Karin Ahrens (75) zum Verkauf ihres Modehaues: "Entscheidung nicht einfach"

25.05.17 - Die Marburger Unternehmerin Karin Ahrens (75) hat am Mittwochnachmittag auf die OSTHESSEN|NEWS-Anfrage zum Verkauf des Fuldaer Traditionsmodehauses Schneider reagiert. Seit fast 80 Jahren ist das Haus die 1. Adresse für Damenmode am Universitätsplatz. Vom ehemals kleinen Stoffladen entwickelte sich das Unternehmen zu seiner heutigen Marktstellung als "Platzhirsch für Damenmode" in der Region und Stadt Fulda. Die heutige Alleineigentümerin, Karin Ahrens, folgte in der Unternehmensnachfolge ihrer Mutter, Erna Schneider, als diese im Jahr 1990 schwer erkrankte. Zum 1. Juli übernimmt der Kölner Damenmode-Filialist AppelrathCüpper die Geschäfte von Schneider in Fulda.

"Es ist nicht einfach, ja, es fällt sogar schwer, als Unternehmer den richtigen Zeitpunkt zu finden, um das Unternehmen in gute Hände zu überführen und damit Kontinuität zu gewährleisten", erklärt Ahrens im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS und betont: "Dies gelingt nur, wenn man nach reiflicher Überlegung eine Richtungsentscheidung trifft und sich zu dieser innerlich bekennt. Ich freue mich daher, dass es uns gelungen ist, in AppelrathCüpper die kompetenten Modepartner gefunden zu haben, die mit unseren Mitarbeitern und sicher auch einigen unserer bisherigen Partner den richtigen Weg in die Zukunft des Handels gehen." (cps)

Ein Auszug der Persönlichen Erklärung von Karin Ahrens veröffentlicht O|N hier:

"AppelrathCüpper wird das Unternehmen unter dem in unserer Region seit Jahrzehnten eingeführten Namen 'Modehaus Schneider' fortführen und hat die in unserem Eigentum befindlichen Geschäftsimmobilien mit einer Verkaufsfläche von ca. 3000qm langfristig gemietet. Sämtliche Mitarbeiter/innen haben unter Wahrung ihrer sozialen Besitzstände ein Übernahmeangebot gemäß § 613 a BGB erhalten.

Um Fehlmeldungen vorzubeugen, möchte ich darauf hinweisen, dass nicht wirtschaftliche Gründe mich zum Verkauf veranlassen, sondern es ausschließlich um eine gute und geregelte Nachfolge geht, wobei es insbesondere darum ging, das Format von Schneider Fulda als reinen Damenmodeanbieter zu erhalten.

Mein Unternehmen hatte über die Jahre hinweg immer eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Dies gilt auch für die zurückliegenden Monate, die in unserer Branche nicht ohne Probleme gewesen sind. Die letzte Neuausrichtung unseres Hauses liegt erst wenige Monate zurück. Unsere Marktstellung in Fulda als führendes Modehaus ist allgemein anerkannt und unbestritten."

OSTHESSEN|NEWS-Reporter Christian P. Stadtfeld.

Kommentar von Christian P. Stadtfeld zum Schneider-Verkauf:

Eine weitsichtige und unternehmerisch sehr bedeutende Entscheidung hat Karin Ahrens mit dem Verkauf ihres Modehauses getroffen. Viele Mittelständler regeln die Nachfolge der oft mit viel Herzblut aufgebauten Unternehmen gar nicht oder zu spät. Folgen, die häufig eintreten: unsichere Zukunft, Schwächung der Marktposition. Frau Ahrens hat es richtig gemacht.

Eine Gefahr birgt der Verkauf des Traditionshauses aber dennoch: Das renommierte Modehaus Schneider geht vom klassischen Familienbetrieb an einen Filialisten. Karin Ahrens und zuvor ihre Mutter Erna Schneider haben in der Region auch soziale Verantwortung übernommen, sich in der Stadt eingebracht und den Einzelhandel - vor allem das City Marketing - unterstützt. Und zwar aktiv. Der neue Eigentümer AppelrathCüpper kann sich natürlich auch engagieren, doch das Management sitzt in Köln und nicht in Fulda. Bleibt zu hoffen, dass Schneider eine regionale Marke mit Interesse an Fulda bleibt - daran wird das Haus von den Einzelhändlern und den Verantwortlichen der Stadt gemessen. +++