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Paul Himmelmann ist Unternehmer und Hobby-Landwirt aus Leidenschaft. - Fotos: Erich Gutberlet

GROßENLÜDER "Die Dinge müssen nutzbringend sein"

Vom Maschinenbauer zum Erdbeer-Farmer: Paul Himmelmann ist ein Original

29.06.17 - Darauf angesprochen, dass sich Paul Himmelmann für sein Alter recht passabel gehalten hat, antwortet der bald 85-Jährige lapidar: „Ich hab‘ halt mein Leben lang nichts geschafft.“ Und seine Äuglein funkeln spitzbübisch wie die eines Zehnjährigen. Es sind diese trockenen dahingeworfenen Kommentare, die Himmelmann zu einem echten Original machen. Im Großenlüderer Ortsteil Uffhausen (Kreis Fulda) treffen wir ihn in seinem „Paradies der Gegensätze“, wenn man es denn so nennen darf. Denn Himmelmann hat dort direkt neben dem Familienwohnhaus seit 1970 nicht nur ein erfolgreiches Werkzeug- und Maschinenbau-Unternehmen hochgezogen, nein: Dieses ist darüber hinaus noch eng umschlossen von einem Bio-Bauernhof der ganz besonderen Art, der Himmelmanns liebstes Hobby ist.

Das Familienunternehmen in Uffhausen.

Paul Himmelmann mit Tochter Maria Erb.

Zum Erdbeerenessen trifft sich das O|N-Team mit Paul Himmelmann und seiner Tochter Maria Erb zunächst auf dem Firmengelände. Dort wird auf rund 10.000 Quadratmetern mit 80 Beschäftigten produziert. Verarbeitet wird vergüteter Stahl, aber auch Edelstahl, Kunststoffe, Aluminium und Nichteisenmetalle kommen zum Einsatz. Der Betrieb, der mittlerweile von den drei Himmelmann-Kindern Martin, Thomas und Maria geleitet wird, fertigt in kleiner Stückzahl oder als Einzelteile unter anderem spezielle Blech- und Edelstahlkonstruktionen, Spindeln, Muttern, Stanzwerkzeuge, Spritzgussformen und vor allem einzigartige und eilig benötigte Teile. Geliefert wird bis nach Portugal und Indien. „Mich hat immer die Technik interessiert“, sagt Paul Himmelmann. „Wenn alte Einzelteile verloren gegangen waren, wollte ich sie reproduzieren. Ich war von Anfang an ein Spezialist fürs Nachmachen alter Teile.“ Weil der Standort Uffhausen irgendwann zu klein wurde, eröfffnete die Firma eine zusätzliche Filiale in Fulda, wo zurzeit unter anderem auch fünf Bewohner von "antionius Netzwerk Mensch" beschäftigt sind. Schließlich ist Himmelmann Mitbegründer von "Perspektiva", der Fördergemeinschaft für Arbeit und Leben.

Auf dem Erdbeerfeld.

Paul Himmelmann im Gespräch mit O|N-Redakteur Matthias Witzel.

Da wir aber eigentlich zum Erdbeeressen da sind, wechseln wir über zum Feld vis-à-vis der Straße, wo gerade vier Erntehelfer fleißig am Werk sind. Paul Himmelmann hat den Schalk im Nacken und schmückt sich mit Strohhut und Heugabel. Die Erdbeeren würden nicht kommerziell angebaut, sondern seien für den Eigenbedarf gedacht, sagt er, für die Familie, Freunde, Nachbarn. Und Tochter Maria ergänzt: "Momentan essen wir sie in allen Varianten. Als Marmelade, als Milchshake oder auf dem Kuchen." In der Tat schmecken die Himmelmannschen Erdbeeren vielleicht sogar noch einen Ticken besser als alle anderen Erdbeeren auf der großen weiten Welt, stellt das O|N-Team fest und wird für dieses Kompliment postwendend mit drei 2-Kilo-Körben voll der süßen Früchte belohnt.

Die Bienenzucht bringt Honig ...

... und aus dem Wachs entstehen Kerzen.

Erdbeeren sind aber nur ein Produkt, das die Himmelmanns für sich anbauen. "Wir züchten unsere eigenen Tomaten und halten Hühner wegen der Eier", sagt Maria Erb. Am kuriosesten auf dem 60 Hektar großen Gelände ist wohl die Damwildherde, die rund um die Firma weidet. "Mit der Zucht habe ich vor etwa 20 Jahren begonnen", erklärt Paul Himmelmann. "Das bot sich an, weil ich das abschüssige Gelände nicht bewirtschaften konnte. Andernorts haben wir durchaus Felder, wo etwa Weizen oder Hafer wächst. Das Korn von dort dient auch zum Zufüttern der Herde hier." Die 80 Tiere bieten einen prächtigen Anblick, flüchten aber leider in Windeseile vor unserem Fotografen, weswegen dieser leer ausgeht. Nur zu ganz besonderen Anlässen muss eines der stolzen Tiere als Festtagsbraten herhalten. Den waidgerechten Schuss gibt Himmelmann, der eine Schießerlaubnis besitzt, dann selber ab.

Das Familienwappen der Himmelmanns.

Die produktive Arbeit mit Tieren kennt Paul Himmelmann schon aus seiner Kindheit, als er 1939 anfing, sich als Imker zu betätigen. "Das ist so aus der Not heraus geboren. Zucker gab's im Krieg ja nicht, und wenn man zum Beispiel Lebkuchen backen wollte, haben wir stattdessen Honig genommen." 36 Bienenstöcke habe er zwischenzeitlich gehabt, heute sind es immerhin noch zehn. Die Bienen liefern Honig, und aus dem Wachs werden Kerzen gewonnen. "Ich mag eben die Einfachheit und den Kreislauf der Natur", sagt Paul Himmelmann. "Und die Dinge müssen nutzbringend sein. Ich mache ungern etwas, was nichts taugt." (Matthias Witzel) +++


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