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Pfarrer Bernd Laukel, Geschäftsführer des diakonischen Werks Hanau-Main-Kinzig, referierte über die Geschichte der Diakonie, sowie die heutigen Beratungs- und Hilfsabteilungen, zusammen mit Susanne Auth vor dem Flyer des Diakonischen Werks - Foto: Fredy Henning

SCHLÜCHTERN Diakonie im Mittelpunkt der Kreissynode

Leben verstehen, Wege zeigen, Handeln stärken

04.04.18 - Im Mittelpunkt der Frühjahrstagung der Kreissynode des Kirchenkreises Schlüchtern stand die Arbeit des Diakonischen Werkes Hanau-Main-Kinzig. Dekan Wilhelm Hammann berichtete in seinem Rückblick vor den rund 60 Kreissynodalen, dass erfreulicherweise alle Pfarrstellen besetzt seien, auch durch Vakanzvertretung. Der Dekan ging auf die wichtigsten Feiern und Feste im Jahr 2017 ein, unter anderem das 500-jährige Reformationsjubiläum mit vielen Vorträgen und dem erfolgreichen Kinder-Musical „Mönsch Martin“.

Neu gegründet habe man die Kooperationsräume Sinntal-Kalbach mit den Gemeinden Mottgers, Weichersbach und Schwarzenfels, den Raum Schlüchtern-Ramholz mit den Gemeinden Schlüchtern und Ramholz, sowie den Kooperationsraum Bergwinkel mit allen übrigen Gemeinden. Im 2015 angesichts geringer werdender Mitgliederzahlen beschlossenen Prozess „Volkskirche qualitativ weiterentwickeln“ gehe es immer wieder um gute und ergänzende Zusammenarbeit. Dazu gehören auch die Kategorisierung von Kirchen und neue Dienstbeschreibungen für Pfarrstellen.

Das kirchliche Leben biete aber auch in diesem Jahr Anlässe zum Feiern: Am Pfingstsonntag werde 475 Jahre Reformation in Schlüchtern gefeiert, denn 1543 feierte der Abt des Klosters Petrus Lotichius das erste Mal Abendmahl mit Brot und Wein, das geschah also 25 Jahre nach Luthers Thesenanschlag. Die Reformierten und Lutheraner verbanden sich dann 1818 in der Hanauer Union, was auch dieses Jahr gefeiert werde. Über die Aufgaben und Wirkungsspektren der Diakonie referierte Pfarrer Bernd Laukel, Geschäftsführer des regionalen Diakonischen Werks Hanau-Main-Kinzig, im Evangelischen Gemeindezentrum Schüchtern. Den ersten Vortragsteil gestaltete Bernd Laukel als aufrüttelnden Ausflug zu Ursprung und Geschichte der Diakonie, um im zweiten Teil das Diakonische Werk mit seinen Aufgaben vorzustellen.

Ausgehend von den Fragen, was der Kirchenkreis von ihrer Diakonie und umgekehrt was die Diakonie vom Kirchenkreis habe, gebe es Profite oder Differenzen, leitete Laukel über auf die „doppelte Bedrängnis“, in der die Diakonie heute stehe. Ethik und praktische Theologie hätten es versäumt sich um die theologischen Belange und Grundlagen der Diakonie zu kümmern. Zum anderen habe die Diakonie heute statt sozialer oft eine ökonomische Basis. „Wo ist der theologische Ort der Diakonie und was bedeutet er?“ Im Neuen Testament habe Jesus gelehrt, „die Freude Gottes über den geretteten Verlorenen übersteige die Freude an den Gerechten.“ Heute, ökonomisch denkend, dagegen erwarte man von Diakonie eine „soziale Problementsorgung“. Die eigentliche Diakonie dagegen bedeute „das Ertragen der Probleme“. Das sei „befreiende, heilende Diakonie“. Diakonie mit dem Kümmern um Arme, Rechtlose, Kranke sei früher Kern der Gemeinden gewesen.

Im Mittelalter entstanden Hospize, wo sich Menschen „in den Dienst eines Schwächeren stellten“ und Achtung vor Hilfebedürftigen hatten. An den heutigen Tafeln werden nur die berücksichtigt, welche sich durch Ausweise berechtigt zeigen könnten, Hilfen werden oft zu Formen der Anpassung und Einfügung in gesellschaftliche Normen. Im 18. Jahrhundert sei es zu einem Bruch zwischen Medizin und Christentum gekommen. Im 19. Jahrhundert erst wurde mit der „Neuerfindung der Diakonie und Diakonissen“ Spiritualität und helfende Sozialität vereint. „Ohne Diakonie wäre das Ansehen der Kirche ganz zum Teufel gegangen“, so der Referent. Dann jedoch seien die Gesetze gekommen, Sozialhilfe, soziale Netzwerke, die Abgaben, welche persönliche Fürsorge überflüssig machten und dem Staat überließen. Heutzutage werde nicht mehr gefragt „Was ist die Kirche?“, sondern „Was leistet die Kirche?“

Es gelte sich durch soziale Leistungen zu rechtfertigen. In der heutigen Krise der Kirchen dagegen sehe er, Laukel, eine Chance, der Diakonie wieder theologisches Profil zu geben und im An- und Hinschauen und Aufdecken der Belange von Pflege- und Hilfebedürftigen den Sinn von Diakonie wieder neu einzuüben. Diakonie sei immer „Arbeit und Gnade, Leistung und Geschenk“. Man könne „aus Gnade leben“, das sei eine urprotestantische Erfahrung.

Im Einzelnen stellte Pfarrer Laukel die Abteilungen mit den vielen Hilfeleistungen des Diakonischen Werks vor. Ansprechpartnerin für „allgemeine Sozialberatungen“ mit Unterabteilungen der Schuldnerberatung, Müttergenesung, Migrationsberatung, Flüchtlingsberatung, Seniorenberatung und mehr vor Ort sei Susanne Auth in der Dreibrüderstraße in Schlüchtern. Besorgniserregend steige beispielsweise die Altersarmut an. Eine zweite Abteilung befasst sich mit ambulanter Suchthilfe und Prävention zu verschiedenen Süchten, eine dritte Abteilung bietet Hilfe für Familien in verschiedenen Bereichen. Das Diakonische Werk Main-Kinzig umfasse Beratungsstellen in Hanau, Gelnhausen, Wächtersbach und Schlüchtern.

Als weiterer Tagungsordnungspunkt stellten Pfarrerin Simone Schneider und Pfarrer Jochen Lins eine Resolution der Klinik-, Altenheim- und Kurseelsorge. Diese forderte angesichts der zurückgehenden Pfarrstellen allgemein, die Bedeutung dieser Seelsorge an anderen Orten wie Klink- und Altenheimen zu berücksichtigen. Nach einer regen Diskussion stellte Präses Jürgen Schmidt diese zur Abstimmung. Sie wurde mehrheitlich angenommen.

Pfarrerin Szilvia Klaus wies in ihrem Bericht aus der Frauenarbeit auf Veranstaltungen im Kirchenkreis hin. Die Kreissynode wurde mit einer Andacht von Pfarrerin Eva-Katharina Gericke eröffnet, Dr. Michael Schneider begleitete sie am Flügel musikalisch. +++


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