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Nicht nur in seinen Bühnenstücken, auch im Leben des Barockdichters Molière haben Amouren eine wichtige Rolle gespielt: Hier eine Szene aus dem Kinofilm „Molière“ von Laurent Tirard. - Foto: Sony Pictures Classics

30.12.09 - Steinau a.d.Str.

Bergwinkel-Festspiele 2010 mit Molière-Komödie - erfolgreiche Bilanz 2009

Ihm fehlt es an Bildung und Kultur - aber er hat Geld: viel Geld. Das genügt dem reichen Monsieur Jourdain jedoch nicht, er möchte in Adelskreise aufsteigen. Wie sehr er sich auf dem Weg zu diesem Ziel lächerlich macht, ist ihm nicht bewusst. Das Publikum indes findet stets größtes Vergnügen an Molières Komödie „Der Bürger als Edelmann“. Das Stück wird im Juli 2010 während der Bergwinkel-Festspiele in Steinau an der Straße zu sehen sein. ZUM FOTO: Nicht nur in seinen Bühnenstücken, auch im Leben des Barockdichters Molière haben Amouren eine wichtige Rolle gespielt: Hier eine Szene aus dem Kinofilm „Molière“ von Laurent Tirard. Foto: Sony Pictures Classics.

Doch nicht nur das Neue beflügelt die Geister - auch das 2009 Erarbeitete wird weiter geschliffen: Schillers „Wallenstein“, jenes Stück um Ehre, Treue, Verrat und Liebe in der spannungsgeladenen Bühnenfassung des Ramholzer Regisseurs Günther Keim wird das Publikum im kommenden August erneut in seinen Bann ziehen. Nach den Erfolgen der Theatersaison 2009 blicken die Vorsitzenden des Vereins Theaterkultur Bergwinkel e.V., die Schlüchterner Unternehmer Dr. Peter Büttner und Claus Werckmeister, frohgemut auf die neue Spielzeit. „Wir wissen, dass es nicht leicht ist, Kulturarbeit zu leisten. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass die Potenziale in unserer Region genutzt und entwickelt werden müssen.“ Werckmeister und Büttner verstehen ihr Engagement als Investition in die Zukunft – und als einen Beitrag zur regionalen Bildungsarbeit.

Die Förderung junger Talente ist eines der wichtigsten Ziele, die sich der Verein auf die Fahnen geschrieben hat. Wie gut das Konzept funktioniert, konnte das Publikum in der jüngsten Saison bei den Aufführungen von Schillers „Wallenstein“ und Shakespeares „Sommernachtstraum“ sehen: Viele Kinder und Heranwachsende stehen auf der Bühne, wenn der Theaterpädagoge Keim Regie führt. Auf seine bekannt strenge und gleichzeitig einfühlsame Art versteht er es, aus einer Gruppe Amateurschauspieler unterschiedlichen Alters ein Ensemble zu formen, das nicht nur das Publikum überzeugt, sondern auch eine soziale Gemeinschaft bildet. Die Jungen lernen von den Alten und umgekehrt.

Fast 3.000 Zuschauer besuchten laut Büttner und Werckmeister im Juni und August 2009 die Bergwinkel-Festspiele und ließen sich von den Inszenierungen in Steinau und Schwarzenfels verzaubern. Viel Stammpublikum kommt aus dem Bergwinkel – aber auch Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet und Unterfranken schätzen die Theateratmosphäre an besonderen Orten wie dem Steinauer Schlosshof oder der Burgruine Schwarzenfels. Sogar der Hessische Rundfunk brachte in seiner Reihe „Herrliches Hessen“ im vergangenen September einen Beitrag über die Grimm-Stadt und die Festspiele.

Der Verein Theaterkultur Bergwinkel trägt für die wirtschaftliche Grundlage des Festivals Sorge, indem er Mittel für die Produktion der Stücke zur Verfügung stellt, Sponsoren gewinnt und organisatorische Dienste leistet. Mario Flaschenträger (Sinntal-Mottgers) und Matthias Hebeler (Schlüchtern), die beide in der Kommunikationsbranche tätig sind, unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit für die Bergwinkel-Festspiele - „ehrenamtlich und mit großer Tatkraft“, wie Büttner und Werckmeister betonen. Auch Steinaus Bürgermeister Walter Strauch gehört zum Kreis derer, welche die regionale Kulturarbeit fördern. Er ist froh, dass Keims Ensemble im Sommer wieder die historischen Kulissen seiner Stadt beleben und Gäste anlocken wird. Diesmal werden beide Stücke in Steinau gezeigt: „Der Bürger als Edelmann“ vom 15. bis 18. Juli sowie vom 22. bis 25. Juli, und „Wallenstein“ vom 19. bis 22. August – Schauplätze sind Schlosshof, Katharinenkirche und Rathauskeller.

Molière, mit bürgerlichem Namen Jean-Baptiste Poquelin (1622 -1673) schrieb die Ballettkomödie „Der Bürger als Edelmann“ im Auftrag des Sonnenkönigs Louis XIV. – und auch in der Inszenierung des Ramholzer Regisseurs Günther Keim wird Tanz eine wichtige Rolle spielen. Die Schülerinnen des Ballettsaals von Monica Opsahl in Schlüchtern sind schon ganz aufgeregt: Sie werden die Elfenkostüme des „Sommernachtstraums“ in der bevorstehenden Saison mit barocken Gewändern vertauschen. Tanzlehrerin Opsahls Augen strahlen: „Zu diesem Stück lassen sich ganz zauberhafte Choreografien gestalten.“

Günther Keim und seine Frau Sabine Hagmaier-Keim sind für die künstlerischen Inhalte der Inszenierungen verantwortlich. „Der Bürger als Edelmann ist eine richtig schnuckelige Komödie“, schwärmt der 56-jährige Regisseur. „Durch die Eitelkeit der Hauptfigur entstehen so viele komische Situationen, dass es eine Wonne ist.“ Überdies hält der Regisseur den Stoff für sehr aktuell: „Ehrgeiz und Überheblichkeit beschädigen nach wie vor ganze Gesellschaften. Und wir erleben gleichzeitig, wie Statussymbole als Ersatz für seelisch-geistige Inhalte und ideelle Werte herhalten müssen, die Hohlräume aber nicht füllen können.“ Und es gibt noch eine Botschaft, welche Keim mit seiner Inszenierung vermitteln möchte: „Lieber lachen und leben als sich zu grämen.“+++

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