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Chris de Burgh im Gespräch mit O|N-Volontärin Franziska Vogt - Fotos (4): Erich Gutberlet

FULDA Irischer Weltstar im O|N-Exklusiv-Interview

"In Fulda kann ich ich sein!" - Chris de Burgh über Medicus, Brexit und Libanon

23.06.17 - Er ist ein Weltstar und fühlt sich in Fulda wie zu Hause. Hier kann er unerkannt durch die Straßen laufen und kaum jemand  bemerkt ihn. Die Rede ist vom irischen Sänger Chris der Burgh, der am Mittwochabend erneut 1.200 Besucher bei seinem Konzert in der Esperanto-Halle begeisterte. Und weil nach dem Konzert bekanntlich vor dem Konzert ist, haben wir den symphatischen 68-Jährigen zu einem exklusiven Interview im Romantik-Hotel "Goldener Karpfen"  getroffen. 

O|N: Normalerweise machen wir Konzertkritiken, in Ihrem Fall hat sich die Redaktion dafür ausgesprochen, eine Nachbereitung des Auftritts im Interview im "Goldenen Karpfen" zu machen. Wie lief's denn gestern in der Esperanto-Halle?

Chris de Burgh: Ich habe es sehr genossen, es war toll. Die Show war, glaube ich, die 35. auf unserer Europatour, die Mitte April angefangen hat. Wir werden unsere Tour im Libanon, genauer gesagt in Beirut beenden. Danach geht es in  Kanada und Amerika weiter. 

O|N: Sie sind ja öfter in Fulda und scheuen sind auch nicht, direkt auf die Straße zu gehen und das Fuldaer Publikum mit Spontaneinlagen zu überraschen. Woher kommt diese enge Verbindung zu Fulda? 

In Fulda fühlt de Burgh sich wohl ...

... mit uns plaudert er auch über sein spontanes Konzert am Luckenberg ... ...

... aber auch über ernste Themen wie den Brexit.

Chris de Burgh: Vor drei Jahren war ich mit Freunden hier in Fulda in einem Restaurant und da ist mir ein junger Mann aufgefallen, der an einer Ecke Gitarre spielte. Dieser junge Mann hat mich wahnsinnig an mich selbst erinnert. Als ich mit der Musik angefangen habe, habe ich auch auf der Straße gestanden und Gitarre gespielt, um Geld zu verdienen. Und der junge Musiker war wirklich gut. An den Liedern, die er spielte, habe ich sofort erkannt, dass er Engländer sein muss, und habe ihn gefragt, ob ich mir seine Gitarre leihen kann und so kam es zu dem spontanen Konzert. Und um jetzt zu meiner engen Verbindung nach Fulda zu kommen: Seit 20 oder 25 Jahren komme ich nun schon hierher und was soll ich sagen, ich mag die Stadt richtig gerne. Ich kann mich frei bewegen, ohne Bodyguards, und einfach ich selbst sein und niemand bemerkt es. Denn mit Bodyguards erregst du automatisch Aufmerksamkeit, aber so kann ich ich sein und das ist wundervoll. Und heute Abend schaue ich mir das Muscial "Der Medicus" an. 

O|N: Sie haben sich in Ihren Songs immer schon für gesellschaftspolitische Themen interessiert. Was sagen Sie zum Brexit und dem Allgemeinzustand der Europäischen Union? 

Chris de Burgh: Der Brexit ist das größte Desaster und das Dümmste was die Briten seit Jahrhunderten gemacht haben. Ich glaube es ist ein Beispiel dafür, dass die Demokratie nicht funktioniert. Wir haben 51 Prozent, die 49 Prozent erklären, was in ihrem Leben passieren soll - das ist so falsch. Ich denke David Cameron hat einen Fehler gemacht, das Referendum in die Wege zu leiten, und Theresa May ebenso, als sie zu den allgemeinen Wahlen aufrief. Ich denke, würde ein neues Referendum gestartet werden, würden sich die Briten gegen den Austritt aus der EU entscheiden. Die meisten jungen Leute wollten in der EU bleiben. Die Leute, die aus der EU austreten wollten, haben so viele Lügen erzählt über Einwanderung und vieles mehr. Wir Iren sind stolz darauf, in der EU zu sein. Es ist ein absulot falscher Schritt gewesen. 

Am Mittwochabend im Fuldaer Esperanto ... Fotos: Martin Engel

O|N: Sie spielen auf Ihrer Weltournee unter anderem auch in Beirut. Welche Erfahrungen haben Sie als Künstler im arabischen Raum gemacht? 

