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Die Reisegruppe auf der Festung Königstein - Foto: Drinkuth

REGION Im Elbsandsteingebirge

Jahresfahrt des Vogelsberger Kultur- und Geschichtsvereins

31.07.17 - Facettenreich und vielfältig, so lässt sich die diesjährige Jahresfahrt des Vogelsberger Kultur- und Geschichtsvereins am besten charakterisieren. Erste Station war Weimar. Die in historischen Kostümen gewandeten Stadtführer versetzten die Teilnehmer/innen in die Zeit von Goethe und Schiller. Wie Goethe Christiane Vulpius kennenlernte und sie trotz ihrer niederen Herkunft heiratete als sie sein Haus vor der Plünderung durch französische Soldaten rettete. Von seinen Amouren mit Frau von Stein oder sogar Anna Amalia? Von Goethes Freundschaft mit Friedrich Schiller. Heute strahlt Weimar wieder im alten Glanz mit den schön renovierten Bürgerhäusern, mit den Parkanlagen oder die bereits 1967 eingerichtete erste Fußgängerzone der DDR, der Schillerstraße.

Die Weiterfahrt führte zum Schloss Moritzburg. Das ursprünglich im Renaissancestil erbaute Jagdschloss wurde von August dem Starken barockisiert. Es ist harmonisch in die Landschaft eingefügt und umgeben von einem künstlichen Weiher. Noch heute spürt man Macht und Pracht der Wettiner Fürsten. Bei den kurfürstlichen Festgelagen im Schloss mussten die Gäste mindestens drei Kilo zunehmen sonst wurden sie nicht wieder eingeladen. Neben den mit Geweihen geschmückten Repräsentationsräumen beeindruckt das restaurierte Federzimmer. Millionen bunter Federn aus denen die Wand- und Bettdekorationen besteht, wurden in neunzehnjähriger Handarbeit gereinigt und neu arrangiert.

Der zweite Tag begann mit einer Stadtführung im Leitmeritz. Die einstmals blühende Metropole des Getreidehandels und der Elbschifffahrt wurde nach dem 2. Weltkrieg zum tschechischen Litomice. Die überwiegend deutsch-böhmischen Einwohner wurden vertrieben. Davon kamen viele nach Fulda. Damit gibt es inzwischen eine Städtepartnerschaft. Die historische Bausubstanz wurde nach der Wende vorbildlich restauriert. Der Marktplatz, einer der größten Plätze in Böhmen, ist von ehemaligen Bürger- und Geschäftshäusern umgeben wie das Haus zum Schwarzen Adler oder das ehemalige Rathaus, der älteste Renaissancebau in Nordböhmen. Im „Haus unter der Kuppel“ mit seiner weit über die Stadt ragenden Kuppel tagten früher die Stadtverordneten. Nach der Sage durften sie die Kuppel erst verlassen, wenn ein einstimmiger Beschluss herbeigeführt war.

Am Nachmittag fuhren die Schottener in das nahegelegene Ghetto Theresienstadt. Die Stadt ist von mächtigen, völlig unzerstörten Festungsmauern umgeben. Die Nazis machten Theresienstadt ab 1941 zum Transitlager für Juden auf dem Weg in die großen Vernichtungslager. In den ehemaligen Kasernen eingepfercht und ohne ausreichende Ernährung verhungerten aber schon viele vor Ort oder starben an Seuchen. Mit einer Führung wird die die Kleine Festung besichtigt, die von den Nazis als Gestapo-Gefängnis benutzt wurde. In der Anlage spüren wir noch heute die unmenschliche Bürokratie und die Machtdemonstrationen der SS gegenüber den Häftlingen. Beklemmungen hinterlassen Einzelzellen ohne Licht, Massenquartiere ohne sanitäre Einrichtungen und der Hinrichtungsplatz.

Der dritte Tag beginnt mit der Besichtigung der Festung Königstein hoch über der Elbe. Im barocken Pavillon Friedrichsburg erwartet uns eine Weinprobe auf einem Tisch, der wundersam aus der Küche im Untergeschoss heraufstieg. Die Kasematten in der Festung waren das Quartier für Soldaten. Später dienten sie als Staatsgefängnis – unter anderem saß dort der Begründer der Sozialdemokratie August Bebel ein. Aus dem größten Weinfass der Welt wurde ein Bacchus aus dem Elbtal verkostet. Der 151 Meter tiefe Festungsbrunnen wurde im 17. Jahrhundert von Bergleuten in mühseliger Arbeit aus dem Felsen abgeträuft. Eine entspannte Fahrt mit dem Raddampfer brachte die Vogelsberger dann nach Pillnitz, wo zwei Botanikerinnen ihren Gästen durch den Schlossgarten führten. Attraktionen sind dort u.a. eine riesige Kamelie mit einem fahrbaren Winterschutz oder die 104 Fliederbäume – eine Rarität.

Eine Stadtführung in Pirna rundete am letzten Tag vor der Heimfahrt das Besuchsprogramm im Elbsandsteingebirge ab. Pirna sei nach zwei verheerenden Elbehochwassern heute schöner denn je, meinte der Stadtführer. Hier wurde Tetzel geboren, der Gegenspieler Luthers. Dessen holzvertäfelte gute Stube wurde im Originalzustand restauriert. Der Marktplatz Pirnas gleicht wieder der berühmten Stadtansicht des Malers Canaletto aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zum lebhaften Stadtleben tragen viele junge Familien bei, die im nahen Dresden arbeiten, in Pirna aber erschwinglichere Wohnungen gefunden haben. Farbige Kreuze auf den Straßen erinnern an ein düsteres Kapitel der Stadt, die Euthanasieanstalt der Nazis in der Festung Sonnenstein oberhalb von Pirna. Das schöne Sonnenwetter der letzten Tage blieb auch bei der Rückfahrt unser Begleiter und trug zum Gelingen des Ausflugs in das Elbsandsteingebirge bei. +++


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