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Pfarrer Emmanuel und Pfarrer Patrick vor dem Radom auf der Wasserkuppe. Sascha Engel und Silke Jung-Räsch wollen ihnen während ihres Aufenthaltes die Schönheit der Rhön zeigen - Fotos: Carina Jirsch / privat

NEUHOF Eine Grundschule für Nganiko

Pfarrer aus Uganda wollen in ihrer Heimat etwas bewegen

25.08.17 - In ihrer Heimat etwas bewegen: das ist das Ziel von Emmanuel Kakaaga Byaruhanga (45) und Patrick Tukwasibwe (46). Die zwei Pfarrer aus Uganda (Ostafrika) sind derzeit zu Besuch in Deutschland. Während Pfarrer Emmanuel bereits seit 2009 regelmäßig Aushilfspfarrer in Thalau, Schmalnau und seit kurzem auch in Schlüchtern fungiert, ist Pfarrer Patrick zum ersten Mal hier. Im Interview mit OSTHESSEN|NEWS haben die Afrikaner über ihren Eindruck von Fulda, den hier lebenden Menschen und ihre Ziele in ihrer Heimat Nganiko gesprochen.

"Ich bin total überwältigt, wie willkommen wir sind. Hier sind alle sehr gastfreundlich", freut sich Pfarrer Patrick. Der 46-Jährige ist der Einladung von Silke Jung-Räsch sehr gerne gefolgt und wohnt für zwei Wochen bei ihr in Mittelkalbach. Seit fünf Jahren engagiert sich die Kalbacherin in seiner Heimat und treibt verschiedene Projekte – wie die Bildung der Kinder – voran.

Pfarrer Patrick, Sascha Engel, Silke Jung-Räsch und Pfarrer Emmanuel

Für Pfarrer Patrick ist es nicht einfach, die vielen Informationen aus Fulda zu verarbeiten. Denn Gemeinsamkeiten mit seiner Heimat gibt es nicht. "Ich liebe die Landschaft und den Wald“, schwärmt er: „Meine Mission ist es, in meiner Kirchengemeinde zu predigen, dass jeder einen Baum pflanzen soll, damit wir irgendwann auch mal so einen schönen Wald haben. Ich werde jedem sagen: Pflanzt Bäume für eure Zukunft." Auch die Kirchen hätten nicht viel mit denen in Uganda gemein - "hier gibt es viel mehr Bling-Bling."

Patrick ist seit 15 Jahren Pfarrer und predigt täglich in den Kirchen und Kapellen seiner Heimat. 10.000 Gläubige gibt es in seiner Gemeinde. "Mir liegt die Bildung und Entwicklung sehr am Herzen." In Uganda gebe es einen enormen Rückstand – wie ihm sein Besuch in Deutschland auf den ersten Blick zeigt – diesem will er entgegenwirken. "Ich würde gerne wieder nach Deutschland kommen. Nur mit der Sprache ist es noch sehr schwierig", erzählt Patrick, der sich mit unserer O|N-Fotografin Carina Jirsch in perfektem Englisch unterhielt.

Die afrikanischen Gäste kamen auf der Enzianhütte in den Genuss des Kreuzbergbiers ...

Im Interview wird deutlich, wie wichtig ihnen der Fortschritt in ihrer Heimat ist ...

Sascha Engel war der erste Zahnarzt in Nganiko. In Kürze will er wieder hin fahren und ...

"Alles was für uns normal ist, ist für Patrick etwas Besonderes", weiß Silke Jung-Räsch. Pfarrer Emmanuel kennt inzwischen den deutschen Standard und die Gegebenheiten. Seit acht Jahren ist er Aushilfspfarrer und regelmäßig in Fulda zu Gast. "Ich bin durch den Tipp eines Priesters, der in Kassel gearbeitet hat, auf die Idee gekommen und habe Bischof Heinz-Josef Algermissen geschrieben. Er hat sich direkt bei mir gemeldet und mir angeboten, in Thalau und Schmalnau als Pfarrer auszuhelfen." Bereits seit zwei Monaten ist der 45-Jährige, der gerade an seiner Promotion arbeitet, hier. "In Afrika gelte ich als mutiger Mann, weil ich den Schritt gewagt habe ins Ausland zu gehen." Doch was für ihn inzwischen Gewohnheit ist, war anfangs gar nicht so einfach: "Ich musste gleich den ersten Gottesdienst auf Deutsch halten. Da bin ich gerade aus Afrika hier angekommen", blickt der 45-Jährige zurück und lacht.

