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Edelkrebsweibchen mit Eiern - Foto: Verwaltungsstelle Biosphärenreservat

RHÖN Fachvortrag in Hünfeld

Biosphärenreservat Rhön: Comeback für Edelkrebs, Schneider und Karausche

07.06.17 - Einmal mehr wurde der Vortragsraum der VR-Bank NordRhön in Hünfeld zur Diskussionsplattform für Artenschutzprojekte im Biosphärenreservat Rhön. Die VR-Bank hatte den renommierten Fischereibiologen Christoph Dümpelmann aus Marburg eingeladen, um über die Rhöner Artenschutzprojekte Edelkrebs, die Kleinfischart Schneider und die Karausche zu informieren. Begrüßt wurden die rund 40 Teilnehmer vom Marketingleiter der VR-Bank, Jörg Bachmann, VR Bank Nordrhön, der auf die gute Tradition der gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Biosphärenreservat hinwies.

Christoph Dümpelmann, der seit 2004 mehrere Projekte in der Rhön betreut, begann seinen Vortrag mit dem Deutschen Edelkrebs. Der Edelkrebs, der immerhin eine Länge von über 20 cm erreichen kann, war bis in den 1960er Jahre eine weitverbreitete Art. Gewässerverschmutzungen, Gewässerverbauung und das Einführen amerikanischer Krebsarten führten beinahe bundesweit zur Ausrottung. Bereits 2002 wurden in der hessischen Rhön erste Schritte zur Wiederansiedlung unternommen. Es erfolgten schrittweise die Kartierung eventueller Krebsvorkommen und die Suche nach geeigneten Bächen. In Fischteichen bei Wüstensachsen wurden versuchsweise erste Krebse besetzt.

Ab 2004 erfolgten weitere Besatzmaßnahmen mit den deutschen Krebsen, zunächst mit erwachsenen, dann mit Jungtieren. Als geeignet, weil naturnah und frei von amerikanischen Krebsen, wurden die Bäche Brandbach, Scheppenbach, Nüst, Nässe, Weid, Döllbach, Dammersbach, Igelbach und Dörmbach ausgewählt. Hinzu kamen mehrere Naturschutz- und Forstteiche und in 2016 die Hasel. Als ungeeignet wegen starkem Vorkommen amerikanischer Arten erwiesen sich die Ulster, die Fulda, die Lütter, die Haune und die Wanne im Unterlauf. Da die amerikanischen Arten in der Regel die sogenannte Krebspest aufweisen, gegen die die europäischen Arten keine Resistenz aufbauen konnten, musste ein Zusammentreffen beider Arten bestmöglich ausgeschlossen werden.

Aus Sicht von Dümpelmann ist das Projekt ein herausragendes Beispiel für eine gelungene Wiederansiedlung. Nachdem bis 2010 Krebse ausgebracht wurden, erfolgen nun jährliche Erfolgskontrollen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Fischereiberechtigten, den Rangern des Biosphärenreservats und den ehrenamtlichen Gewässerwarten. Mit Ausnahme des Dörmbachs gelangen in allen Bächen sogenannte Wiederfänge. Mitunter handelte es sich dabei um Eier tragende Weibchen, ein Indiz dafür, dass sich die Bestände auch ohne weiteren Besatz vermehren.
Dümpelmann warnte eindringlich vor den Gefahren illegaler Auswilderungen von amerikanischen Krebsarten, die eine permanente Bedrohung des Projektes darstellen.

Als zweites Projekt stellte der Biologe das in 2012 begonnene Projekt zur Wiederansiedlung des Schneiders vor. Der unscheinbare Schwarmfisch wurde noch in den 1950er Jahren als häufig beschrieben, konnte aber seit den 1990er Jahren in der Rhön nicht mehr nachgewiesen werden. Auf Grund seiner hohen Ansprüche an die Wasserqualität und die Gewässerstruktur ist er ein wichtiger Anzeiger für intakte Bäche. Nach umfangreichen Untersuchungen wurde in Zusammenarbeit mit der Oberen Fischereibehörde begonnen, Schneider nachzuzüchten und in der Ulster bei Günthers und im Döllbach bei Rothemann auszusetzen. Im Döllbach war die Aktion von Erfolg gekrönt. Sowohl in Rothemann als auch bei Hattenhof konnten inzwischen Schneiderschwärme nachgewiesen werden. An der Ulster fehlen bislang solche Wiederfänge. Dümpelmann vermutet, dass die Fische nach Thüringen verdriftet wurden, und er hofft auf vergleichende Untersuchungen jenseits der Landesgrenze. Auch für 2017 sind erneut gemeinsam mit den Gewässerwarten Bestandskontrollen an Ulster und Döllbach geplant.

Ein weiterer Fisch, um den sich das Biosphärenreservat kümmert, ist die Karausche. Auch dieser konkurrenzschwache Friedfisch ist hessenweit durch den Verlust seiner ursprünglichen Lebensräume extrem gefährdet. Die Karausche ist eigentlich ein Fisch der Auen, der Altarme und Überschwemmungsbereiche. Aber auch in Naturschutz- und Forstteichen findet die Art gute Voraussetzungen, sofern andere Fischarten fehlen. Folglich wurden nach Voruntersuchungen eine Reihe von Teichen wie die Tannenfelsteiche, die Schäferteiche und der untere Teich am Hübelsberg besetzt. In der Regel konnte sich die Karausche etablieren und vermehren. Ziel ist es nun, nach und nach weitere geeignete Forstteiche und gegebenenfalls auch Auengewässer mit Karauschen neu zu besiedeln.

Dümpelmann hofft hier insbesondere auf weitere geeignete Forstteiche und bietet HessenForst eine Kooperation an. Auch bei diesem Projekt stellen ungenehmigte Besatzmaßnahmen eine Gefahr dar. Goldfische, Karpfen und Giebel verdrängen Karauschen und führen zum Erlöschen der Bestände. Hechte können einen Karauschenbestand in einem Teich vernichten. Auch hier appellierte der Referent, insbesondere die illegalen Goldfischauswilderungen aus Gartenteichen zu unterbinden. Im Tümpelgarten Fulda wurde im letzten Jahr ein Schauaquarium eingerichtet, dass die Karausche zeigt.

Dümpelmann dankte für gute Zusammenarbeit in der Region und die Unterstützung durch die Obere Fischereibehörde. Ferner warb er für das Netzwerk der ehrenamtlichen Gewässerwarte. Weitere Helfer sind hier jederzeit willkommen und können sich beim Biosphärenreservat unter der Telefonnummer (06654) 96120 melden. +++


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