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Hobbyschafhalter an der Warte in Schotten: Abschied vor dem Schlachten - Fotos: vogelsberg-netz.de

Da sitzt jeder Handgriff: Scherer Mario Bott aus Großenlüder-Bimbach im historischen Schafstall.

27.02.09 - Region

Schafhaltung im Vogelsberg: Landschaftspflege auf 4 Beinen - Schur Karfreitag

Schafhalter und Hobbyschäfer im Vogelsberg sind in der Regel in Vereinen organisiert und haben sich neben artgerechter Tierzucht auch Landschaftspflege auf die Fahne geschrieben. Dort, wo Landwirte mit ihren Maschinen nicht mehr hinkommen, sieht man oft Schafe weiden. Die Tiere halten den Wildwuchs an Sträuchern und Hecken gering und dienen als "biologische Rasenmäher" für Natur geschützten Magerrasen sowie an unzugänglichen Hanglagen.

Zusätzlich macht sich der Schafhalterverein Vogelsberg bei der Vermarktung seiner Nutztiere Gedanken. Nicht nur während der jährlich stattfindenden "Lammwochen" arbeiten seine rund 100 Vereinsmitglieder eng mit Metzgereien und Gastronomen zusammen. Wenn dann in mehr als zwei Dutzend Gasthäusern und Restaurants vor Ostern vom 26. März bis 26. April 2009 vier Wochen lang Lammspezialitäten auf der Speisekarte stehen, ist beste, garantiert einheimische Qualität auf kurzem Weg vom Schafhalter in die Küche gelangt.

Und wie jedes Jahr seit dem Jahr 1996 laden nicht nur die Gastronomen im Vogelsberg ein. Auch die Karfreitagstradition auf Schloss Eisenbach bietet ein außergewöhnliches Erlebnis. Seit zwanzig Jahren werden in der Züchterfamilie Schönfeld aus Lauterbach am Karfreitag die Schafe geschoren. Das war immer der Tag, an dem alle Mitglieder der Familie zusammen waren und bei der Aktion mithelfen konnten. Mit einem Hobby von Vater Klaus hatte alles einmal begonnen, als er mit sieben Jahren er sein erstes Schaf geschenkt bekam.

Inzwischen holt sich Sohn Joachim alljährlich Auszeichnungen für seine Zuchterfolge auf Tierschauen, z. B. auf dem Lauterbacher Prämienmarkt in der Vogelsberger Kreisstadt. An Rassen züchten die Schönfelds das Deutsche Schwarzköpfige Fleischschaf und seit einiger Zeit französische Charollais, eine kleinere Sorte, deren Lämmer marktgerechtes Fleisch liefern. Klaus Schönfeld, der seinen Sohn bei dessen Nebenerwerb Schafzucht tatkräftig unterstützt, ist von Ende April bis Oktober oft selbst pro Tag vier Stunden lang zum Hüten draußen auf den Weiden unterwegs.

Am Karfreitag zur Schafschur

Um anschaulich Verständnis für das Traditionshandwerk der Schäferei zu wecken, veranstaltete Familie Schönfeld bereits vor 13 Jahren, mit Beginn der "Lammwochen Vogelsberg", ihre Schafschur öffentlich im historischen Stallgebäude von Schloss Eisenbach bei Lauterbach. Durch das zusätzliche Verzehr- und Mitnahmeangebot von Lammbratwurst, Salami etc. an den Ständen draußen wird bei Besuchern Begeisterung geweckt und gleich ein direkter "Draht" zum Verbraucher hergestellt. Von morgens um 10 Uhr bis nachmittags werden am Karfreitag vom Scherer knapp 100 Mutterschafe, Jährlinge und vier Zuchtböcke vom winterlichen Wollkleid befreit.

Es dauert nicht einmal eine Viertelstunde, bis ein Schaf geschoren ist. Familien aus der Umgebung treffen mit Kind und Kegel ein, staunen, streicheln die zutraulichen Tiere und stellen natürlich viele Fragen. Joachim Schönfeld informiert immer wieder die Zuschauer: Pro Schaf fallen 3 bis 4 kg Rohwolle an, für die zurzeit pro Kilo etwa 0,40 Euro bezahlt werden. Kein gutes Geschäft, nachdem die Scherkosten beglichen sind. Die Tiere werden - nun ohne ihr wärmendes Fell - in der nächsten Zeit im windgeschützten Stall bleiben. Einige von ihnen sind trächtig, sie wurden mit einem roten T gekennzeichnet. Insgesamt beträgt die Tragezeit 100 Tage, bis ein Lamm zur Welt kommt.

Nach dem Winter, wenn die Tiere fast vier Monate im Stall verbracht haben, ist es nötig, ihre Klauen zu stutzen. Bei der Klauenpflege sitzen die Schafe bequem und entspannt auf einem mit einem Autoreifen gepolsterten Metallsitz. Angegurtet und mit schief gelegtem Kopf scheinen sie fast mit ihrem "Pfleger" Klaus Schönfeld zu flirten. +++


Rechts vorne: Schafzüchter Joachim Schönfeld auf dem Prämienmarkt Lauterbach

Da sitzt jeder Handgriff: Scherer Mario Bott aus Großenlüder-Bimbach im historischen Schafstall.

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