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Das heutige jüdische Gemeindezentrum Ecke Rangstraße/von-Schildeckstraße - Foto: Hendrik Urbin

FULDA Starke Wurzeln in drei Jahrzehnten

"Stolz auf diese lebendige Gemeinde" - 30 Jahre Jüdische Gemeinde Fulda

02.07.17 - "Wir sind stolz auf diese inzwischen große jüdische und besonders lebendige Gemeinde, die in der Vergangenheit unsere Stadt geprägt hat". Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Heiko Wingenfeld ließ bei einem Empfang am Sonntag zum 30-jährigen Bestehen der heutigen jüdischen Gemeinde keine Zweifel daran, welch bedeutsame jüdische Persönlichkeiten in der Vergangenheit aus den Reihen der Fuldaer Juden hervorgegangenen seien. 

Alt-Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger Fotos (30): Erich Gutberlet

Für Wingenfeld war der Empfang und das Jubiläum auch ein Grund, seinem früheren Amtsvorgänger Dr. Wolfgang Hamberger Dank zu sagen. Er hatte 1987 die Initiative ergriffen und wesentlich dazu beigetragen, das die ganz kleine Gemeinde wieder wachsen und groß werden konnte. "Dieses zahrte Pflänzchen ist gewachsen und starke Wurzeln geschlagen" so Wingenfeld. Rund 400 Mitglieder hätten heute die Möglichkeit, sich kulturell und religiös zu entfalten. 

Im Rahmen einiger Vorträge wurde das deutlich über mehrere Jahrhundert alte jüdische Leben sowie die Geschichte der Juden in der Barockstadt aufgegriffen und erläutert. Die Forschung geht davon aus, dass sich Menschen jüdischen Glaubens schon sehr früh im Bereich des Fuldaer Klosters angesiedelt haben, zumal sie Fulda auf ihrem Weg von Frankfurt am Main nach Thüringen passieren mussten. Den ältesten Nachweis einer größeren Zahl von Juden in Fulda besteht aus dem Jahrer 1235 durch eine blutige Mordtat, der mehr als 30 Juden zum Opfer fielen und die zu einer kaiserlichen Gerichtsverhandlung führte. Die Tat blieb ungesühnt. Ein ähnlicher Vorfall ist von 1297 überliefert. Der Fuldaer Abt Heinrich V. von Weilnau erhielt 1310 von König Heinrich das Recht verliehen, von „allen derzeit und künftig in den Städten und Orten des Stiftes lebenden Juden von diesen zu zahlenden Steuern und Abgaben zu erheben“. Seither wurden mit Schutzbrief ausgestattete Juden in Fulda geduldet, auch wenn sie keine vollen Bürgerrechte hatten, hohe Abgaben zahlen mussten und ihnen der Zugang zu zünftigen Berufen verwehrt blieb. Aus dieser Zeit stammte auch der ehemalige jüdische Friedhof, der sich an der Ecke Rabanusstraße / Sturmiusstraße befand.

1603 wurde das Rabbinat in Fulda durch die Taqqanah eines Rabbinerkonventes in Frankfurt am Main neben Frankfurt, Worms, Friedberg und Günzburg als einer der fünf zentralen jüdischen Gerichtshöfe für „für alle deutschen Gebiete“ bestimmt. In Fulda befand sich auch eine berühmte Talmudschule (Jeschiwa). Auch nach den Wirren der Reformationszeit und dem Dreißigjährigen Krieg gab es noch eine jüdische Gemeinde, wie ein noch im 20. Jahrhundert vorhandener Grabstein von 1665 zeigte. Die Juden lebten damals in einem besonderen Stadtviertel von Fulda. 1751 wurde eine Judenordnung erlassen. Mehr Informationen unter https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Gemeinde_Fulda .

Alt-Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger (re)

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld

Zahlreiche Redner würdigten das heutige jüdische Leben und die gegenseitigen Beziehungen. So sprach Roman Melamed, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Fulda, für das Bistum Fulda Prof. Dr. Gerhard Stanke  sowie Dekan Bengt Seeberg, der der jüdischen Gemeinde im Namen der evangelischen Kirchengemeinden der Region eine Kollekte schenkte und dies als "Zeichen gegen jede Art von Gruppenhass" verstand. Hessens Kultursminister Alexander Lorz sprach im Namen der Hessischen Landesregierung: "Wir können nur zwei Dinge empfinden – Dankbarkeit und Trauer“, so der Kultusminister, der versprfach, in Hessen gegen jede Form des Antisemitismus vorzugehen.

Das heutige jüdische Gemeindezentrum Ecke Rangstraße/von-Schildeckstraße ...Foto: Hendrik Urbin

Für den ehemaligen Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger (1970 - 1998) gehört die wiederbelebung der jüdischen Kultursgemeinde zu den wichtigen Projekten seiner Amtszeit. Er habe es sich von Anfang an zur Aufgabe gemacht, den Kontakt zu jüdischen Bürgern zu suchen. „Jede Begegnung ist anders, meist wird einem erst später bewusst, wie bedeutend eine Begegnung war“, so Hamberger. Dem heute 86-Jährigen ist es zu verdanken, dass vor 30 Jahren das Gebäude Von-Schildeck-Straße 13, nach der Nutzung als städtische „Hilfsschule“ wieder der jüdischen Gemeinde zur Nutzung übergeben wurde. Es beherbergt heute das jüdische Kulturzentrum: im ersten Stock ist die Synagoge und weiterehin verfügt das Gebäude noch über ein Museum, eine Bibliothek und Gemeinderäume (red).  +++

Roman Melamed, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Fulda

Prof. Dr. Gerhard Stanke

Einträge ins Goldene Buch der Stadt Fulda

Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann


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