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Kardinal Meisner - im September 2013 beim Abschluss der Bischofskonferenz in Fulda - Fotos: Hans-Hubertus Braune

FULDA/KÖLN Mit "unerschütterlichem Glauben"...

Kölner Alt-Erzbischof Kardinal Joachim Meisner (83) heute verstorben

05.07.17 - Das Erzbistum Köln trauert um Joachim Kardinal Meisner, emeritierter Erzbischof von Köln. Er starb am heutigen 5. Juli im Alter von 83 Jahren während seines Urlaubs in Bad Füssing. Er sei "friedlich eingeschlafen" hieß es. Kardinal Meisner war von 1989 bis 2014 Erzbischof des Erzbistums Köln - und als solcher auch sehr oft in Fulda, speziell naürlich bei den Herbstsitzung der Deutschen Bischofskonferenz.. Zuletzt lebte der Kardinal in Köln. Das Erzbistum Köln lädt alle Gläubigen zum Gedenken an den heute verstorbenen Alterzbischof Joachim Kardinal Meisner ein. Um 18.30 Uhr feiert Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki die Abendmesse im Kölner Dom für den Verstorbenen.  Domradio.de überträgt die Abendmesse live in Bild und Ton.

Kardinal Meisner (li) - mit seinem späteren Nachfolger Kardinal wölki (damals Berlin) ...

Die Nachricht vom Tod Joachim Kardinal Meisners habe ihn "total schockiert", sagte Kardinal Woelki im Interview mit domradio.de am Mittwoch. "Er hatte keine Angst vor dem Tod. Für ihn stand Gott im Zentrum", sagte Woelki weiter. Er habe sein Denken und Handeln immer von Christus her gedacht und auf Christus ausgerichtet.

25 Jahre Erzbischof von Köln

Am 25. Dezember 1933 wurde Joachim Meisner in Breslau, Deutsch Lissa, als zweiter von vier Brüdern geboren. Seine Eltern Hedwig und Walter Meisner, führten ein Einzelhandelsgeschäft, bis der Vater im Krieg fiel und die Familie 1945 zu Fuß und mit der Bahn vor der Roten Armee fliehen musste. Die Familie kam schließlich in Körner bei Mühlhausen in Thüringen an. Dort machte er 1948 seinen Schulabschluss und begann eine Lehre als Bankkaufman. In der Schule wurde der katholische Meisner in der überwiegend evangelisch geprägten Umgebung wegen seiner vielen schulfreien Feiertage beneidet. 1956 absolvierte er über das Norbertuswerk in Magdeburg das Abitur. Im selben Jahr begann er ein Studium der Philosophie und Theologie in Erfurt, das er sechs Jahre später erfolgreich abschloss.

Am 8. April wurde der junge Theologe in Neuzelle von Bischof Ferdinand Piontek, Apostolischer Administrator von Görlitz, zum Diakon geweiht. Am 22. Dezember 1962 erfolgte in Erfurt die Weihe zum Priester durch Weihbischof Josef Freusberg aus Erfurt. 1963 arbeitete er zunächst als Kaplan in Heiligenstadt (St. Ägidien), ab 1966 dann in Erfurt (St. Crucis). Als Rektor im Caritasverband Erfurt betreute von 1966 bis 1975 er das Referat „Kirchliche Dienste”. Gleichzeitig bereitete Meisner seine theologische Promotion vor, bis er 1969 dann zum Dr. theol. an der Gregoriana in Rom ernannt wurde.

Meisners Bischofsweihe fand am 17. Mai 1975 statt, ernannt wurde er zum Weihbischof in Erfurt / Meiningen und zum Titularbischof von Vina. Fünf Jahre später, am 25. April, wurde er zum Bischof von Berlin berufen. Die Amtseinführung fand am 17. Mai 1980 in Berlin statt. Meisner ließ sich in all den Jahrzehnten in der DDR nie von den Kommunisten beeindrucken und bemühte sich als Bischof besonders um die Aussöhnung mit Polen, Tschechen und Slowaken.

Den Vorsitz der Berliner Bischofskonferenz übernahm Meisner am 7. September 1982. Nur wenige Monate später, am 5. Januar 1983 wurde Meisner zum Kardinal ernannt und am 2. Februar des gleichen Jahres wurde er im Konsistorium zu Rom schließlich zum Kardinal erhoben. Damit übernahm Meisner auch weltkirchliche Mitverantwortung: Im Vatikan war er Mitglied der Kongregation für die Bischöfe; der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnungen; der Kongregation für den Klerus des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte; der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls; des Kardinalrates zum Studium der organisatorischen und wirtschaftlichen Fragen des Apostolischen Stuhls und des Obersten Komitees der Päpstlichen Missionswerke.

