Die Formel zum Erfolg? - Mehmet Scholl erklärt und deckt auf

"Bilder, wie ich sie mag!"Üblicherweise bemühen wir uns von OSTHESSEN|NEWS aktuell und mit eigenem Material von Veranstaltun-gen zu berichten. Beim 6. Zukunfts-forum von R+S in Großenlüder war das partiell nicht möglich. Der Star-gast Scholl und sein Management bestanden darauf: "Keine Fotos und Videoaufnahmen während seines Vortrages und der Gesprächsrunde". Ein externer Fotograf machte die Bilder, die dann einzeln von Scholl zur Veröffentlichung freigegeben wurden. Daher keine eigene Bilder - und eine mehrstündige Verspätung. / ma

28.04.17 - Mensch, Struktur, Basis und Taktik: das sind Mehmet Scholls vier magische Punkte zum Erfolg. Aber was hat es mit diesen Schlagwörtern auf sich, die sich auch auf eine Firma oder die Familie anwenden lassen sollen? Am Donnerstagabend erklärte der ehemalige Fußballprofi und TV-Experte beim sechsten R+S Zukunftsforum, wie sich seine Formel entwickelt hat und setzt sich dazu seine Brille auf.

„In Wahrheit sehe ich euch alle nämlich nicht“, scherzte der 46-Jährige gleich zu Beginn. Die Herzen des Publikums hatte er sofort auf seiner Seite. Als er dann noch sagte, dass seine größten Ängste Krieg und Oliver Kahn seien, lag das Publikum ihm erst recht zu Füßen. Doch schnell kam Scholl zur Sache: „Ja, warum ist der nette Onkel eigentlich hier? Ganz einfach: es gibt vier Punkte. Wenn diese erfüllt sind, steht am Ende der Erfolg. Mit dieser Formel gehe ich an jedes Spiel ran.“

Markus Röhner (l.) begrüßt Mehmet Scholl

Mensch, Struktur, Basis und Taktik

Sein Trainerlehrgang gab Mehmet Scholl den Anstoß zum Nachdenken: „Du sitzt in diesem Fußballlehrgang, umringt von Studenten, die zu ‚Laptop-Trainern’ ausgebildet werden und am Anfang wirst du gefragt: Was will ich und wie bekommen ich das?“ Während seine Kollegen Disziplin mit einem Strafenkatalog erhalten wollten, schrieb Scholl nur Erfolg hin: „Und wie bekommen ich Erfolg? Wenn ich Profis habe oder Menschen, die in diesem Gebiet unschlagbar sind. Denn kein Chef kann alles alleine machen.“ Mit dem Ausdruck „Laptop-Trainer" bezeichnet der Ex-Profi übrigens die Teilnehmer am Trainingslehrgang, die von der Uni auf die Trainerbank wechseln und noch nie in ihrem Leben gegen einen Ball getreten haben - reine Theoretiker.

Mehmet Scholls erster Punkt: die Jungs müssen sich in einer Mannschaft wohlfühlen, denn nur so kann man 100 Prozent bringen: „Angstmachen hilft, allerdings nur kurzfristig.“ Struktur. Jede Mannschaft hat verschiedene Spielertypen. Den Kreativen, den Führungsspieler und die Jungs, die froh sind dabei zu sein: „Jeder Spieler muss sich in seiner Rolle wohlfühlen. Passt die Rolle zu dem Spieler, dann kann er als Führungsspieler Verantwortung übernehmen. Die Mannschaft muss eine Struktur aufweisen können.“

Die Basis und damit Punkt drei bringt Mehmet Scholl zum Plaudern: „Von der Basis, die aus Zweikampfverhalten, Athletik und Technik besteht, ist heute fast nichts mehr zu erkennen. Diese wird besonders von den Laptop-Trainern nicht mehr gefördert, denn die Punkte eins und zwei sind ihnen fremd oder egal.“

Und nun zu Punkt vier, der Taktik: „Von diesem Punkt wird die ganze Welt ‚verarscht‘“. Scholl macht klar, dass man sich Gedanken machen müsse was für Leute in den Trainerlehrgängen sitzen und was der Unterschied zwischen Trainern und ehemaligen Spielern ist: „Fußball ist nicht so wie es euch vermittelt wird und das alles hat nichts mehr mit meinem geliebten Sport zu tun.“

Auf eine Frage aus dem Publikum, ob der DFB langsam aufgewacht sei, antwortete Scholl: „Der DFB denkt darüber nach, eine Trainer-Elite aus ehemaligen Spielern zu erschaffen, die ihrer Meinung nach das Zeug zum Profitrainer haben. Dazu gehören Christoph Metzelder und vor allem auch Sebastian Kehl." Und an welchen der vier Punkte hat es nun gelegen, dass der FC Bayern im Halbfinale aus dem DFB-Pokal geflogen ist? "Ganz einfach: sie waren nicht in der Lage Tore zu schießen. Ansonsten hat alles gestimmt." (fvo) +++