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- Fotos: O|N-Archiv, Stadtarchiv Fulda/Hubert Weber (5)

FULDA Leser-Aufruf: Wer hat schöne Anekdoten?

Tschüs, altes Haus! - Kleiner melancholischer Abgesang aufs Löhertor

20.08.17 - Eine Blitzumfrage unter den jungen Kollegen in der Redaktion ergab, dass sich eigentlich keiner von ihnen noch so recht ans Löhertor erinnern kann. „Das ist doch das, was gerade abgerissen wird.“ Keine Ahnung davon, dass das Löhertor in den 1980er und 1990er Jahren für Fulda das achte Weltwunder war, eine Art „Raumschiff Orion“, das regelmäßig und bevorzugt am Wochenende abhob, wie die Aspirin-Tablette im Vorspann der Science-Fiction-Serie. Jemand vom Jahrgang 1970 weiß da natürlich Bescheid.

Den Brunnen vor dem Löhertor schuf Dietrich Ebert, einstmals Mitglied des Jungen ...

Das gibt es schon bald gar nicht mehr: Auf dem Parkdeck - wo der Abriss begann - war früher ...

In den 80er Jahren sensationell: ein Laufband. Vorher kannte man in Fulda nur Rolltreppen. ...

Wie in einer Geisterstadt

Als das Löhertor 1984 eröffnete, strömte ganz Fulda (die Amis inbegriffen) durch das verwinkelte Terrain und war begeistert, denn in der Barockstadt gab es damals nichts Vergleichbares. Die Architektur schien zukunftsweisend, das Konzept schlichtweg genial. Im Untergeschoss und im Parterre diente das Gebäude als Einkaufsmeile und weitete sich im ersten Stock zum Unterhaltungszentrum aus.

Früher: Im Eiscafé "La Casa del Gelato"

Ganz unten waren ein Garten- und ein Tier-Center (später noch ein Geschäft für Haushaltsgeräte) untergebracht. Mit einem für die damalige Zeit futuristischen Rollband, das man höchstens noch von Flughäfen kannte, ging’s ins Erdgeschoss, wo neben dem „Herkules“-Einkaufsmarkt eine Eisdiele, ein Kiosk, eine Boutique, ein Frisör, ein Schuhgeschäft sowie eine Wäscherei die Kundschaft empfingen. Und in den ersten Stock lockten ein von internationalen Restaurants umsäumter gläsern-überdachter Marktplatz im Stil einer italienischen Piazza sowie eine Bowlingbahn, ein Billard-Café, ein Irisch Pub (später "Doppeldecker"), ein Kino sowie eine Disco - hab' ich was vergessen?

Die Fuldaer Fotografen-Legende Hubert Weber war in den 1980er und 1990er Jahren öfter ...

Ein Tänzchen mit den Tanzfreunden Fulda (März 1986).

Das Kino hatte fürs Publikum 1984 ein ganz besonderes Begrüßungs-Angebot: Gleich fünf Hitchcock-Filme flimmerten dort über die Leinwand. Später dann, als Teenager, schätzte man den Service, in den Kino-Sälen sogar rauchen zu dürfen. Heute unvorstellbar. Es ist Ironie des Schicksals, dass das Löhertor-Kino den anderen Lichtspielhäusern in der Friedrich- bzw. Bahnhofstraße (Rex, Regina, Movie, Royal, Cinema 1 & 2) das Publikum wegstahl, seinerseits aber nach der Eröffnung des CinerStar nur wenige Meter weiter auch nicht mehr konkurrenzfähig war und schließen musste. Sicherlich einer der Todesstöße für die "Institution Löhertor". Ein anderer dürften die „Kaiserwiesen“ gewesen sein.