Nachdem er acht Jahre lang Bischof im geteilten Berlin war, folgt am 20. Dezember 1988 die letzte „Versetzung“ für Kardinal Meisner. Der Papst ernannte ihn zum Erzbischof von Köln. Am 1. Fastensonntag des Jahres, dem 12. Februar 1989, wurde er ins Amt eingeführt. Nach Köln habe er nie gewollt, betonte Kardinal Meisner immer wieder. Bei der Feier zur Emeritierung im Jahr 2014 gab er sich aber versöhnlich „da wo man nicht hin will, da ist man richtig.“

In der Deutschen Bischofskonferenz übernahm er oft wichtige Aufgaben. Er war Vorsitzender der Liturgiekommission und der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa; Vorsitzender der Solidaritätsaktion Renovabis, des Osteuropa-Hilfswerks der Katholischen Kirche; Mitglied der Kommission Weltkirche und schließlich Präsident der Bischöflichen Kommission „Ecclesia celebrans“.

Kardinal Meisner erhielt zahlreiche öffentliche Ehrungen, so wurde ihm 1996 die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau verliehen und 2005 die der Katholischen Universität Lublin. Meisner war Ehrenbürger der polnischen Stadt Trzebnica und Levoca. Die Tschechische Republik verlieh ihm den Orden des Weißen Löwen III. Klasse. 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband.

In den vielen Jahrzehnten seines Lebens, machte Meisner immer wieder folgende Erfahrung: Dem Glaubenden und der Kirche wie ihren Amtsträgern „weht der Wind ins Gesicht“. Um des Evangeliums und der Menschen willen vertrat er auch Positionen, die ihm Kritik einbringen. Auf die spannende Gottesfrage hat er sich nicht nur mit Leib und Seele eingelassen, sondern auch auf die Spannungen, die damit in einer pluralistischen Gesellschaft verbunden sind. Dies machte ihn zu einem der profiliertesten Vertreter der Kirche nicht nur in Deutschland und zu einem gefragten Gesprächspartner – wobei er seine Beiträge nicht den Erwartungen des Publikums anpasst, sondern immer das Ziel vor Augen hat, aus einem unerschütterlichen Glauben heraus Christus berührbar zu machen.

Auf die Frage, was ihn in seiner Amtszeit in Köln am meisten beeindruckt habe, antwortete Kardinal Meisner bei der feierlichen Abschiedsfeier „unvergesslich bis heute ist die Nacht auf dem Marienfeld. Sein bischöfliches Motto „unsere Hoffnung für Euch steht fest“ aus dem 2. Korintherbrief (1,7) war gleichzeitig auch der Titel des letzten Fastenhirtenbriefes, den er anlässlich seiner Emeritierung als Erzbischof am 28. Februar 2014 als Abschiedsbrief an die Gemeinden im Erzbistum Köln richtete. "Alle Aufgaben, die ihm im Laufe seines Lebens in der Kirche übertragen wurden, hat sich Joachim Kardinal Meisner mit einer bewundernswerten Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit und einem rastlosen Einsatz gewidmet. Was er tat, wusste er bei Gott geborgen" sagte Kardinal Wölki.  

Kardinal Marx zum Tod des emeritierten Erzbischofs von Köln

"„Mit Trauer und Betroffenheit musste ich heute die Nachricht vom Tod von Kardinal Joachim Meisner zur Kenntnis nehmen. Der Verstorbene war mit hohem Alter gesegnet, doch nun hat ihn sein Schöpfer, Gott unser Herr, zu sich heimgerufen. Mit seinem Tod verliert die Kirche in Deutschland einen gläubigen Katholiken, der bis zuletzt Position bezogen hat zu seinen Überzeugungen und der sein Wissen und seine Kompetenzen viele Jahre in die katholische Kirche einbrachte. Kardinal Meisner, dessen Frömmigkeit und theologische Argumentation mich immer beeindruckt haben, war ein mutiger Kämpfer. Er war bereit, öffentlich anzuecken und hielt mit seiner Meinung nicht zurück. Gerade die Erfahrungen in der früheren DDR machten ihn zu einem unverzagten Kämpfer für den Glauben.

Kardinal Meisner verstand sein Amt als Dienst für Gott und die Kirche. So hat er stets engagiert seine Botschaft verkündet. Unvergessen ist sein Talent mitreißender Predigten und pointierter Vorträge. Weltkirchlich wirkte er in verschiedenen Funktionen in Rom bis in sein hohes Alter mit. Von uns geht ein Seelsorger und Hirte, ein Bischof und Prediger, der für uns in lebhafter Erinnerung bleibt. Seine Frömmigkeit und sein Wunsch, in der Eucharistie und im Gebet Gott zu begegnen, haben sein Leben geprägt.

In dieser Stunde des Abschieds gilt unser Mitgefühl den Gläubigen des Erzbistums Köln und jenen Menschen, die dem Verstorbenen besonders nahe waren, Menschen, die mit ihm Jahre lang Hand in Hand gearbeitet haben und die ihm zum Freund geworden sind. Wir deutschen Bischöfe sind zutiefst dankbar für seinen vielfältigen und engagierten Einsatz. Persönlich möchte ich sagen, dass mich seine Leidenschaft für die Botschaft Christi einzutreten, immer inspiriert hat. Dafür bin ich ihm über den Tod hinaus dankbar.“ +++


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