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04.01.11 - Bad Neustadt

Suche nach dem Klang der Gegenwart: Silvesterkonzert in der Christuskirche

Das traditionelle Silvesterkonzert in der Bad Neustädter Christuskirche wurde in diesem Jahr von zwei jungen Musikern aus Dresden gestaltet: Marcus Rust (Trompete, Flügelhorn) und Christian Grosch (Orgel) traten als „Duo Zia“ auf und brachten Jazz und traditionelle Musik alter und ferner Kulturen zu Gehör. Auf der Suche nach neuen Klängen forschen die zwei Musiker nach einem Klang der Gegenwart. Dabei spielen Traditionen eine wichtige Rolle und dienen oft als Ausgangspunkt ihrer musikalischen „Expeditionen“. Den beiden Musikern ist daran gelegen, ihre verschiedenen musikalischen Hintergründe so zu kombinieren, dass kein Genre dem anderen etwas wegnimmt, sondern sich alles zu einem eigenen Klang ergänzt.

Damit nehmen sie die Zuhörer mit auf eine musikalische Sprachreise zwischen unterschiedlichen Stilistiken wie dem Jazz, indianischen Melodien, afrikanischen Rhythmen und der Gregorianik. Nach so viel Einstimmung konnten sich die Besucher in der Christuskirche gespannt wartend zurücklehnen. Trotz der Schneeverhältnisse, alltagsbestimmendes Tagesgespräch der letzten Zeit, waren doch reichlich viele Liebhaber der traditionellen Silvesterkonzerte in der Christuskirche gekommen. Zugegeben, es brauchte schon viel Phantasie, bis sich bei einer Reihe von Variationen gleich zu Beginn die klassische Tonart des Weihnachtsliedes „Vom Himmel hoch da komme ich her“ durchsetzte.

Bildunterzeile: Marcus Rust (Trompete, Flügelhorn) und Christian Grosch (Orgel) bestritten heuer das Silvesterkonzert in der Christuskirche. Foto Partl

Welch ein Kontrast zum Marienlob aus dem 14. Jahrhundert, das sich zart und lieb in die Ohren der Zuhörer einschmeichelnde. Es war wohl unbestritten ein Konzert der Kontraste: Sprung hinein aus der Zeit der alten Kelten in die Neuzeit, hin zu Spirituals, wie sie einst im tiefen Süden Amerikas von Farbigen auf den Baumwollfeldern gesungen wurden: „A Virgin Mary Had a Baby Boy“ beispielsweise. Traditionell spricht bei Konzerten in der Silvesternacht Dekan Dr. Gerhard Hausmann den Menschen Zuversicht und Mut für das vor der Türe stehende neue Jahr zu. Gar nicht so leicht sei es gewesen, zu diesem Anlass einen heiteren Text zu finden. Das Gedicht von James Krüss über das, was Tiere wohl denken in der Neujahrsnacht, war zwar nett anzuhören, doch konnte es nachdenkliche Gedanken nicht ganz verhindern. „Was denken in der Neujahrsnacht die Kater und die Katzen? Sie denken, dass im alten Jahr der Mausefang bescheiden war, und strecken in das neue Jahr begehrlich ihre Tatzen. Was denken in der Neujahrsnacht die Pudel und die Möpse? Sie denken, dass nicht jeden Tag ein Knochen auf dem Teller lag, und wünschen für den Neujahrstag sich Leberwurst und Klopse.

Was denken in der Neujahrsnacht die Vögel hierzulande? Sie denken an die Storchenschar, die hier im Sommer fröhlich war und die nun wandelt, Paar um Paar, im warmen Wüstensande. Was denken in der Neujahrsnacht die Knäblein und die Knaben? Sie denken, ob der Frost bald weicht und ob ein Mensch den Mond erreicht und ob sie nächstes Jahr vielleicht Schuhgröße vierzig haben? Was denken in der Neujahrsnacht in aller Welt die Mädchen? Die Mädchen denken unentwegt und angeregt und aufgeregt an das, was man im Sommer trägt. Was denken in der Neujahrsnacht wohl die alten Leute? Sie denken unterm weißen Haar, wie sonderbar das Leben war und dass das Glück sie wunderbar geleitet hat bis heute. Schmunzeln machte sich breit in der Christuskirche beim durchaus gemischten Publikum. Fast schon einer Hymne gleich trommelte sich der Gesang der Indianer durchs Kirchenschiff. Die recht ungewöhnliche Komposition wechselte mit einem russischen Schlaflied, bestens dazu geeignet zum Reflektieren des ausgehenden Jahres. Was mag das Neue bringen?

Viel Zeit blieb indes nicht dazu, denn eine Mischung aus Dixie, Hammond und Jazz riss schnell wieder aus eigenen Träumereien auf. Die beiden Akteure auf der Kanzel ernteten dafür spontanen Zwischenapplaus. Ein bekanntes Einschlaflied der Moderne kündeten die Musiker an: verschnörkelt, zart und einschmeichelnd ließen sie sich auch hier wieder viel Zeit und Phantasie, das eigentliche Lied erkenntlich zu machen: „Weißt du wieviel‘ Sternlein stehen?“ Der Dekan gab den Menschen die Hoffnung mit auf den Weg, dass alle Menschen zuversichtlich nach vorne blicken könnten, wenn sie nur auf den Herrn bauen, denn seine Liebe trage. „Ob hellstes Licht ob Dunkelheit – geborgen ist, wer ihm vertraut.“ Auch musikalisch trieb das Konzert unaufhaltsam seinem Finale zu. Zum letzten Stück präsentierten sich die Marcus Rust und Christian Gosch am Altarraum an der transportablen Orgel. Ohne obligatorische Zugabe durften sie sich freilich nicht verabschieden. Die Leute dankten mit schönem Applaus.(ger)+++

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