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Bauunternehmer Veit Küllmer stellte am Dienstagabend seine Pläne vor - Fotos: Hans-Hubertus Braune

FULDA Heiße Bürgerversammlung im Stadtteil

Malkes und das Dilemma "Muschelkalk" - Veit Küllmer plant Kalkkiesgrube

22.06.17 - Malkes ist ein idyllischer und dörflich geprägter Stadtteil von Fulda. Die 172 Einwohner lieben und schätzen die hervorragende Lage und nicht wenige beneiden die Malkeser für ihr intaktes Dorfleben. Das unmittelbar angrenzende Industriegebiet Fulda-West brachte zwar mehr Verkehr, aber eben auch Arbeitsplätze. Gerne wird mal zusammen gefeiert und das eine oder andere Bierchen zusammen getrunken. Zum Bauunternehmer Veit Küllmer pflegen viele einen guten Kontakt, er unterstützt die Malkeser gerne. Mit Markus Röhner wohnt ein prominenter Unternehmer im Dorf. Alles im Lot in Malkes, wäre da nicht dieser Muschelkalk am - oder manche sagen auch - im Dorf.

Für diesen interessiert sich der Bauunternehmer Veit Küllmer, braucht er doch für den Straßenbau den begehrten Muschelkalk - auch Kalkkies genannt. Jetzt fängt das Dilemma so richtig an. Auf der einen Seite wollen viele Malkeser - so zumindest der Eindruck bei der Bürgerversammlung am gestrigen Dienstagabend im vollbesetzten Schulungsraum der Feuerwehr - ihrem Veit nicht vor den Kopf stoßen, andererseits stört sie so eine Kalkkiesgrube schon erheblich. Das Dilemma spitzt sich in der Form zu, sollte Küllmer abspringen, könnte ein anderer Interessent kommen, welcher sich für die Belange und Interessen der Malkeser mal überhaupt nicht interessiert. Ein Team der "hessenschau" weilte auch auf der Bürgerversammlung und wird heute Abend um 19.30 Uhr darüber berichten.

Die gelb markierte Fläche soll Kalkkiesgrube werden Foto: Hendrik Urbin

Das Feuerwehrgerätehaus war trotz der Hitze voll besetzt

Unternehmer Markus Röhner wehrt sich gegen die geplante Kalkkiesgrube direkt neben ...

Küllmer hat schon vor über drei Jahren mit den beiden Grundstücksbesitzern der entsprechenden Fläche einen Vorvertrag abgeschlossen. "Dann habe ich den Ortsbeirat informiert und bevor ich den Bauantrag im April gestellt habe, viele Fachbehörden mit einbezogen", erklärte Küllmer am Dienstagabend.

Neben Küllmer waren auch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Jürgen Fehl, Leiter der Bauaufsichtsbehörde der Stadt Fulda anwesend. Eingeladen hatte Ortsvorsteher Rudolf Schultheis. Eine zunächst angedachte - nicht öffentliche - Abstimmung unter den anwesenden Bürgern - wurde auch nach Vorschlag des Oberbürgermeisters nicht durchgeführt. "Dann müssten wir alle Malkeser befragen", sagte Wingenfeld, der für einen konstruktiven Austausch warb und Vorschläge auch hinsichtlich der Nutzung von bislang gesperrten Wegen für die LKW-Transporte prüfen lassen will.

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld

Die Diskussionen um den Abbau des Materials aus einer bis zu zehn Meter tiefen Grube entfachten sich in den vergangenen Wochen, nachdem der Fuldaer Unternehmer Markus Röhner das Vorhaben scharf kritisierte. Als unmittelbarer Anwohner sei er nicht in das Verfahren eingebunden. Er befürchtet, dass Malkes "in den nächsten 16 Jahren (dem beantragten Abbauzeitraum) kaputt sei und der Wert der Häuser um 30 bis 40 Prozent sinke." Dass es zwischen den beiden Unternehmern nun gewaltig knirscht, wurde auch am Dienstagabend deutlich.

