Schauspielerin Hannelore Hoger fesselt das Publikum mit Bildern aus ihrem Leben

30.08.17 - Man erkennt sie auf einen Blick: Rotbraune Haare, die sie regelmäßig aus den Augen streicht. Der von „Bella Block“ bekannte, charakteristische Blick. Die signifikante Stimme: Hannelore Hoger, eine der bedeutendsten deutschen Schauspielerinnen der Gegenwart ist „live“ auf den ersten Blick zu erkennen. Drei Tage nach ihrem 75sten Geburtstag stellte sie am vergangenen Mittwoch in dem völlig ausverkauftem KUKI ZELT einem begeisterten Publikum ihre aktuelle Autobiografie "Ohne Liebe trauern die Sterne" vor. Ein Abend voller spannender Geschichten, die auch eigene Erinnerungen an Vergangenes hervorholen. Assoziativ, schnörkellos fließen Lesen und Erzählen ineinander, ein Gedanke ergibt den anderen, ein Name führt zu einem anderen, ein Ereignis mündet in einem anderen. Von ärmlicher Kindheit ist die Rede, Rezepte wie Arme Ritter werden zu Köstlichkeiten, und rufen auch bei den Zuschauern Assoziationen an andere Zeiten hervor.

Sie betrauern mit der Schauspielerin, dass deren Hund Flocki in ihrer Kindheit vom Vater „gegen Kaffeebohnen an einen Engländer verkauft“ wurde. Fast übergangslos nimmt die gebürtige Hamburgerin ihr Publikum mit in das Schauspielerleben, ihr Weg führt sie von Hamburg über Ulm, Bremen und Stuttgart nach Bochum, Köln, Wien und Düsseldorf zurück nach Hamburg und zu diversen Gastspielen im Ausland. Sie erzählt von ihrer Arbeit mit Peter Zadek, Augusto Fernandes, Schlöndorff, Margarethe von Trotta, Karin Brandauer oder Alexander Kluge. Ein Schmunzeln geht durch die Reihen, wenn Hoger wunderbare Anekdoten, hinsichtlich so bekannter Persönlichkeiten wie Götz George, Mario Adorf und Helmut Dietl in petto hat. Der Theaterregisseur Auguste Fernandes beispielsweise riet ihr: „Ärgere dich nicht, Hannelore, es lohnt nicht die Schmerzen.“ Über George berichtet sie trocken: „Er war ein toller Schauspieler“, dennoch sei die Atmosphäre angespannt gewesen: „Das war kompliziert. Aber wir haben´s ja überstanden.“

"Überstanden" hat die Schauspielerin in ihrem Leben so Einiges, worüber sie an dem Abend nicht sprach: Sie hat zahlreiche Preise entgegen genommen, etwa bei ihrem Durchbruch mit der Rolle der Leni Pickert in „Die Artisten in der Zirkuskuppel: Ratlos“, für den der Goldene Löwe bei den Filmfestspielen von Venedig verliehen wurde. Der Grimmepreis, die Goldene Kamera, der Bayerische Fernsehpreis folgten, wie auch der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten.

Immer wieder schlägt sie in ihrem Buch, das wie ein kurzweiliger Erzählband daherkommt, Seiten auf, in denen von Abschieden von ihr vertrauten Kollegen die Rede ist, mit kleinen eingelegten Pausen und die Namen lässt sie einen Momentlang im Zelt für sich stehen. Ganz nah rückt der Mensch Hannelore Hoger heran, wenn sie von ihren ersten Malversuchen erzählt, Malen als Therapie, bei ihr, um die ewigen, lästigen Halsentzündungen - sowieso schon unangenehm, aber für den Schauspielberuf grausam - endlich loszuwerden - mit Erfolg. Dann ist Hoger wieder mitten in einer Theaterprobe zu spüren, und alle Zuhörer bekommen eine leise Ahnung davon, was diese großartige Schauspielerin von sich in diesem Beruf abfordert, sie bleibt unerbittlich, bis das Ergebnis stimmt. Seit mehr als 4 Jahrzehnte durften Millionen von Film- Fernsehzuschauern die Vielfalt ihres Könnens miterleben, in der Krimireihe Bella Block ist sie unvergesslich.

Und dann ist es auch schon vorbei, ein Abend ohne Pause, viel zu schnell vergeht die Zeit im Zelt, wo Zuhörer und die Erzählende so dicht beieinander sind. Einen ganz besonders herzlichen Dank sagt ihr zum Abschluss Heide Buhmann vom KUKI: „Ich glaube, wir werden Sie nach diesem Abend noch mehr lieben als vorher“, damit drückte sie aus, was offenkundig etliche Gäste bewegte. Der Applaus will nicht enden. Dann ist sie noch lange für ihr Publikum da, gibt Auskunft und signiert beim Büchertisch Karmanns Schöne Seiten - es bleibt ein unvergesslicher Abend mit einer ganz besonderen Schauspielerin und einem liebenswerten Menschen. +++