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Schon allein die Tatsache, dass der offizielle Opener des diesjährigen Burg Herzberg-Festivals, der Auftritt der Freak City Band, bei weitem nicht das erste Konzert war, ließ vermuten, dass die musikalische Komponente beim „Hippie-Mekka“ (Rolling Stone) dieses Jahr nicht zu kurz kommen würde.

Die Hauptacts des Donnerstagabend begeisterten Fans und Unvorbelastete gleichermaßen. Motorpsycho spielten auf mit dem dieses Jahr für sehr viele Bands typischen gitarrenlastigen Psychedelic-Rock, ständig zwischen Pathos und Party changierend. Auf der Freakstage führte Götz Widmann durch seine Liedermacher-Freakshow, die im Laufe des Abends stark an Qualität zulegte. Billy Rückwärts waren zum Schluss an der Reihe. Sie brachten das Publikum zum Tanzen mit einer Mischung aus Off- und Onbeat-Rhythmen, mit Rock, Rockabilly und ein bisschen Ragtime.

Und nicht nur auf Hauptbühne und Freakstage konnte man tolle Kunst konsumieren. Neben der im letzten Jahr eingeführten Mental Stage und zahlreichen weiteren inoffiziellen Bühnen auf dem Zeltplatz oder auf den Straßen gibt es in diesem Jahr erstmals ein Lesezelt, wo Theateraufführungen und Lesungen stattfinden. Den Anfang machte der junge Fuldaer Poet Jacob Witzel, der aus seinem Programm „Bewusstlosigkeit in Farbe“ 24 Gedichte und einen Zyklus vortrug. Seine oft bildhaften und grotesken Texte begeisterten die Zuschauer, auch wenn der Künstler in seiner Artikulation etwas zynisch daherkam.

Die allgemeine Party-Stimmung am Abend wurde dadurch ein wenig abgeschwächt, dass der Untergang der nach 3 Tagen endlich erschienenen Sonne mit einem Kälteeinbruch einherging, der für die Nacht von einem 14. auf einen 15. Juli nun wirklich übertrieben anmutete. Selbst in Winterjacke konnte man durchaus noch frieren.

Und am gestrigen Freitag blieb das von der Wettervorhersage so hoffnungsfroh versprochene Sonnenbad aus. Komplett. Den ganzen Tag. Keine Sonne. Dafür aber Musik und Spaß. Auf der Freakstage begann der Tag mit Les Yeux d’la Tête, einer französischen Band, bestehend aus Akkordeon, Klarinette/Saxophon, zwei Gitarren, einem Schlagzeug und einem Kontrabass. Ihre Mischung aus Klezmer, Gipsy, Chanson, Pop, Rock, etc. verwandelte zwischen halb 2 und halb 3 – für manche kurz nach dem Aufstehen – die gesamte Masse vor der Bühne in eine Horde ekstatisch hüpfender und sich drehender Hippies. Also scheiß aufs Wetter, getreu dem Motto „Jetzt ist Sommer – egal ob man schwitzt oder friert“ der Wise Guys wurde unter der grauen Wolkendecke ein schöner Sonnentag gefeiert.

Weiter ging es mit Jam-Sessions und kleineren Auftritten verschiedener Gruppen. Trommler, südamerikanische Folklore und Blues-Bands tummelten sich zwischen Station 17, bei denen behinderte und nicht behinderte Musiker zusammen auftraten, und dem Gitarrenkünstler Jürgen Schwab.

Es hörte gar nicht mehr auf: Um 18:00 spielten Graveyard auf der Hauptbühne. Auch der dieses Jahr typische Psychedelic-Hard Rock, aber erfrischend anders, mehr Leben, weniger versteckt hinter Nebel und Lichtern als beispielsweise Motorpsycho einen Tag zuvor.

Die Pause, die vor dem Auftritt von Asaf Avidan & the Mojos, dem Top-Act des Tages, entstand, wurde für weitere künstlerische Darbietungen – Jonglage, Staßenmusik, Theater – genutzt, die Konsumenten aber konsumierten neben Kunst auch gerne Essen. Das Objekt der allgemeinen Begierde: Der vegetarische Wagenburger. Die Schlange vor dem berühmten grünen Bus, wo sie verkauft werden, hatte schon am Donnerstag bis in die Nacht die Herzberg-Hauptstraße blockiert. Als dann Asaf Avidan die Bühne betritt, tut die Sonne auf der gegenüberliegenden Seite es ihm gleich. Für einen wunderschönen Freitagabend mit einem Sonnenuntergangskonzert erbarmt sie sich. Es scheint so, als würde das Festival tatsächlich immer besser werden (Robert Wienröder) +++