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FULDA Zeigen, woraus die Kirche lebt...

2.500 Gläubige bei einer der größten Fronleichnams-Prozessionen Hessens

15.06.17 - Mit Gottesdiensten und Prozessionen durch Städte und Dörfer feiern heute alle katholischen Pfarrgemeinden Hessens "Fronleichnam". Das Hochfest dient der öffentlichen Verehrung der Eucharistie und wird stets am ersten Donnerstag nach Abschluß der fünfzigtägigen Osterfeier begangen. An einer der größten Fronleichnams-Prozessionen Hessens haben heute morgen in Fulda bei sonnigem Wetter etwa 2.500 Menschen teilgenommen. Nach einem Gottesdienst im Dom zogen sie knapp zwei Stunden lang bei strahlendem Sonnenschein und sommerlicher Hitze an vier Stationen der Innenstadt entlang, die mit frischem Birkengrün, bunten Blumenteppichen und gelb-weißen Fahnen geschmückt waren.

Weil die Kirche zeigen wolle, woraus sie lebt und was sie der Welt zu geben hat, darum feiere sie das Hochfest Fronleichnam unter den Blicken der Öffentlichkeit, stellte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen in seiner Predigt heraus. Fronleichnam sei ein Ergänzungsfest zu Gründonnerstagabend und damit wesentlich auf die Hl. Eucharistie bezogen. „In der Feier der Eucharistie begegnen wir dem auferstandenen und in der Kraft seines Geistes gegenwärtigen Christus selbst. Mit dieser Überzeugung steht oder fällt unser christlicher Glaube“, hob der Oberhirte hervor. „Ohne diese Glaubensüberzeugung wäre die Feier der Eucharistie nichts Anderes als Totenkult und damit ein weiterer Ausdruck unserer Trauer über die Macht des Todes in der heutigen Welt.“ In der Feier der Eucharistie begegne den Gläubigen der Auferstandene selbst und sei in seinem Geist gegenwärtig.

Fronleichnamsprozession durch die Fuldaer Friedrichstraße. Fotos: Marius Auth


Die Kirche sei im Kern Eucharistie und werde von der Eucharistie her immer wieder neu aufgebaut. „Christus schenkt uns seinen Leib, damit wir selbst Leib Christi werden. In der Eucharistie gehen wir in das über, was wir empfangen. Wir empfangen den Leib Christi, um immer deutlicher und glaubwürdiger den Leib Christi in der Welt darzustellen und zu bilden“, erläuterte der Bischof. Die Eucharistie wirke über den Abschluss der liturgischen Feier hinaus. In der Leibhaftigkeit, die Christi Gegenwart in den eucharistischen Gaben angenommen habe, werde die Kirche von Christus auch weiterhin begleitet. „Er geht sozusagen mit ihr auf ihrem Weg in den Alltag, wie wir es gleich bei der Prozession durch die Straßen unserer Stadt Fulda zeichenhaft darstellen.“ Für Christen höre das Kirche-Sein beim Verlassen des Kirchengebäudes nicht auf, unterstrich Algermissen. „Wenn wir teilnehmen dürfen an der sakramentalen Feier der Selbsthingabe Jesu Christi für uns Menschen, dann sind wir auch gesandt, uns im Alltag des Lebens den Menschen zur Verfügung zu stellen, die unsere Hilfe und Begleitung nötig haben.“ Christen müssten Barmherzigkeit, Gnade und Frieden in eine Welt bringen, wo „man einander fertigmacht“. Der Gottesdienst wolle hinauswirken in die Welt und die Beziehungen der Menschen untereinander verwandeln. Selbstverständlich müssten die Eucharistiefeier und die folgende Prozession mit dem Allerheiligsten Konsequenzen haben zugunsten von Frieden und Gerechtigkeit, Wahrheit und Ehrfurcht vor den anderen. Nach katholischem Verständnis konstituiere die Eucharistie eine Wirklichkeit, die Kirche konstituiere.


Dies sei die Herzmitte der Eucharistie, fuhr Bischof Algermissen fort: „Wir empfangen Christus und werden so auf geheimnisvolle Weise zu seinem Leib“. Katholisches Denken könne sich Kirche nie ohne den erhöhten Christus vorstellen. Die Kirche lebe aus der bleibenden Gegenwart des erhöhten Christus, der sich in der eucharistischen Gabe aus den an ihn Glaubenden ständig neu seine Kirche schaffe. „Ohne Eucharistie gibt es keine Kirche. Ohne Kirche gibt es keine Eucharistie. Kirchliche Gemeinschaft und eucharistische Gemeinschaft gehören untrennbar zusammen.“ Kirche sei nicht eine Organisation, die Menschen von sich aus gründeten, sondern ein von Gott her durch Jesus Christus eröffneter Lebensraum, in den die Christen durch Glaube und Taufe hineingerufen würden.


Die volle Teilnahme an der Eucharistie setzt nach Meinung Algermissens daher die sakramentale Gemeinschaft der Kirche voraus. Für das Verständnis der katholischen Position in der Frage der Zulassung von nicht katholischen Christen zum Empfang der Eucharistie sei die Grundüberzeugung der alten Kirche entscheidend, dass Kommuniongemeinschaft und Kirchengemeinschaft wesentlich zusammengehören. Dies sei ein ehrlicher Ansatz im Jahr des Reformationsgedenkens für den Weg in die Zukunft zur Kircheneinheit. Nach katholischem Verständnis sei die Feier der Eucharistie Darstellung des Wesens der Kirche. „Christus schafft sich in diesem heiligen Zeichen seine Kirche je und je neu. Er sammelt sie in allen Generationen gleichsam ‚hinter‘ sich, um alle zum Vater zu führen“, so der Bischof.


Prozessionen, bei denen als sichtbares Zeichen für den Glauben der "Lebendige Leib des Herrn" als geweihte Hostie in einer Monstranz durch die geschmückte Straßen getragen wird. Das Fest geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliane von Lüttich im Jahre 1209 zurück. Es war 1246 von Papst Urban dem Vierten für die ganze katholische Kirche als verbindlich angeordnet worden. Fronleichnam galt im Mittelalter zunächst nur als Ausdruck der Frömmigkeit, bekam aber im 16. Jahrhundert eine antireformatorische Bedeutung. Das Wort "Fronleichnam" stammt aus dem Mittelhochdeutschen: ""vron" heißt "Herr" und "lichnam" meint den "lebendigen Leib". Seit dem II. Vatikanischen Konzil werden die Prozessionen durch Städte und Fluren auch als Darstellung des "wandernden Gottesvolkes" verstanden. +++


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