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Mit sprühenden musikalischen Ideen in ihren eigenen Kompositionen und mit einer Hommage an Manuel de Falla begeisterte das Flamencogitarren-Duo Café del Mundo (Alexander Kilian links und Jan Pascal rechts) die Zuhörer im Kurgarten-Café. - Fotos: privat

BAD KISSINGEN Dance of Joy – Day of Joy

Flamenco-Duo “Café del Mundo” begeisterte mit einem neuen Programm

09.05.17 - Ja, es war ein einziger Tanz der Freude und ein Tag der Freude – oder zumindest ein Abend der Freude - für alle, die das Flamencoduo "Café del Mundo" im Bad Kissinger Kurgarten-Café erleben konnten. Und das Besondere bei diesem Konzert der beiden Ausnahmegitarristen Jan Pascal und Alexander Kilian war, dass die Zuhörer auch noch eine Premiere erleben durften. Nicht dass "Café del Mundo" zum ersten Mal hier konzertierte. Nein, die beiden Gitarristen sind fast jährlich in Bad Kissingen zu Gast. Die Premiere war vielmehr ein Programm, mit dem sie eine bisher völlig unbekannte Seite ihres Könnens zeigten, nämlich dass auch das klassische Repertoire durch ihre Musizierweise in einem völlig neuen Licht erstrahlen kann.

Mit "Viajeros", einer ihrer zahlreichen musikalisch fesselnden Eigenkompositionen, und mit "Fiesta" von Chick Corea stimmten sie die Zuhörer auf ihren Stil des Flamenco ein. Der hat zwar seinen Ausgang im traditionellen Flamenco, aber mit Elementen aus Jazz, lateinamerikanischer Musik und Blues schufen vor allem Gitarristen wie Paco de Lucia und Tomatito einen neuen Stil, nämlich den Flamenco nuevo. Jan Pascal und Alexander Killian lassen sich von der Musik anderer Kulturen inspirieren, von Klassik, Worldmusic wie Latin, Tango und östlicher Musik und entwickeln diesen Flamenco nuevo beständig weiter – und damit begeisterten sie von den ersten Tönen an!

So stand auch mit den eher klassischen Kompositionen von Manuel de Falla etwas völlig Neues im Mittelpunkt dieses Konzerts. Sie wurden zunächst nicht für die Gitarre komponiert. Werden sie aber auf die Gitarre übertragen, dann werden sie auf der klassischen Konzertgitarre gespielt. Es war Paco de Lucia, der sie für die Flamencogitarre entdeckte und im Duo zusammen mit José Maria Bandera Sanchez spielte. Und wer könnte sie nun so kongenial bearbeiten und spielen? Es war das Duo "Café del Mundo", dem an diesem Abend diese Herausforderung in großartiger Weise gelang. Und sie konzentrierten sich nicht nur auf die bekannten Stücke, sondern reihten Kompositionen aus verschiedenen Werken zu einem Reigen aneinander und ließen sie durch ihre Bearbeitung und Spielweise zu musikalischen Perlen werden.

Da gab es klassische Anklänge, aber immer gespielt mit der Leidenschaft und der rhythmischen Akkuratesse des Flamenco, und schon bei dem bekannten "Danza del Molinero" den Wechsel zwischen betörend sanften Melodien und glasklaren Rasgueados. Zu dieser Musik ließ Jan Pascal, der mit fast poetischen Worten und auch Wortwitz den Abend moderierte, mit der Kurzform des Librettos zu "El sombrero de tres picos" einen Film vor dem geistigen Auge der Zuhörer entstehen. "El amor brujo", zu Deutsch "Der Liebeszauber", ist der Titel eines einaktigen Balletts.

Wunderbar melodiöse Akkorde, dem Ton mit Vibrato noch mehr Tiefe verleihend, darüber schwebend Tremoli – so füllte der Zauber des Stücks "El circulo magico" den Raum. Und dann der überraschende Gegensatz: Bei "Danza ritual del fuego" züngeln die Flammen hörbar! Die beiden Gitarristen ziehen die ganze Vielfalt der Klangregister ihrer Flamencas, vom metallisch klingenden Spiel am Steg, über den voluminösen Ton über dem Schallloch bis zum zartesten Ton nahe dem Griffbrett. Am Ende dieser Huldigung der Musik Manuel de Fallas, die wie Alexander Kilian es ausdrückte "berührt, anrührt und aufrührt" und gleichsam den Rahmen bildend, erklingt das wohl bekanntesten Stück: "Danza espanol" aus der lyrisch dramatischen Oper "La vida breve", ein musikalisches und virtuoses Glanzstück für die Gitarre.