Ein Foto von seinem Besuch im März: Kein fließendes Wasser, kein Strom und unsteriles ...

In perfektem Englisch führte O|N-Fotografin Carina Jirsch das Interview ...

Cheffluglehrer Harald Jörges von der Fliegerschule hat den Gästen auf der Wasserkuppe ...

... diesen genossen sie sichtlich

Beide Pfarrer sind begeistert von der Gastfreundlichkeit der Bürger: "Ich nutze die Zeit hier, um Kontakte zu knüpfen. So konnte ich schon viele Spenden nach Uganda holen und eine Krankenstation bauen", so Emmanuel, der am kommenden Mittwoch mit Pfarrer Patrick zurückreist. "Ich habe schon viele Freunde gefunden und jedes Jahr werden es mehr. Ich bekomme in der Zeit hier so viele Einladungen zu den Leuten nach Hause, dass ich kaum ins Pfarrheim komme", freut sich Emmanuel, der leider schon viele Besuche auf seinen nächsten Aufenthalt verschieben musste.

Schon viele Fortschritte in Nganiko

"Es hat schon viele Veränderungen gegeben", sagt Emmanuel. Seit fünf Jahren gibt es bereits eine Krankenstation in Nganiko, die die Pfarrer mithilfe von Spendengeldern gebaut haben. Jeden Tag nehmen die Menschen weite Strecken auf sich, um dorthin zu gelangen - und das, obwohl es erst einen Krankenpfleger und eine Hebamme gibt. Auch der Neuhofer Zahnarzt Sascha Engel war bereits vor Ort und hat in wenigen Tagen 300 Menschen behandelt (siehe: Mehr zum Thema). "Der nächste Zahnarzt ist 100 Kilometer entfernt und viele können sich eine Behandlung nicht leisten", sagt Emmanuel. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass noch viele Tage nach der Abreise von Engel Menschen zur Krankenstation kamen und auf eine Rückkehr ihres "Engels" hofften. Seit diesem Erlebnis verfolgt der Zahnmediziner den Wunsch, eine Praxis zu etablieren und gemeinsam mit weiteren hilfsbereiten Zahnärzten der Region, den Menschen zu helfen.

Weitere Fotos vom Besuch im März: Pfarrer Francis, Pfarrer Patrick und Pfarrer Emmanuel ...

Viele Menschen haben auf Sasche Engel gewarteten

Ziel: Eine Grundschule

"In Kürze werden wir unseren vierten Brunnen bauen", freut sich Pfarrer Emmanuel. Silke Jung-Räsch konnte mit ihrem Einsatz bereits 50 Patenkinder nach Kalbach, Thalau, Schmalnau und Neuhof vermitteln. Die Pateneltern finanzieren ihren Schützlingen die Schule und eröffnen ihnen dadurch einen Weg zur Bildung. "Jetzt haben wir ein neues Projekt und wollen eine Grundschule in unserem Dorf bauen", sagt Pfarrer Patrick. Direkt neben der Krankenstation will der 46-Jährige ein Stück Land kaufen. "In der Schule muss es sieben Klassenzimmer, drei Kindergartenräume, ein Büro, einen Personalraum und Toiletten geben. Zusätzlich müssen wir ein Haus bauen, in dem mindestens vier Lehrer Platz finden. Das ist ein Projekt, das die nächsten Jahre realisiert werden soll. Es muss sich komplett aus Spenden finanzieren, da unsere Regierung nicht in Bildung investiert." 17.000 Euro müssen die Pfarrer allein für zwölf Lehrer aufbringen, die ein Jahr an der Schule unterrichten.

Silke Jung-Räsch

Das Projekt sorgt vor allem bei Jung-Räsch für leuchtende Augen:"Als ich nach dem ersten Besuch in Uganda zurückkam, habe ich geschockt gesagt: Da fahre ich nie wieder hin. Aber ich konnte die Zustände dort nicht vergessen." Seit diesem Erlebnis setzt sie sich für die Menschen dort ein: "Es sind alles nur Kleinigkeiten – ein Fass ohne Boden. Aber ich mache lieber kleine Schritte als gar nichts, denn ohne Bildung geht es nicht." (Julissa Bär) +++


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