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- Foto: Kathrin Kimpel/hr

REGION Wie wählen eigentlich Blinde?

Eine Schablone hilft, das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen

22.09.17 - Wie soll man eigentlich ein Kreuz auf einem Wahlzettel machen, wenn man den gar nicht sehen kann? Haben Sie sich schon mal gefragt, wie man als Blinder oder sehbehinderter Mensch sein Wahlrecht wahrnehmen kann? Dabei ist das Recht auf die Teilnahme an freien, gleichen und geheimen Wahlen ein Grundrecht und gehört zu den Grundpfeilern unserer Demokratie. Deshalb haben sich die Blindenverbände schon vor Jahren dafür eingesetzt, dass ihre Mitglieder nicht länger auf Hilfestellung von Anderen angewiesen sind, sondern selbstständig und geheim wählen können - so wie alle anderen Wahlberechtigten auch. 

Dafür wurde eine Stimmzettelschablone entwickelt, die den betroffenen Wahlberechtigten per Post zugeschickt wird. Auf einer zugehörigen Audio-CD ist eine Anleitung zur Handhabung der Stimmzettelschablone zu hören und die Information über die vollständigen Texte der Stimmzettel der einzelnen Wahlkreise in Hessen. Die Schablone hat die Form einer Mappe, in die der Stimmzettel eingelegt wird. Durch die runden Öffnungen über den zu markierenden Kreisen können blinde und sehbehinderte Menschen ihr Kreuzchen machen. Welche Kandidatinnen und Kandidaten bzw. welche Partei zu den jeweils auf der Schablone in Großdruck und Punktschrift nummerierten Öffnungen gehören, ist auf der Audio-CD zu hören. An jedem Stimmzettel wurde die rechte obere Ecke abgetrennt, damit der Stimmzettel selbständig korrekt in die Wahlschablone einlegt werden kann. Eingeführt wurde die Schablone bei der Bundestagswahl 2002.

Das hört sich ziemlich kompliziert an, ist für die Betroffenen aber trotzdem eine praktikablere und selbstbestimmtere Lösung, als auf die Hlfe eines Sehenden angewiesen sein zu müssen. Lea Widmer aus Fulda kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Dass es die Möglichkeit mit der Schablone nur für die Bundestagswahl, nicht aber für die Landrats- oder Bürgermeisterwahl gibt, bedauert sie. Auch bei der Kommunalwahl sind sehbehinderte Wähler, die das Recht auf Kumulieren und Panaschieren wahrnehmen wollen, weiter auf Hilfe angewiesen. "Da sind die Stimmzettel in Frankfurt ja so groß wie eine Tischdecke - da stünden Aufwand und Kosten nicht im Verhältnis zum Nutzen", sagt Andreas Meyer, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenbundes Hessen (BSBH), der selbst blind ist. Er nimmt übrigens sein Wahlrecht nicht per Brief, sondern vor Ort im Wahllokal wahr, weil ihm wichtig ist, dort auch als Wähler präsent zu sein. "Wer mich dort beim Wählen sieht, macht sich vielleicht zum ersten Mal klar, wie das wohl funktioniert und wie wichtig es ist, seine Stimme selber abgeben zu können."

Lea Widmer ist es ganz besonders bei dieser Bundestagswahl wichtig, ihre Stimme abgeben zu können. "Damit trage ich dazu bei, zu verhindern, dass Parteien am rechten Rand in den Bundestag kommen, die sich vor allem durch Intoleranz auszeichnen." (Carla Ihle-Becker) +++


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