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FULDA Motiv im Rotlichtmilieu?

Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung - Opfer Prostituierte

18.08.17 - Der Fall hatte überregional für Aufsehen gesorgt: am 8. März dieses Jahres hatte eine Zeitungsausträgerin in Eichenzell-Lütter um 5 Uhr morgens zwei blutüberströmte Personen mitten auf der Straße gefunden. Der Mann und die Frau im Alter von 21 und 22 Jahren standen mit blutenden Wunden vor der Pension. Die Austrägerin hatte sofort  die Polizei und den Rettungsdienst gerufen. In der Pension fanden die Beamten eine dritten Person - einen Mann - mit blutenden Wunden. Es stellte sich heraus, dass die drei aus Rumänien stammenden Verletzten in der Pension wohnten und dort von zwei Tätern überfallen, mit einem Messer attackiert und massiv geschlagen worden waren. Nachdem sie von ihren Opfern abgelassen hatten und geflüchtet waren, liefen die beiden Verletzten hilfesuchend auf die Straße und kamen schwer verletzt ins Klinikum Fulda.

Amtsgericht Fulda am Donnerstag: einer der beiden Angeklagten wird in Handschellen ...Fotos: Julius Böhm

Der andere Angeklagte will von einem Messer nichts gewusst haben 1

Drei Verteidiger, die beiden Angeklagten und die vereidigte Dolmetscherin ...


Wie sich bei der sofortigen Vernehmung der drei Opfer herausstellte, stammten auch die beiden Täter aus Rumänien, und Opfer und Täter kannten sich teilweise. Nur wenige Stunden nach der blutigen Attacke in der follgenden Nacht war das zur Fahndung ausgeschriebene Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs bei der Grenzkontrolle nahe Passau aufgefallen. Auf den Schuhen und an den Sohlen der beiden befanden sich Blutspuren und die beiden dringend Tatverdächtigen sitzen seither in Untersuchungshaft. 

Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Szymon Mazur


Heute begann vor dem Amtsgericht der Prozess gegen die beiden 29 und 32 Jahre alten rumänischen Staatsangehörigen wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung.  Die Anklage wirft ihnen vor, aufgrund eines zuvor gemeinsam gefassten Tatentschlusses in das Zimmer des Zeugen A. im ersten Stock einer Pension in Eichenzell eingedrungen und massiv auf den schlafenden Zeugen eingeschlagen und eingestochen haben. Der Zeuge erlitt hierdurch Hämatome im Gesicht, eine Gehirnerschütterung und mehrere Schnittverletzungen im Gesicht. Anschließend sollen die Angeklagten in das Zimmer der Zeugen F. und I. eingedrungen sein und ebenfalls auf die Zeugen eingeschlagen und eingestochen haben. Durch die massive Gewaltanwendung erlitt der Zeuge F. eine schwere Schädelprellung, ein stumpfes Bauchtrauma, eine Schnittwunde an der Kopfhaut sowie Prellungen und Schürfwunden. Die Zeugin I. erlitt eine Gehirnerschütterung, ein Monokelhämatom rechts, eine 8 cm lange Schnittwunde am Schädel, eine Nasenbeinfraktur sowie weitere Schnittwunden und Prellungen am ganzen Körper.

Zunächst wollten sich die beiden Angeklagten, die durch drei Verteidiger vertreten werden, heute nicht zum Tatvorwurf äußern, später bezichtigten sie sich gegenseitig. Während seiner Einlassung vor Gericht begann einer der beiden Männer hemmungslos zu schluchzen. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Szymon Mazur und Oberamtsanwalt Hartung versuchten, Licht in die recht undurchsichtigen Verhältnisse zu bringen. Dafür wurden unter anderem die Videoaufnahmen aus der Tatnacht von der Tankstelle am Rhönhof Eichenzell im Gerichtssaal gezeigt. Die beiden Angeklagten hatten dort offenbar schon am Nachmittag gemeinsam zu trinken begonnen - mindesten zwei große Flaschen Jägermeister hatten sie bei der Tankstellenangestellten gekauft. Später hatte einer der beiden Angeklagten dort auch ein Klappmesser gekauft, das vermutlich die spätere Tatwaffe ist - eine DNA-Analyse, die das beweist, steht aber noch aus. Gegen 2 Uhr nachts war auch das später attackierte Paar in der Tankstelle erschienen und dort mit den ihnen offenbar bekannten Männern in einen heftigen Streit geraten - das konnten alle im Gerichtssaal auf dem gezeigten Video verfolgen.

Opfer und Freundinnen der beiden Angeklagten arbeiten im Bordell

Hintergrund des Streits - und auch der späteren brutalen Messerattacke soll eine vorausgegangene Ruhestörung gewesen sein: Einer der ebenfalls in der Pension wohnenden Angeklagten hatte sich über den Lärm des Paares im Nachbarzimmer geärgert und diese beschimpft. Dieser Streit sei in der Tankstelle wieder aufgeflammt und habe dann zum Überfall geführt, sagten heute übereinstimmend die beiden Angeklagten und die beiden Opfer. Die heute 22-Jährige arbeitet nach eigener Aussage als Prostituierte in einem Bordell im Landkreis Fulda. Das hat sie mit den Freundinnen der beiden Angeklagten gemeinsam.

Weder die wirklichen Hintergründe der Tat, noch die Verteilung der Rollen bei dem Überfall und die Art der Beziehungen zwischen Tätern und Opfern ließ sich heute abschließend klären. Zudem soll noch ein medizinischer Gutachter über den Alkoholisierungszustand der beiden Männer während der Tat Auskunft geben. Ein neuer Termin ist für Ende August angesetzt. (Carla Ihle-Becker) +++


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