen, weil er – und das ist an dieser Stelle sehr, sehr verkürzt dargestellt – nicht seinen schwachen Bruder zum Nachfolger erklärte, sondern einen ehemaligen starken Gegner, nämlich den Sachsenherzog Heinrich. „Konrad wollte die Einheit des sich allmählich herausbildenden deutschen Reiches wahren, was dem Prinzip föderativer Staatlichkeit entspricht“, wie Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld in seinem Grußwort auf der ersten Schautafel schreibt.
Der OB ließ es sich nicht nehmen, die Ausstellung persönlich zu eröffnen, nachdem er am Vormittag bereits dem Richtfest am Hochhaus „Dalberg_7“ beigewohnt hatte, und übergab das Wort an Josef Hoppe von der „Bürgerschaftlichen INITIATIVE“, deren großes Verdienst es ist, Konrad I. in der deutschen Historienforschung in ein neues Licht gerückt zu haben. Denn über Jahrhunderte galt dieser als Verlierer der Geschichte. Erst ein im Jahr 2005 in Fulda abgehaltenes Symposium, das von der FAZ als „Königskonferenz“ betitelt wurde, revidierte das Bild Konrads. Hoppe befand in seinem Grußwort, dass nur wenige Städte von sich behaupten könnten, ein mittelalterliches Königsgrab zu haben, und sagte: „Geschichte ist immer so abstrakt. Wenn die Stadt Fulda etwas Erlebbares schaffen will wie zum Beispiel eine Installation, eine Art ,Konradium‘, würden wir das unterstützen.“