Chris de Burgh: Ich war schon sehr oft im Libanon und war der erste Künstler, der dort nach dem Bürgerkrieg 1993 aufgetreten ist, der Ort war immer noch gefährlich und ich wurde davor gewarnt. Wir haben zwei Konzerte dort gegeben mit 20.000 Besuchern an jedem Abend und sie waren so dankbar. Seitdem reise ich dort regelmäßig hin. Ebenfalls bin ich dort in TV-Sendungen aufgetreten, die in der ganzen arabischen Welt ausgestrahlt werden. Eine von den Shows „Star Academy“, die wird von 100 Millionen Leuten live gesehen. Bevor ich meine Tour in Beirut beende und dort mein letztes Konzert gebe, bekomme ich einen Abend vorher einen Preis für mein Lebenswerk verliehen. Als Dank, was ich alles für den Libanon getan habe. Ich finde die Menschen dort toll, wenn auch nicht die Politik, ich weiß, dass es ein schwieriges Fleckchen Erde ist, aber Menschen sind eben Menschen und ich freue mich, wieder dorthin zu kommen, auch wenn es sehr heiß ist (lacht).

O|N: Kommen wir in diesem Zusammenhang zu Ihrer Musik: "A better World" heißt Ihr neues Album. Wie könnte die denn aussehen? 

Chris de Burgh: Erstmal möchte ich Sie wissen lassen, dass der Titel des Albums nicht das widerspiegelt, was ich eigentlich damit sagen möchte. "A better World" ist ein Weg, das Album zu beschreiben. Es ist etwas, was jeder Mensch auf der ganzen Welt haben möchte: einen Platz, wo man sich wohl und sicher fühlt, und das ist heute niemand mehr. Leute fragen mich, warum ich nach Beirut gehe, und dann frage ich, warum gehst du nach Manchester oder Berlin? Ich geh nach Paris nächste Woche. "A better World" beschreibt ein Gefühl.

O|N: Sie sind seit Jahrzenten im Geschäft. Bob Dylan und Paul McCartney zum Beispiel wirken abgehoben - im Gegensatz zu Ihnen. Sie sind der Bodenständige unter den Barden. Zumindest kommen Sie medial so rüber. Sehen Sie sich auch so, und wenn ja: Was erdet Sie? 

Chris de Burgh: Ich weiß es nicht (lacht). Das bin einfach ich. Ich glaube, dass jeder Mensch gleich ist, und ich habe ein Talent, das Singen, das ist aber keine große Sache. Wir sind alle gleich. Wir sind alle geboren und müssen irgendwann sterben. Das, was ich kann, ist Menschen glücklich zu machen und das ist ein großartiger Beruf. Ich kann mich glücklich schätzen, denn meine Stimme spielt immer noch sehr gut mit. Zum Beispiel gestern Abend: Das Konzert begann um acht und endete um 22.45 Uhr mit einer kleinen Pause, ich kann mich wirklich glücklich schätzen. 

O|N: Wenn man die Leute fragt, was hat Chris de Burgh für Songs komponiert, dann nennen sie aus Ihrem umfangreichen Werk in der Regel die Hits aus den 80er Jahren: "The Lady in Red", "High on Emotion" und "Don't pay the Ferryman". Tut das weh? Oder macht es Sie ein Stück weit stolz? 
 

Chris de Burgh: Well, ich habe so viele Alben herausgebracht, manche von ihnen sind sehr bekannt, aber die neuen Sachen werden auch sehr gut angenommen und sind ebenso erfolgreich. Zum Beispiel "Borderline" vom Album "A better World". Ich könnte nie auf Tour gehen und einfach sagen, „ich bin eine Legende“ und nur alte Sachen spielen. Wir haben letzten Abend neun Lieder aus dem neuen Album gespielt und jeder hat sie toll gefunden. Natürlich spielen wir auch die alten Songs, wir müssen (lacht). Mein Song "The Lady in Red" kennt jeder auf der ganze Welt, aber Lieder wie "High on Emotion" waren auch in Frankreich erfolgreich. Ich kann auch Rock, aber das vergessen viele Leute. 

O|N: Herr de Burgh, vielen Dank für das Interview. 

Chris de Burgh: Ich bedanke mich. (Setzt seine Sonnenbrille auf und verabschiedet sich auf einen Spaziergang durch die Fuldaer Innenstadt.) 

Das Interview führte (in perfektem Englisch) Franziska Vogt. +++ ci


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