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FULDA Freudentränen am Bahnsteig

Blutkrebs besiegt: Amerikaner (66) trifft erstmals seinen Fuldaer Lebensretter

04.08.17 - Es sind bewegende Bilder, die sich am Bahnhof in Fulda am Donnerstagnachmittag abspielen: Gespannt wartet Thomas Hering auf den Mann, dem er kürzlich mit seinen Stammzellen das Leben gerettet hat. Es ist 13:05 Uhr als der Zug, in dem der Stammzellenempfänger Paul Leighton aus Springfield in Oregon mit seiner Familie sitzt, endlich in Fulda hält.

Thomas Hering hat sich bereits vor 20 Jahren in der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) aufnehmen lassen. Sein Cousin war damals an Blutkrebs erkrankt, Hering hoffte, für ihn als Spender in Frage zu kommen. „Leider war das nicht der Fall. Umso glücklicher bin ich, dass ich nun einem anderen Menschen mit einer Knochenmarkspende helfen konnte.“

Fotos: Miriam Rommel/Finn Rasner


Nervös tritt Hering von einem Fuß auf den anderen, mit angestrengtem Blick versucht er, seinen genetischen Zwilling aus Amerika am überfüllten Bahnsteig ausfindig zu machen. „Dort, das ist er“,  sagt der Polizist und zeigt auf einen älteren Mann, der in seine Richtung läuft. Bisher kannten die beiden sich nur durch ein paar Briefe und Emails. Hering winkt. Der 66-Jährige, der extra aus Amerika gekommen ist, um sich bei seinem Lebensretter zu bedanken, fängt an zu rennen. In der Mitte der Strecke treffen sie sich, fallen sich wortlos in die Arme.


Paul Leighton hat Tränen in den Augen, drückt Hering minutenlang ganz fest. Auch Leightons Frau und seine 14-jährigen Zwillinge sind sichtlich gerührt. „Ich danke Gott, dass ich heute hier sein darf“, erklärt der Amerikaner, als er sich aus der Umarmung löst. Im Dezember 2013 wurde bei dem Kaffeehändler Blutkrebs diagnostiziert. Nach 44 Tagen im Krankenhaus und zwei Chemotherapie-Blöcke später war leider keine Besserung in Sicht, daher entschieden sich die behandelnden Ärzte für eine Stammzellenspende. Der Vater von insgesamt vier Töchtern beschreibt diese Zeit als medizinisches Abenteuer und als eine Zeit, in der seine Familie sein wichtigster Halt war. „Unser Glaube schenkte uns Hoffnung“, sagt er mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.


„Letzte Nacht habe ich zum Beispiel schlecht geschlafen, war sehr nervös und wachte ständig auf. Früher hätte ich mich darüber vielleicht sogar ein wenig geärgert, heute freue ich mich über jeden Moment, den ich leben darf und darüber, überhaupt noch aufzuwachen.“ Thomas Hering bezeichnet der Amerikaner als sein persönliches Wunder. Schnell merkt man, wie verbunden die beiden Männer tatsächlich miteinander sind. Nach dem Empfang am Bahnhof nimmt Hering seine Gäste mit zu sich nach Hause nach Maberzell. „Ich bin so froh, Paul endlich persönlich kennenzulernen“, freut sich der Polizist.


„Ich will ehrlich sein: Die Stammzellenspende war schon anstrengend, ich musste gleich zweimal für mehrere Stunden ran. Aber es hat nicht weh getan und ich würde es jederzeit wieder machen.“ Für die nächsten beiden Tage wird die amerikanische Familie zu Gast in Maberzell sein. Auch wenn Paul Leighton und Thomas Hering sich erst am 3. August zum allerersten Mal persönlich gegenüberstanden, empfinden sich beide bereits jetzt als neues Familienmitglied - und der nächste Urlaub ist auch schon geplant. Paul möchte unbedingt, dass ihn sein Retter samt Familie demnächst in Oregon besucht. (Miriam Rommel) +++


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