So wird die Flamencogitarre auch zu einer absoluten Bereicherung des klassischen Konzertlebens. Die Idee übrigens, zu diesem Crossover, zu dieser Begegnung und Auseinandersetzung mit der klassischen Musik wurde nach einem Konzert auf Schloss Seehof geboren, zu dem der Leiter des Bamberger Streichquartetts Karl-Heinz Busch im Rahmen seiner renommierten Konzertreihe eingeladen hatte.

Das anschließende "Arabian nights" zeigt nach Jan Pascals Worten ihre Hingabe an die arabische Musik, die auch den Flamenco beeinflusste. Diese faszinierende Eigenkomposition, geprägt von romantisch klingenden Harmonien, flirrenden Klangkaskaden, kraftvolle Rasgueados, Tremoli und fulminanten Läufen lässt von den Gärten und Räumen der maurischen Alhambra in Granada träumen.

Wer hätte bei Tango an Polen gedacht? Nach der Pause, in der man die beiden Gitarristen als Künstler zum Anfassen erlebte, die die Begegnung mit Menschen als Glück empfinden, lauschten die erstaunten Zuhörer einem solchen. Café del Mundo hatte ihn von einer Konzertreise nach Polen mitgebracht und mit dem singenden Vibrato, feinen Tremoli und begleitenden Arpeggien vermittelten sie in einem beständigen Dialog ihrer Gitarren die süße Melancholie dieses Liedes. Ganz anders, voller Leidenschaft der bekannte, von Café del Mundo in unvergleichlicher Manier interpretierte und gespielte "Libertango" des Argentiniers Astor Piazolla.

Wenn es so etwas wie das Paradestück gibt, dann ist es "Tico Tico no fuba". Spielfreude pur! Nicht nur im Morgenmagazin des ZDF begeisterten die beiden Gitarristen damit das Publikum. Im Kurgartencafe in Bad Kissingen war es an diesem Abend nicht anders. Und wenn man beide Versionen vergleicht? Das Tempo ist noch rasanter geworden! Gibt es da noch eine Grenze? Meinte doch Jan Pascal zuvor noch scherzhaft, dass bei diesem Stück das jugendliche Temperament eines Mitglieds der Band durchgehen werde. Die Antwort des Publikums war nach dem letzten Ton frenetischer Applaus.

Ein Ohrwurm ganz anderer Art "Leon dormido", der schlafenden Löwe. Anlass für diese wunderbar romantische Komposition, die Emotionen auslöst, war bei einem Besuch Spaniens die Warnung der Einwohner, dass von diesem Berg schon mancher nicht zurückkehrte. So blieb für das fehlende Abenteuer die musikalische Auseinandersetzung mit dem so harmlos erscheinenden Berg. Und sie beschreiben den Berg in der Sprache ihrer Flamencas mit einfühlsamen melodiösen Läufen und verzierenden Arpeggien.

In "Spain" aus der Feder des Jazzmusikers Chick Corea und nun wieder auf die Gitarre rückübertragen, entfaltete Café del Mundo noch einmal das ganze spieltechnische Spektrum der Flamencogitarre. Wirbelnde Finger! Die einzelne Bewegung mit dem Auge nicht mehr wahrnehmbar, und doch jeder Ton präzise – die Technik und die Geschwindigkeit allein dem musikalischen Ausdruck und dem gesuchten Ton dienend, an dem die beiden Gitarristen im täglichen mehrstündigen Training mit einer kaum vorstellbaren Disziplin feilen. Kann die Virtuosität dieser Gitarristen im Solospiel schon nur Staunen hervorrufen, im Zusammenspiel ist sie eigentlich nicht mehr fassbar, insbesondere bei parallel gespielten rasanten Läufen.

Den Ausdruck ihrer Lebensfreude komprimierten sie abschließend in "Dance of Joy", einem Stück, dessen Titel auch als Thema über diesem unvergleichlichen Musikerlebnis stand. Und natürlich konnte damit noch nicht Schluss sein! Bei den Zugaben, die das begeisterte Publikum sich erklatschte, brillierten sie nicht nur noch einmal mit musikalischem Spielwitz, sondern entfalteten zur Freude und Erheiterung auch schauspielerische Talente. +++


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