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REGION Die Mittwochs-Kolumne

WIELOCH schreibt an (45)… Peter Tauber und die Mini-Jobber

ZUR PERSONIn „Wieloch schreibt an“ richtet sich Jochen Wieloch (40) immer mittwochs in einem persönlichen Brief nicht nur an regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, sondern auch an Menschen des Alltags, die in den Tagen zuvor besonders aufgefallen sind und für positive oder negative Schlagzeilen gesorgt haben. Bei der Kolumne handelt es sich um eine Mischung aus Kommentar und Portraitierung, in der Jochen Wieloch mal sachlich, mal emotional lobt, kritisiert und bei Bedarf auch ordentlich Dampf ablässt. Der Petersberger kennt sich in den Medien Print, TV und Internet bestens aus und ist unter anderem als Spezialist für Unterhaltungs-elektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete der Germanist unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

05.07.17 - Lieber Peter Tauber,

ich bin gespannt, wo die zig Millionen Mini-Jobber am 24. September ihr Kreuzchen machen. Das Verrückte ist ja: Auch Menschen, die nichts Ordentliches gelernt haben, dürfen wählen. Grundsätzlich mag ich ja Politiker, die nicht so aalglatt sind. Die auch mal einen raushauen, einen unbequemen Standpunkt, gerne auch eine andere Meinung vertreten. Ihre Aussage „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs“ fand ich daneben. Inhaltlich inakzeptabel, realitätsfern. Abgehakt!

Das ist die eine Sache. Mein anderes Problem: Ich weiß nicht, wie ich Ihre Entschuldigung einen Tag später einordnen soll. Kommt die aus tiefstem Herzen? Ist sie die Reaktion auf tausende kritische Kommentare? Oder wurde der Druck von der Parteispitze zu groß? Eigentlich schätze ich Sie so ein, dass Sie wissen, was Sie schreiben und damit bewirken. Sie sind Generalsekretär, kein pubertierender Jugendlicher. „Blöd formuliert“, nennen Sie es nachträglich. Auf jeden Fall ist die Sache blöd gelaufen. Nicht nur für Sie. Die Wahlkampfstrategen Ihrer Partei werden vor Wut rote Köpfe kriegen.

Lieber Peter Tauber, keine Frage, da gebe ich Ihnen recht: Eine gute Ausbildung ist natürlich elementar. Sie kann die Grundlage für eine wirtschaftlich entspannte Existenz darstellen. Leider tut sie es häufig aber nicht. Die Gründe dafür sind vielfältig. Schauen Sie sich mal das Leben in einer Großstadt mit horrenden Mieten und extremen Nebenkosten an: Das Einkommen eines Altenpflegers oder einer Erzieherin reicht vielleicht gerade so für eine Person, um über die Runden zu kommen. Eine Familie hält man so nicht über Wasser. Geringfügig entlohnte Beschäftigungen sind da ein Rettungsanker. Und ganz ehrlich: Ich ziehe den Hut vor jedem Triple-Mini-Jobber. Der will ja, der lässt sich nicht hängen, der legt sich nicht in die soziale Hängematte. Fleiß, Wille und Kampfgeist stelle ich mindestens auf eine Stufe mit einem vernünftigen Schul- und Berufsabschluss.

Lieber Peter Tauber, im Internet müssen Sie sich derzeit einiges anhören. Von Arroganz-Anfall und Sozial-Snobismus ist da die Rede. Die Emotionen kochen hoch. Sie kennen das. Es ist nicht das erste Mal, dass Sie in sozialen Netzwerken polarisiert haben, angeeckt sind. Für viele ein gefundenes Fressen. Wäre ich Ihr Berater, ich würde Ihnen den Tipp geben: Weniger ist auch bei Facebook und Twitter manchmal mehr. Einfach mal die Finger ruhig halten. Vieles ist zu komplex, um mit wenigen Zeichen erklärt zu werden. Die Gefahr, unpräzise zu formulieren, falsch verstanden zu werden, überemotional zu reagieren, ist groß.

Sie rühren die Werbetrommel für die Abkürzung „#FEDIDWGUGL“ – „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Ich glaube, auch in Zukunft wird das ohne Mini-Jobs nicht gehen.

Mit herzlichen Grüßen



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