Ehemaliger Astronaut Thomas Reiter auf der Wasserkuppe

24.05.17 - Seit dem Frühjahr 2014 führt die Bundeswehr mit Offiziersanwärter der Luftwaffe regelmäßig Segelflugkurse auf der Wasserkuppe durch. Als Gastgeber fungiert die Fliegerschule Wasserkuppe, die von den Verantwortlichen Offizieren der Bundeswehr für ihre Gastfreundschaft und Verlässlichkeit geschätzt wird. Bis zu zehn Kurse werden jährlich mit bis zu 20 Teilnehmern auf der Wasserkuppe abgehalten.

Ehemaliger Astronaut und Brigadegeneral Thomas Reiter. Schulleiter Harald Jörges ...

Dabei sollen die Offizieranwärter der Offiziersschule in Fürstenfeldbruck in die Welt des Segelfliegens eintauchen. „Denn Segelfliegen bedeutet für die Teilnehmer, Grenzen zu erkennen und neues zu entdecken." Geschätzt wird dabei auch das soziale Miteinander. „Ohne Helfer geht es beim Segelflug nicht“, wird den Lehrgangsteilnehmer beim Flugbetrieb schnell klar. So wird der Flugbetrieb gemeinsam gestaltet. Und selbst Lepo fahren ist eine ganz neue Erfahrung.

Einen besonderen Gast konnte Schulleiter Harald Jörges nun zum Mailehrgang der Bundeswehr auf Hessens höchsten Berg begrüßen. Kein geringerer als der ehemalige Astronaut Thomas Reiter war als Mentor für die 20 Offiziersanwärter dabei. Der Brigadegeneral wurde von der Bundeswehr zu Tätigkeiten bei der Europäischen Weltraumorganisation beurlaubt. So kreiste er 1995 mit der russischen Weltraumstation insgesamt 176 Tage um die Erde. Einen Nachschlag gab es, als Reiter im Jahr 2006 weitere 166 Tage mit der Internationalen Raumstation ISS schwerelos die Erde umkreiste. Völlig schwerelos fühlte er sich sicher auch, als er sechs Stunden Reparaturen im Außenbereich der ISS vornahm. Hier wurde er von seinem Raumfahrkollegen Jeffrey Williams begleitet. Ob er dabei einen Blick auf die Rhön hinab warf, dürfte ein gut gehütetes Geheimnis sein.

Zumindest beim Windenstart dürfte der Brigadegeneral wieder für Sekundenbruchteile den Standschub der russischen Trägerrakete oder des Space Shuttle gespürt haben. Von null auf hundert in drei Sekunden und der steile Aufstieg am Windenseil bereitet Reiter sicherlich auch heute noch mächtig Spaß. Das Segelfliegen ließ ihn seit seiner frühen Jugend nicht los. Mit 14 Jahren begann er mit dem Flugsport und war sich klar: Ich werde einmal Pilot. Dieses Ziel hat Reiter auch als Testpilot erreicht und flog 15 Düsenjets.

Den Bazillus Segelfliegen hat der heute 58-Jährige dabei mit auf der Wasserkuppe eingefangen, als der in Neu Isenburg aufgewachsene Astronaut mit seinen segelflugbegeisterten Eltern die Wasserkuppe besuchte. „Das Fliegen hat mich von da an nicht mehr losgelassen“, berichtete Reiter den Lehrgangsteilnehmern. Diese zeigten sich nach je 20 Starts, mehrheitlich im Windenschlepp, vom Segelfliegen begeistert. Thomas Reiter reiht sich nun ebenfalls in die Besucherliste von Astronauten auf der Wasserkuppe ein. Unvergessen der Besuch von Neil. A. Armstrong im Jahr 1970, der als erster Mensch den Mond betrat. Auch Ulf Merbold hat die Geburtsstätte des Segelflugs schon besucht.

Der Brigadegeneral ließ es sich nicht nehmen, mit Schulleiter Jörges das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe zu besuchen. Begleitet wurde er ebenso von Oberst Oliver Eckstein von der Bundeswehrhochschule in Fürstenfeldbruck. Für die Verantwortlichen ist es wichtig, dass die Teilnehmer das Gefühl der drei Dimensionen hautnah erleben. Und hier vermittelt der Segelflug vielerlei Eindrücke, wenn man dabei die elementaren Naturkräfte hautnah spürt. „Gastfreundschaft wird bei der Fliegerschule Wasserkuppe großgeschrieben“, so Schulleiter Jörges und seine Mitarbeiter. Seine Leidenschaft für das Fliegen strahlt Jörges mit Herzblut aus. Er freut sich, dass immer mehr Interessenten den Weg zur Fliegerschule finden. „Und die gute Ausbildung, Atmosphäre und Ausstrahlung schätzt auch die Bundeswehr“, schilderte Oberst Eckstein zum Lehrgangsende auf der Wasserkuppe. +++