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Formaldehyd, Asbest und Co.: Unsichtbare Krankmacher in unserem Zuhause

17.08.17 - „Trautes Heim – Glück allein“: Die eigenen vier Wände dienen als Rückzugsort und Platz an dem wir uns wohlfühlen. Umso bedrohlicher scheint dann oftmals die Erkenntnis, dass in diesem scheinbar so sichern Zuhause unsichtbare Gefahren lauern können, die möglicherweise unsere Gesundheit bedrohen. Wer Bescheid weiß, wo versteckte Krankmacher verborgen sein können, kann diese gezielt aus seinem Umfeld verbannen.

Wohnräume weisen durch verschiedene Materialien oftmals eine hohe Schadstoffbelastung auf. Vor allem Kunststoffe sind mit zahlreichen Chemikalien versetzt, die durch ausdünsten nach und nach an die Umgebungsluft abgegeben werden. In manchen Fällen kann dies ernsthafte Krankheiten verursachen. Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen, die entsprechenden Materialien zu erkennen und die Schadstoffbelastung gezielt zu reduzieren.

Umweltgifte in der Raumluft

Die meisten der Schadstoffe gelangen über die Raumluft in unseren Organismus. Die frische Wandfarbe, der neue Wohnzimmerteppich oder auch Schimmel an den Wänden – all dies sind Auslöser für hohe Konzentrationen an gesundheitsschädlichen Emissionen.

In manchen Fällen werden sie uns durch einen unangenehmen Geruch bewusst. Gerade neu gekaufte Einrichtungsgegenstände dünsten in der Anfangszeit noch schädliche Gase aus. Doch nicht immer genügt es, den Geruch durch intensives Lüften zu vertreiben. Auch später noch können die Materialien Schadstoffe an die Umgebung abgeben, ohne dass wir es merken.

Als Folge können beispielsweise Kopfschmerzen oder andere gesundheitliche Beschwerden als erste Reaktion auftreten. Als eigenständiges Krankheitsbild hat sich der Begriff „Sick-Building-Syndrom“ (Krankes-Haus-Syndrom) etabliert. Neben Schmerzen zeigen Betroffene etwa auch Anzeichen einer Allergie, ein geschwächtes Immunsystem oder Reizungen der Atemwege oder Schleimhäute. Da bestimmte Stoffe in höheren Konzentrationen auch als Ursache für Krebserkrankungen gelten, wurden für verschiedene Materialien vom Gesetzgeber Regelungen zum Schutz der Gesundheit erlassen.

Versteckte Gefahr aus dem Erdreich

Nicht immer sind die Umweltgifte, denen wir ausgesetzt sind hausgemacht. Auch in der Natur selbst kommen Stoffe vor, die sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken können. Radon beispielsweise, ein radioaktives Gas tritt auch in Deutschland in verschiedenen Regionen aus dem Erdreich aus und kann in Gebäuden eine gesundheitsschädliche Konzentration annehmen. Vor allem alte Kellerräume, die nicht regelmäßig gelüftet werden, können hiervon betroffen sein. Hierzulande taucht das Phänomen verstärkt in Gebieten auf, in denen Bergbau betrieben wird oder wurde.

Das Problem: Das Gas ist farblos und geruchsneutral und kann deshalb nicht bemerkt werden. Besteht eine Vermutung, dass ein Gebäude oder Teile davon belastet sein könnten, sollte eine Messung vornehmen. Eine Radonkarte gibt grobe Anhaltspunkte, in welche Regionen das Gas verstärkt gemessen wurde. Um die Radonemissionen in Deutschland zu untersuchen wurden dafür über einen längeren Zeitraum hinweg verschiedene Haushalte überprüft.

Ein weiterer Emissionsherd sind verschiedene natürliche Baustoffe wie Lehm, die häufig in älteren Gebäuden eingesetzt wurden. Die wichtigste Maßnahme zum Schutz ist ein ausreichendes Lüften der Räumlichkeiten.

Asbest und Formaldehyd

Das Mineral Asbest – ein Naturprodukt – wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Produkten verwendet. Die feuerfesten Fasern mit hervorragenden wärmedämmenden Eigenschaften dienten beispielsweise als Zusatz für Beton, oder Dämmmaterial für Rohre. Lange Zeit galt die Wunderfaser als universell einsetzbar. Durch den massiven Gebrauch zeigten sich jedoch bald die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Die mikroskopischen Fasern können durch die Atemluft leicht eingeatmet werden und erhöhen das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken.

Da die Fasern sich durch natürliche Verwitterung des Materials leicht ablösen, ist der Einsatz im Baugewerbe heute verboten. In älteren Gebäuden müssen Bauteile, die mit Asbest versetzt sind fachgerecht entsorgt werden. Die Beauftragung einer Fachfirma ist hier meistens die beste Wahl.

Formaldehyd ist eine chemische Verbindung und wird einer Vielzahl unterschiedlicher Stoffe beigemengt, um bestimmte Eigenschaften zu erlangen. In der Textilveredlung sorgt es beispielsweise für knitterfreie Stoffe, bei Farben und Lacken dient es als Bindemittel und in Holzwerkstoffen wird es als Fungizid eingesetzt. In den 80er Jahren wurde es mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Zusammenhang gebracht. Zu dieser Zeit wurden in Innenräumen verstärkt Holzwerkstoffe mit hoher Formaldehydkonzentration verbaut.

