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Edgar Steube in seinem Büro. Ein Abschied mit Wehmut, aber auch voller Hoffnung auf mehr Zeit für sich selbst. - Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Abschiedsmarathon vor dem Ruhestand

Edgar Steube als Fachbereichsleiter Generationen auf der Zielgeraden

28.06.17 - Endlich mal Zeit für sich. Das erhofft sich Edgar Steube vor dem Abschied in den Ruhestand. Den neuen Lebensabschnitt will der scheidende Fachbereichsleiter Generationen nutzen, alte Pfade zu verlassen, neue Wege zu gehen und sich, wie schon so oft in seinem Leben, neu zu erfinden. Der aktive 63-Jährige freut sich, dass er mehr Zeit für Sport und Bewegung, für Treffen mit Freunden und nach einer kreativen Pause für die Einrichtung seines Garagentheaters in seinem Wohnort Oberbeisheim zu Verfügung hat. Seine Pläne schmiedet der künftige Un-Ruheständler im Einklang mit seiner Ehefrau Uschi, die schon alle Höhen und Tiefen, Erfolge und Misserfolge seines nie langweiligen beruflichen Weges „bis ins Wohnzimmer hinein“ mit ihm geteilt hat.

Das Programm zu seinem Abschiedsfest eröffnet der Bald-Ruheständler selbst. ...

Am vergangenen Donnerstag hat er zahlreiche Wegbegleiter, mit denen er in Bad Hersfeld auf einer fairen, vertrauensvollen Ebene bei der täglichen Arbeit gern Kontakt hatte, aber auch besondere Menschen, die nicht offiziell wichtig waren, zu einem Abschiedsfest ins Kinder- und Jugendhaus eingeladen. Dort, wo er beruflich seine Wurzeln hat, ließen seine Gäste sein erfrischendes, erfolgreiches berufliches Wirken in den vergangenen 37 Jahren Revue passieren, das im Jahr 1980 in Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis seinen Anfang nahm. Als erster Jugendpfleger überhaupt im Kreisgebiet musste er sich alles von Grund auf erarbeiten und aufbauen. Von da an bis heute arbeitet Edgar Steube mit Kindern auf Augenhöhe. Entweder auf dem Fußboden kriechend oder auf Bäumen sitzend.

Für den ausgebildeten Diplom-Pädagogen ist sein Beruf Berufung, bei allen Aktivitäten war und ist er nie Zuschauer, sondern aktiv dabei, hinterher fix und fertig, aber glücklich. „12 Jahre war ich der Entertainer an der Front“, erzählte er vorab im Gespräch mit Osthessen-News. Schon damals war seine Tochter Clara als Baby bei allen Aktivitäten dabei. Als sie eingeschult wurde, musste sich Edgar Steube schweren Herzens beruflich umorientieren. Ein neues Aufgabengebiet fand er in der Schulsozialarbeit an der Joseph-von-Eichendorff-Schule in Kassel-Bettenhausen, die gleichzeitig mit der Jugendarbeit im Stadtteil verknüpft war. Die vielfältigen Aufgaben forderten ihn: „Ich habe mich fast tot gearbeitet“, stöhnt der Bald-Ruheständler.

Edgar Steube mit seiner Tochter Clara

Edgar Steube war fast 50 Jahre alt, als das große Kribbeln wieder da war verbunden mit dem Wunsch, wieder etwas Neues zu beginnen. Genau zu dieser Zeit wurde für die städtischen Kindergärten in Bad Hersfeld eine pädagogische Leitung gesucht. Als einziger Mann hatte sich Edgar Steube beworben, den der damalige Bürgermeister Hartmut H. Boehmer nach einem langen, intensiven Gespräch doch nicht für diesen Job wollte. Stattdessen bot er Edgar Steube die Leitung der Stadtjugendpflege an, eine 20 Jahre dauernde Suche seitens der Stadt war damit beendet. Heute ist das Kinder- und Jugendhaus in der Dippelstraße fester Bestandteil des Fachbereichs Generationen, das Zentrum eines kontinuierlich erweiterten Angebotes für Kinder und Jugendliche mit Events und Workshops. Jahrelang war es Mittelpunkt der hauseigenen Theatergruppe „Die durchgebrannten Pürrierstäbe“, die längst Kultstatus hat. Immer mittendrin und vorneweg dabei Edgar Steube als ausgebildeter Spiel- und Theaterpädagoge mit seiner Tochter Clara an der Seite, die seine Theaterleidenschaft teilt. Da die „Pürrierstäbe“ inzwischen fast alle erwachsen sind und eigene Wege gehen, müssen sie sich in dieser Formation auflösen.

