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Auf diesem Hof spielte sich die Tragödie um die verhungerten und verdursteten Rinder ab - Fotos: Finn Rasner

FULDA Niemand hat etwas gemerkt

23-jähriger Landwirt heute wegen verhungerter Rinder vor Gericht

25.07.17 - Ein 23-jähriger Landwirt aus einer Gemeinde im Landkreis Fulda muss sich heute vor dem Amtsgericht wegen eines gravierenden Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten. Auf seinem Hof waren im Juni letzten Jahres vier tote bereits in Verwesung befindliche Rinder und ein einzelner Rinderkopf ohne zugehörigen Tierkörper gefunden worden. Die Tiere waren über einen nicht bekannten Zeitraum weder gefüttert noch getränkt worden und schließlich unter großen Qualen verendet. Der Angeklagte war bereits im Januar 2016 vom Kreistierarzt Fulda wegen nicht artgerechter Haltung verwarnt worden und hatte die Auflage bekommen, die Mängel umgehend abzustellen. Bei der nächsten Kontrolle im Juni wurden dann die toten Rinder gefunden. Die Mitarbeiter des Kreis-Veterinäramts konnten nur noch die Kadaver der verendeten Tiere abtransportieren lassen.

Die zuständige Veterinärbehörde hatte behauptet, man habe den Betrieb "engmaschig überwacht", weil der Landwirt bereits zuvor wegen Mängeln bei der Tierhaltung aufgefallen war. Dessen Bestand sei laut Unterlagen des Tierarztes auf drei Rinder reduziert gewesen, deshalb habe man angenommen, deren Haltung könne dem 23-Jährigen wohl keine Schwierigkeiten bereiten. Doch diese Annahme hat sich als tödlicher Irrtum herausgestellt. Niemand in der Nachbarschaft hatte von der Qual der Tiere etwas mitbekommen. Vermutlich waren die ausgezehrten Rinder schon zu schwach, um laut zu brüllen. "Zwar hat es mal ziemlich streng gerochen, aber wir glaubten, dass käme vom Mist auf dem Hof", sagt ein Nachbar in der Rückschau.

In der überschaubaren Gemeinde hatte der Fall für Schock und Entsetzen gesorgt. "Wir hätten ihm doch geholfen, wenn wir nur gewusst hätten, dass er mit den Tieren überfordert ist", lautet der einhellige Tenor. Verantwortlich sei wohl die Tatsache, dass der junge Mann nach dem Tod seines Vaters und dem Wegzug seiner Mutter völlig zurückgezogen auf dem Hof gelebt habe. Von den Anwohnern habe tatsächlich niemand etwas von den Rindern gewusst, man habe allgemein angenommen, der Landwirt habe alle Tiere verkauft. Den Veterinären seien die Hände gebunden gewesen, als sie bei ihren Kontrollbesuchen den Besitzer nicht antrafen und den Stall verschlossen vorfanden, hätten sie schließlich nicht einbrechen können, hatte der Kreisveterinär erklärt.

Ob und wie der junge Mann, den einige in der Gemeinde als tierlieb beschreiben, vor Gericht die Tragödie auf seinem Hof erklären wird, ist noch reine Spekulation. Wir berichten zeitnah von der Verhandlung vor dem Fuldaer Amtsgericht.+++



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