Inzwischen sind hierfür Höchstwerte festgelegt worden und Baumaterial muss entsprechend gekennzeichnet werden. Dennoch tauchen immer wieder belastete Produkte auf. Auch in Teppichen wird der Stoff immer wieder zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.

Ältere formaldehydbelastete Bauteile sollten am besten ausgetauscht werden. Ansonsten ist es sinnvoll, beim Kauf neuer Einrichtungsgegenstände auf umwelt- und gesundheitsschonende Materialien zu achten. Eines der ältesten Orientierungshilfen stellt das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ dar. Entsprechend gekennzeichnete Produkte sind unbedenklich für die Gesundheit und gleichzeitig auch entsprechend umweltfreundlich.

Unsichtbare Schimmelsporen

Auch Schimmel in der Wohnung ist ein weit verbreitetes Phänomen. Oftmals befinden sich die befallenen Stellen nicht gut sichtbar hinter Möbeln oder Raumtextilien versteckt. Wenn die dunklen Schimmelflecken deutlich zu sehen sind, ist der Schimmelpilz in der Regel bereits weit ins Mauerwerk eingedrungen und kann nur schwer wieder beseitigt werden.

Die Ursache ist meist fehlerhaftes oder unzureichendes Lüften oder eine schlechte Isolierung der Gebäudewände. Auch Baufehler können Schimmelbildung begünstigen. Am häufigsten sind die Außenwände eines Hauses betroffen, wo gerade zur kalten Jahreszeit große Temperaturunterschiede auf das Mauerwerk einwirken. Die warme, feuchte Raumluft kondensiert dann an der kälteren Außenwand und bietet ein günstiges Milieu für die Schimmelbildung.

Der dunkle Belag, der sich mit der Zeit bildet enthält gesundheitsgefährdende Sporen, die sich durch die natürliche Luftbewegung im Raum verteilen können. Dann sind sie nicht nur für verschiedene allergische Reaktionen verantwortlich, sondern können auch Asthma, Magen-Darm-Beschwerden oder gar Krebs auslösen.

Vorbeugend hilft es, gerade im Winter ausreichend zu lüften um einer Schimmelbildung entgegenzuwirken. Vor allem besonders gefährdete Räume wie das Bad durch die hohe Luftfeuchtigkeit oder das Schlafzimmer durch häufig niedrige Temperaturen.

Schöne neue Plastikwelt

Die meisten Einrichtungsgegenständen weisen heutzutage einen gewissen Anteil an Kunststoffen auf. Boden- und Wandbeläge aus Plastik, Textilien aus Kunstfasern aber auch in Möbel selbst werden daraus gefertigt. Auch in Lacken und Anstrichen können Schadstoffe enthalten sein, die nach der Verarbeitung in die Raumluft abgegeben werden.

Vor allem PVC – als Fußboden oder auch in verschiedenen Wandbelägen enthalten, dünstet oft größere Mengen an Schadstoffen aus. Das eigentliche Problem sind hierbei die Phtalate, chemische Weichmacher, die dafür sorgen, dass die Materialien schön geschmeidig sind und nicht so leicht brüchig werden. Obwohl die Phtalate von der Europäischen Union noch nicht als gefährlich eingestuft werden, stehen sie in Verdacht, verschiedene gesundheitliche Probleme auszulösen. Vor allem sensible Menschen reagieren auf die Ausdünstungen mit gereizten Schleimhäuten oder Kopfschmerzen. Zudem steht der Stoff in Verdacht, das Immun- und Hormonsystem zu beeinträchtigen.

Empfindliche Personen sollten deshalb Produkte mit PVC möglichst meiden und auf alternative Materialien zurückgreifen. Vor allem, wenn Babys und Kleinkinder mit im Haushalt wohnen, ist es sinnvoll, vor allem natürliche und unbelastete Baustoffe und Einrichtungsgegenstände einzusetzen.

Aktive Schadstoffbekämpfung

Wenn Räume frisch renoviert oder neue Einrichtungsgegenstände gekauft wurden ist es sinnvoll, die Zimmer zu Beginn häufiger als sonst zu lüften. Vor allem Schlafräume sollten möglichst einige Tage nicht genutzt werden, bis die schlimmste Welle der Ausdünstungen vorüber ist. In der Regel werden in den ersten Tagen die meisten Schadstoffe bereits abgegeben. Danach werden oftmals keine gesundheitsgefährdenden Konzentrationen mehr erreicht.

Darüber hinaus können beispielsweise verschiedene Pflanzen dabei helfen, die Raumluft zu filtern und die Schadstoffkonzentration zu reduzieren. Bestimmte Arten sind dafür besonders gut geeignet. Sie können nicht nur Feinstaub, sondern auch verschiedene Giftstoffe wie Formaldehyd aus der Luft binden. Zudem tragen sie durch die Produktion von Sauerstoff und der Regulierung der Luftfeuchtigkeit zu einem angenehmen Raumklima bei.+++


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