Die durchgebrannten Pürrierstäbe verabschiedeten und bedankten sich mit sehr ...

Die eigentlich ausgeschriebene Stelle der pädagogischen Leitung der städtischen Kindergärten konnte damals nicht besetzt werden. Ehrensache für Edgar Steube, die Leiterinnen und Erzieherinnen zu unterstützen, aber dabei niemals von oben herab zu agieren. Zunächst holte er alle an einen runden Tisch mit dem Ziel, die Einrichtungen gemäß dem Hessischen Erziehungs- und Bildungsgesetz qualitativ an die Spitze zu bringen. Bei allem Einsatz gab es aber immer wieder Probleme zwischen Verwaltung, Personal und pädagogischer Leitung. „Wir waren eine Zwischeninstanz, konnten keine Entscheidungen treffen, hier stimmte verwaltungstechnisch was nicht“, erläutert Edgar Steube.

Mit großer Zustimmung von Bürgermeister Thomas Fehling stieß er die Idee an, den früheren Fachbereich Soziales in anderer Form zu organisieren. Eine Konzeption dazu hatte Edgar Steube schon immer in der Schublade und war fast 60 Jahre alt, als er die Herausforderung annahm, den neuen Fachbereich Generationen aufzubauen und ihn auch zu leiten. „Ich mache das, ich habe Lust dazu“, war seine Motivation. Der Fachbereich Generationen, der im Haus am Markt beheimatet ist, verwaltet Kinderkrippen, Kindergärten, das Mehrgenerationenhaus Dippelmühle, organisiert und koordiniert die städtische Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit und füllt das Ganze mit Leben. Den herzlichen Kontakt mit den „sehr aufgeschlossenen Senioren“ der Stadt möchte Edgar Steube nicht missen.

Volles (Kinder- und Jugend) Haus beim Abschiedsfest.

Edgar Steube, der 1976 in Kassel seinen ersten Marathon lief, dem zahlreiche folgten, ist mit den eingerechneten Trainingskilometern zweimal um die Welt gelaufen. Mit Kassel verbindet er auch seine erfolgreichen Auftritte als DJ in großen Diskotheken und bei Großveranstaltungen. Noch heute beschallt er beim dortigen Marathon einen Teil der Laufstrecke. Auch beim diesjährigen Lollslauf in Bad Hersfeld positioniert sich Edgar Steube wieder am Rathausplatz und sorgt für gute Stimmung. Seinen beruflichen „Marathon“ ist er gelaufen und seine selbst gesteckten Ziele hat er erreicht. Etwas Wehmut ist dennoch dabei. „Ich werde die gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen vermissen, vor allem mit Tina Schäfer, Elke Mausehund, Horst Gerlich und seiner Nachfolgerin Jutta Hendler. „Für das Vertrauen, das der Magistrat mir entgegengebracht hat, bin ich sehr dankbar. Ich bekam selten Gegenwind“.

Diese Woche ist Edgar Steube auf Abschiedstour, danach verbringt er seinen Resturlaub in Südfrankreich, bevor er bis zu seinem letzten Arbeitstag am 31. Juli 2017 an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Sein Resümee: „Ich kam als interessierter Fremder und gehe als begeisterter Hersfelder“. Doch niemals geht man so ganz. Edgar Steube schon gar nicht. Zum einen wird er die von ihm initiierten, überaus erfolgreichen „Kleinen Festspiele“ im Buchcafé weiterhin organisieren, außerdem widmet er sich ab Herbst 2017 dem Aufbau einer Nachwuchs-Theatergruppe der Stadtjugendpflege.
(Gudrun Schmidl) +++

 

 

 



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