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Die Initiatoren des Fußball-Camps (v.l): der Vorstand der SG Ulmbach, Elton de Costa, Jianmin Guan, Claudia Freifrau von Gerrdorf, Rüdiger Fritscht und Bürgermeister Malte Jörg Uffeln - Fotos: Carina Jirsch

FUSSBALL Fußball-Camp in Ulmbach

Warum Andreas Brehme und Elton da Costa Chinas Fußballnachwuchs trainieren

04.08.17 - Fußball gilt in China als Randsportart. Gerade einmal 10.000 Chinesen betreiben den Sport mit dem runden Leder, doch das soll sich jetzt ändern. Zusammen mit Zweitligist Darmstadt 98, der SG Ulmbach, der Brüder-Grimm-Stadt Steinau an der Straße und dem Ex-Profi Elton da Costa sowie Weltmeister Andreas Brehme soll der Fußball in China populärer gemacht werden. Aus diesem Grund wird vom 6. bis 15. August auf dem Sportgelände in Ulmbach ein Fußballcamp mit Chinesischen Kindern veranstaltet.

Rüdiger Fritsch, Präsident von Darmstadt 98...

„Seit 2016 hat der DFB einen Vertrag mit dem Chinesischen Fußballverband, um den Fußball dort zu fördern. Der DFB leistet also ‚Entwicklungshilfe“, erklärt der Präsident des SV Darmstadt 98, Rüdiger Fritsch. Ein kleiner Mosaikstein soll das Fußball-Camp in Ulmbach sein. Denn bereits im letzten November reiste Darmstadts Aufstiegs-Held da Costa in die chinesische Stadt Nanning (Provinz Guangxi), um zu sehen, wie gefragt ein Fußball-Camp für kleine Kicker zwischen sechs und zwölf Jahren ist. Und die Nachfrage, die war mehr als groß. Denn nicht umsonst ist die Förderung des Fußballs in China nun zur Staatangelegenheit geworden. Jüngst wurde eine chinesischen Junioren-Team in die Regionalliga Süd-West eingegliedert.

...neben Claudia Freifrau von Gerrsdorf

So erklärt Claudia Freifrau von Gersdorff: „In China sind Mannschaftssportarten alles andere als populär. Vor allem Einzelsportarten wie Badminton oder Tischtennis werden dort gefördert. Gerade einmal 10.000 Chinesen spielen Fußball und das bei 1,3 Milliarden Bürgern.“ Claudia von Gersdorff weiß wovon sie spricht, auch wenn ihr Name mehr als deutsch klingt, ist sie Tochter von chinesischen Einwanderern und unterstützt bzw. organisiert das Fußball-Camp.

Der Plan scheint einfach. „Wir haben in den chinesischen Medien viel Werbung für das Camp gemacht und eine positive Resonanz erhalten. Die Einreise der Kinder stellt sich jedoch als schwierig heraus, da die Visabestimmungen sehr streng sind“, erklärt von Gersdorff, „deswegen haben wir entschieden diesen Sommer nur Kinder aus chinesischen Familien zu nehmen, die bereits in Deutschland sind. Da es sich aber um ein Dauerprojekt handelt, rechnen wir im nächsten Sommer mit 60 chinesischen, fußballbegeisterten Kindern.“

Fußball ist da Costas Lebenselexier und das möchte er auch Kindern vermitteln ...

Der kleine Florian...

....versteht sich jetzt schon super mit seinem Trainer Elton de Costa

Wie zum Beispiel der neunjährige Florian oder - wie sein chinesischer Name lautet „Kairui Li“, der sich schon selbst sehr auf sein erstes Fußball-Camp freut. Einen guten Draht zu seinem zukünftigen Fußballlehrer Elton da Costa hat er jetzt schon. Da Costa ist Fußballehrer mit Leib und Seele. Nicht umsonst bezeichnet er den Sport als sein Lebenselexier: „Kinder müssen sich wohlfühlen und der Fußball muss ihnen Freude bereiten, denn Kinder sind die Zukunft des Fußballs. Mein Ziel ist es, dass sie zufrieden nach Hause gehen und jeden Tag ihr Bestes geben.“

Auch wenn am Sonntag noch keine Kinder aus China mit da Costa und Andreas Brehme trainieren werden, soll es schon nächstes Jahr soweit sein. „Wir haben in China acht Partnerschulen, in denen die Kinder mit dem größten Potential das Fußball-Camp angeboten bekommen. Da in China die Ein-Kind-Politik erst seit einem halben Jahr abgeschafft ist, investieren die Eltern immer noch eine Menge Geld in Bildung und sportliche Ausbildung, weshalb sie die Kosten und die Reise nach Deutschland gerne in Kauf nehmen. Neben dem Training unter der Woche, soll dann auch das Kulturelle nicht fehlen“, erklärt von Gersdorff nochmal. Denn auch in China, sind die Märchen der Gebrüder Grimm weit verbreitet und beliebt.

Daumen hoch für das Fußball-Camp: Bürgermeister Malte Jörg Uffeln

Natürlich stellt sich jetzt die Frage, ob die Kinder alleine nach Deutschland reisen werden. Die Antwort ist ja. Sie werden rund um die Uhr betreut und im Schützenhof in Ulmbach verpflegt. Dementsprechend stolz ist Malte Jörg Uffeln, Bürgermeister von Steinau an der Straße: „Wir sind alle fußballverrückt und eine große Fußballfamilie. Erst letzte Woche hatte der SV Wehen Wiesbaden Trainingslager in Steinau und ich hoffe, dass das erste Fußball-Camp ein Erfolg wird.“

Aber was bedeutet das Fußball-Camp für den SV Darmstadt 98 und warum hat man sich eben für das beschauliche Ulmbach entschieden? „Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir mit dem SV in der Oberliga gespielt haben. Immerhin sind wir erst seit drei Jahren zurück im Profi-Fußball. Dort haben wir 36 Jahre lang keine Rolle gespielt“, erklärt Präsident Fritsch, „deswegen sind wir mit großer Demut unterwegs. Wir wollen nun mit Leuten zusammenarbeiten, die kein großes Geld mit uns verdienen wollen, sondern sich weiterentwickeln möchten. Mit unserer Hilfe.“

Der SV Darmstadt geht hier als Vorbild voran. Erfolgscoach Dirk Schuster kam aus der vierten Liga und führte die Lillien in die erste Fußballbundesliga: „Und Sandro Wagner kam auch nicht, um mit uns das große Geld zu verdienen. Spieler und Trainer kommen nach Darmstadt nicht, um zu bleiben. Du brauchst Ehrgeiz, um weiterzukommen.“ Man möchte nun diese Philosophie auf die deutsch-chinesische Jugendarbeit runterbrechen. Mit der Hilfe von Elton de Costa, Andreas Brehme, der SG Ulmbach und der Brüder-Grimm-Stadt, soll der Fußball in China einen kleinen Aufschwung erfahren. Und wer weiß, vielleicht vertritt einer der kleinen Nachwuchskicker aus dem Ulmbacher Fußball-Camp irgendwann die Chinesische Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft. (Franziska Vogt)+++


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