Jürgen Fehl, Leiter Bauaufsichtsamt der Stadt Fulda im Fokus der Kamera des hr fernsehens ...

Der Malkeser Ortsvorsteher Rudolf Schultheis

Unternehmer Veit Küllmer

Was sagt nun die Bauaufsicht zur Sache? Nicht viel. Das Genehmigungsverfahren stehe noch ganz am Anfang. Die eingereichten Unterlagen seien noch unvollständig. So müssten die Ergebnisse einer Probebohrung nachgereicht werden. Zudem dürften im Verlauf des Verfahren weitere Nachfragen und Gutachten folgen. Letztlich aber müsse die Stadt nach Recht und Gesetz entscheiden. Werden alle vorgeschriebenen Grenzwerte auch in Sachen Lärmbelastung oder Staubentwicklung eingehalten, dürfte der Baugenehmigung kaum etwas im Wege stehen. Die betroffenen Anwohner könnten selbst nach Baubeginn - also ab dem Zeitpunkt, wo sie sichtlich vom geplanten Bauprojekt erfahren, ein Jahr lang Widerspruch ("Drittwiderspruch") einlegen. Letztlich müsste dann das Verwaltungsgericht in Kassel entscheiden.

Nahm Stellung zu seinen Plänen: Veit Küllmer

Was sagt Veit Küllmer? Er hätte die Bürgerversammlung lieber zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt, da er zum jetzigen Zeitpunkt nichts Konkretes sagen könne. Zum Beispiel, wie viel Kalkkies letztlich wirklich abgebaut werden kann. Wieviel Rohstoff steckt tatsächlich unter der Erde? Ein Schürfgraben soll Klarheit bringen. Küllmer geht aber davon aus, dass längst nicht die eingereichte Menge erzielt werde. Von der Menge hängen auch die Transporte ab. Küllmer sagt klar: "Staub und Lärm können wir nicht komplett verhindern, wir werden aber alles dafür tun, diese zu minimieren." Er versprach, rechtzeitig über neue Entwicklungen zu informieren. Er machte aber auch deutlich: "Wenn nicht ich den Kalkkies abbaue, dann kommt ein anderer." In diesem Jahr werde am geplanten Baugrundstück aber "nichts passieren". Auch bei Umsetzung des Projekts werde weder gesprengt noch eine Brecheranlage eingesetzt. Der Abbaubereich - etwa 2,5 Hektar groß - werde durch teils mobile Lärmschutzwalle und einem Bauzaun mit Sichtschutz abgegrenzt. Die gesamte Fläche werde in vier Abschnitte aufgeteilt. Der Abbau und das Auffüllen mit unbelasteter Erde solle abschnittsweise erfolgen.

Die Bürger diskutierten im Wesentlichen darüber, dass sie die Informationen zum geplanten Kalkkiesabbau erst sehr spät erhalten haben. Über mögliche Routen für die Laster wurde gesprochen und wie sehr das Projekt dem Dorf schade. Zum Abschluss der gut zweistündigen Versammlung fasste Ortsvorsteher Schultheis zusammen: "Viele Fragen sind noch zu klären, es steht bislang nicht fest, ob die Kalkkiesgrube tatsächlich kommt und es soll künftig besser kommuniziert werden".

Übrigens: Wenn der Kalkkies, also der Muschelkalk, irgendwann nach 16 oder vielleicht auch weniger Jahren abgebaut worden ist, dann soll die betreffende Fläche auf das jetzige Niveau wieder zurück gebaut werden. "Malkes ist im Zwiespalt. Man bekommt vom Veit alles. Es ist ein emotionales Problem", sagte einer der Zuhörer. "Für uns Malkeser bist Du der Beste, der das macht", so ein anderer Bürger. Doch am liebsten würden sie auf das Dilemma Kalkkiesgrube wohl ganz verzichten wollen. (Hans-Hubertus Braune) +++


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