Erste Abschiedsfeier für die Sophie-Scholl-Schule Hanau

05.07.17 - Es war eine lebendige und fröhliche Abschiedsfeier für den ersten Jahrgang an Viertklässlern, welche die Sophie-Scholl-Schule in Hanau verließen. In die vielen Emotionen, die während des Fests im Brockenhaus Hanau spürbar wurden, mischte sich auch leiser Abschiedsschmerz. „Ihr seid so tolle Lehrer. Ich finde es traurig, dass ich gehen muss“, machte eine Schülerin ihren Gefühlen Luft. Aufgeregt zappelten 32 Mädchen und Jungen, die Eltern, Großeltern und Geschwister mitgebracht hatten, auf den Stühlen im voll besetzten Saal des Brockenhaus. Auch Schulleiterin Mareike Meister zeigte sich sichtlich bewegt und bedankte sich bei den kleinen Pionierinnen und Pionieren, welche Hanaus erste inklusive Grundschule in der Lamboystraße 50 kurz nach ihrer Eröffnung 2013 erobert hatten. „Wir lassen euch nur ungern gehen, aber wir wissen auch, dass es Zeit für euch ist, neue Ufer zu entdecken“, sagte Meister.

Zur Einschulung habe jedes Kind einen Leuchtturm geschenkt bekommen. Der Leuchtturm sei noch immer ein wichtiges Symbol für die Sophie-Scholl-Schule. „Oft werden wir Leuchtturmschule genannt, denn wir haben vor vier Jahren etwas Besonderes gewagt. Wir wollten zeigen, dass es möglich ist, dass Kinder, die ganz unterschiedlich sind, gemeinsam leben und lernen können.“ Diese Art zu lernen solle leuchten und andere begeistern. Die Kinder hätten früh gelernt, dass Vielfalt wertvoll sei. Und dass jeder Mensch mit seinen individuellen Eigenschaften die Gemeinschaft bereichern könne. Die Kinder hätten in der Sophie-Scholl-Schule Erfahrungen, Selbstvertrauen und Mut dazu gewonnen, Freundschaften geknüpft und viel Wissen erworben. „Ihr seid gut auf das Kommende vorbereitet“, betonte Meister. Sie gab der Hoffnung vieler Eltern darüber Ausdruck, dass sich auch die Regelschulen zunehmend Kindern mit Förderbedarf öffnen werden, um inklusives Lernen auch über die vierte Klasse hinaus zu ermöglichen.

Wie vielfältig die Fähigkeiten aller Kinder sind, zeigten sie mit einem kleinen Programm, das sie selbst gestaltet hatten. Von Stegreif-Theater über Violinenspiel bis zum Chorauftritt war alles dabei – und als die Kinder den Rocksong „An Tagen wie diesen“ sangen, brach das Publikum in Begeisterungsstürme aus. Das Kollegium der Sophie-Scholl-Schule verabschiedete sich mit einem liebevollen Gedicht von den Viertklässlern, bevor die Zeugnisse überreicht wurden. Anschließend wurde im Brockenhaus bei Speis und Trank ein heiteres Familienfest gefeiert.

Die Gründung der inklusiven Sophie-Scholl-Schule Hanau war auf eine Elterninitiative zurückgegangen, die sich mit der Bitte an das BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) gewandt hatte, die Möglichkeiten zur inklusiven Beschulung von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen zu prüfen. Nach einer Projektphase unter Begleitung von Fachleuten der Sophie-Scholl-Schule Gießen konnte 2013 im Beisein des hessischen Sozialministers Stefan Grüttner und vieler weiterer Vertreter aus Politik und Gesellschaft die kreisweit erste inklusive Grundschule in Hanau eröffnet werden, die zunächst mit zwei Klassen startete. Heute ist die Sophie-Scholl-Schule Hanau mit 161 Schülerinnen und Schülern voll belegt. Das pädagogische Konzept der ganztägigen Grundschule zeichnet sich unter anderem durch jahrgangsübergreifenden Unterricht sowie multiprofessionelle Teams aus. Neben Grundschullehrern und Erziehern unterstützen Teilhabeassistenten und Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres die Kinder beim Lernen.+++