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- Montage: Nicole Funke

FUSSBALL Warum heißen die so? (24)

Die „Alemannen“ der Region - Ausdruck des gestiegenen Patriotismus

28.07.17 - Sie heißen Germania, Buchonia, Alemannia, Britannia oder Chattia. Sieht man sich im Fußball-Raum Osthessen um, stechen einem die teils kuriosen Namen der Vereine ins Auge. In der neuen Serie von ON|Sport gehen wir deren Geschichte und Bedeutung auf den Grund. Im 24. Teil geht es um die „Alemannen“ dieser Region.

Der Zusatz „Alemannia“ im Vereinsnamen der SG Alemannia Weiperz 1919 basiert auf dem Wunsch der Vereinsgründer, das Deutschtum im Verein auszudrücken. Dieser Gedanke begleitete gerade zu Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Vereinsgründungen, wie man an den Zusätzen Germania, Arminia, Eintracht, Borussia, Concordia oder Viktoria erkennen kann.

Diese Namen entstanden durch die lateinische Übersetzung preußischer Tugenden oder altgermanischer Volksstämme. Die meisten dieser Vereinsgründungen entstanden in der Kaiserzeit und fallen in die Gründerzeit des deutschen Sports. Das Heranziehen von lateinischen Namen mit „deutschem Bezug“ erinnert an das Vorbild von Studentenverbindungen, die durch die Namensgebung ihren National-Patriotismus ausdrücken wollten.

Lateinische Namen beliebt

Die Alemannen, von denen sich der Vereinsname Alemannia ableitet, waren eine Bevölkerungsgruppe, die man im frühen Mittelalter dem westgermanischen Kulturkreis zuordnete. „Warum die Gründer der SG Alemannia Weiperz diesen Zusatz wählten, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, da hierüber keine Überlieferungen existieren. Wahrscheinlich muss man davon ausgehen, dass ein gewisser Nachahmungseffekt hierzu führte und die Vereinsgründer ihren in der Zeit des ersten Weltkrieges gewachsenen Patriotismus ausdrücken wollten“, berichtete das ehemalige Vorstandsmitglied Volker Kreß.

Die Gründerväter der SG Alemannia Weiperz hätten in englischer Kriegsgefangenschaft das Fußballspielen kennengelernt und daraufhin den Sportverein gegründet. Man habe sich zunächst dem katholischen Sportverband DJK angeschlossen und Spiele gegen andere Vereine des DJK ausgetragen. „Der 1900 gegründete DFB spielte in dieser Zeit noch keine dominante Rolle.“

Nach dem zweiten Weltkrieg, der das Leben vieler aktiver Fußballer und Vereinsmitglieder gekostet hat, erholte sich das Vereinsleben erst langsam. Ab 1947 war wieder eine Fußballmannschaft aktiv und nahm in den Folgejahren mit wechselndem Erfolg an den Ligaspielen teil. Höhepunkt der Vereinsgeschichte war 1983 der Aufstieg er ersten Seniorenmannschaft in die Bezirksliga Fulda, heute vergleichbar mit der Gruppenliga. In diese Hochzeit des Vereins fällt die Gründung der Gymnastikgruppe im Jahr 1986. Bis heute wird hier Gesundheitssport für alt und jung angeboten.

Drei „Alemannen“ in Osthessen

Heute kämpft die Weiperzer Sportgemeinschaft mit den gesellschaftlichen Entwicklungen. Die demografische Entwicklung, Vereinsvielfalt und beruflicher oder studienbedingter Wegzug haben die Anzahl der aktiven Fußballer im Jugend- und Seniorenbereich schmelzen lassen. Die SG Weiperz spielt in der Kreisliga A Schlüchtern. Die zweite Mannschaft bildet in der C-Liga eine Spielgemeinschaft mit der SG Vollmerz.

Auch der Nachbarverein, die Sportgemeinschaft Hutten, wurde im Jahre 1919 gegründet und trägt den Namenszusatz „Alemannia“. Als Spielgemeinschaft Gundhelm/Hutten gehen die Fußballer seit Jahren in der Kreisliga A Schlüchtern auf Punktejagd. Zwei Jahre später gründete sich die Sportgemeinschaft Alemannia Kleinlüder mit den Sparten Fußball, Tennis und Radsport. Die Fußballer bilden mit Hainzell eine Spielgemeinschaft in der Kreisliga A Fulda-Lauterbach.

Der bekannteste Verein mit dem Namenszusatz Alemannia ist die Alemannia aus Aachen, deren prominentester Spieler der ehemalige Bundestrainer Jupp Derwall war. Dieser bestritt zwei Länderspiele und lief in der Begegnung Ende 1954 gegen England mit dem Trikot mit der Nummer 10 auf, das zuvor „Stopper“ Werner Liebrich bei der Weltmeisterschaft in Bern getragen hatte. (Dietmar Kelkel) +++


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