Direkt links neben dem Kino war der Eingang zur Disco. Als vermutlich traurigstes Beispiel eines „Angermann“-Tanzschülers war ich da allerdings höchstens zwei- oder dreimal im Schlepptau von Freunden. Obwohl es durchaus Anreize für einen Disco-Besuch gegeben hatte: Als mir eine eigentlich ganz süße ehemalige Schulkameradin bei einem unverbindlichen Plausch in der „Windmühle“ zu verstehen gab, sie hätte seit vier Jahren keinen Sex mehr gehabt und würde jetzt - Zwinker, Zwinker! - rüber ins Löhertor zum Tanzen gehen, bin ich ihr trotzdem nicht hinterher. - Wie doof war das denn?

Dart-Wettbewerb im Oktober 1985

Weihnachtsschmuck im Treppenhaus

Siegerehrung bei einem Malwettbewerb vor dem China-Restaurant (1996).

Mein derzeitiger Physiotherapeut, der mir regelmäßig den Rücken durchknetet (schließlich ist man gemeinsam mit dem Löhertor in die Jahre gekommen), konnte sich neulich lebhaft an die wechselnden Namen der Disco erinnern: „Park Lane“, „C’est la vie“ und „Alpen-Max“. Ansonsten habe er mit seinen Kumpels früher bevorzugt im separierten Billard-Raum in der Bowling-Bahn abgehangen. Dieser war freilich kein Vergleich zum schnieken Billard-Salon gegenüber dem Kino: Keine Ahnung, wie viele Partien lang ich mir dort von meinem Schwager anhören musste, dass es mit einem gewissen Mädchen nicht so recht klappte. - Heute sind die beiden verheiratet. C’est la vie!

Im Treppenhaus

Im Kino

Was gab’s sonst noch im Obergeschoss? Das Irish Pub natürlich. Die kleinen Privatturniere dort mit Klassenkameraden an der Dart-Scheibe trafen mich regelmäßig mitten ins Herz, weil ich einfach unfähig bin, die Pfeile im Bullseye zu versenken. Darüber hinaus ist mir noch ein Superkonzert von „Non Blues Ultra“ im Gedächtnis geblieben, einer Band des Fuldaer Musikers Frank Tischer, der sich zwar mehr Meriten mit der Gruppe „TMF“ verdiente, damals aber eine fulminante Eigen-Version des Beatles-Songs „Don’t let me down“ mit Stefan Rapp an der Gitarre ablieferte. "We'd like to thank you once again." - Über die gastronomische Piazza kann ich nur wenig berichten. Das schmale Taschengeld eines Teenagers reichte eben schon früher kaum aus, um groß Essen zu gehen. Vom Date mit einer Freundin habe ich immerhin noch die Offerte des chinesischen Kellners im Ohr: „Chwein’fleich chüch-chauel?“

Blick in die Einkaufs- und Erlebnis-Passagen

Als Familienvater verschob sich später der Fokus aufs Erdgeschoss, respektive auf den „Herkules“-Einkaufsmarkt, wo es wirklich alles gab: unter anderem Autozubehör, Klamotten und - nicht unpraktisch, wenn man mit einem Dreijährigen unterwegs ist - Spielsachen in Hülle und Fülle. Der Kleine war übrigens nicht nur einmal im Labyrinth der Gänge verschwunden, um Waren und Preisschilder neu zu sortierten. Und als wir Zwei tatsächlich zum allerallerletzten Mal das große Parkhaus verlassen wollten, hatte der Filius doch glatt das Ticket so sehr verknautscht, dass uns die Schranke erst einmal eine ganze Weile die Ausfahrt verweigerte. Als wollte das Löhertor uns nicht gehen lassen. - Es war halt eine tolle Zeit!

Da war schon nicht mehr viel los.

Bewies Ausdauer: Die Drogerie "Rossmann" hielt es am längsten aus.

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch schöne Erinnerungen oder witzige Anekdoten vom Löhertor auf Lager haben (am Besten noch mit privaten Fotos), dann schreiben Sie uns: [email protected]. Betreff: Löhertor. (Matthias Witzel) +++


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