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- Alle Fotos: Dieter Graulich

19.12.11 - Ulrichstein

Mann mit Ecken & Kanten: „Windmühlen Erwin“ HORST Ehrenbürgermeister

„Wer sich auch nur ein wenig mit dem Werdegang der Stadt Ulrichstein in den vergangenen 27 Jahren befasst, stellt rasch fest, dass der Name Erwin Horst untrennbar damit verbunden ist“, betonte Bürgermeister Edwin Schneider gestern Abend bei der offiziellen Verabschiedung von Erwin Horst und dessen Ernennung zum Ehrenbürgermeister. Über 220 Gäste hatten sich dazu in der Stadthalle eingefunden und gaben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.

Die Stadtverordnetenversammlung hatte sich bereits im September einstimmig dafür ausgesprochen, in Anerkennung der großen Verdienste um Ulrichstein dem langjährigen Stadtoberhaupt die Ehrenbezeichnung „Ehrenbürgermeister" zu verleihen. Mit Horst zeichne man eine Persönlichkeit aus, deren vielfältiges Wirken zum Wohle der Allgemeinheit immer fest im Boden seiner Wahlheimat wurzelte. Verhältnissen entstammend, die den Wert sorgfältigen Wirtschaftens, umsichtigen Sparens und gewissenhaften Bewahrens zu schätzen wussten, habe er sich vom Beginn seiner politischen Karriere an durch nüchternes Denken und entschlossenes Handeln hervorgehoben.

Bei Amtsantritt gab es noch keine Kläranlagen

Schneider erinnerte in seiner Rede an die Arbeiten, die auf Erwin Horst zu Beginn seines Amtsantrittes im Bereich der Großgemeinde anstanden: In Unter-Seibertenrod mussten die Bachmauern und die Straßen von Grund auf erneuert und saniert werden. Es gab noch keine einzige Kläranlage in der Gemeinde. Mit Tatkraft und Umsicht sei es ihm gelungen, eine moderne und fortschrittliche Gemeinde zu entwickeln. Beispiele seien der erste kommunalen Windpark in der Bundesrepublik Deutschland, der in 1996 eröffnet wurde. Weitere folgten in den Jahren 1997 und 2000. Horst habe schon damals die Zeichen der Zeit erkannt und auf erneuerbare Energien gesetzt und erhebliche Einnahmen für die Stadt erwirtschaften können. In den ersten zehn Jahren seiner Amtszeit wurden acht Kläranlagen gebaut und jedes Dorf der Stadt habe ein Neubaugebiet erhalten.

Als weitere Schwerpunkte nannte die Dorferneuerungsmaßnahmen und die Dorfgemeinschaftshäuser. Die Liste der erfolgreichen Maßnahmen lasse sich mit Beispielen wie Feuerwehrstützpunkt, Innovationszentrum, Rathaus, Friedhofshallen, Museum im Vorwerk, Vogelsberggarten, Badebiotop und Wohnmobilstellplatz noch weiter fortsetzen. Die Bürger von Ulrichstein hätten den unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Allgemeinheit dadurch gewürdigt, da sie ihm bei insgesamt fünf Wahlen das Vertrauen als parteiloser Bürgermeister ausgesprochen hätten: 1984 indirekte Wahl mit einem Gegenkandidaten der CDU, 1990 indirekt ohne Gegenkandidaten, 1996, 2002 und 2008 direkte Wahl mit sehr hoher Wahlbeteiligung. Im Namen aller Anwesenden gratulierte Edwin Schneider und hoffte, dass Horst mit seinem reichen Erfahrungsschatz auch weiterhin zur Verfügung stehe.

Ein Zeichen der Wertschätzung

„Mit der Verleihung der Bezeichnung „Ehrenbürgermeister“ an Erwin Horst setzten wir heute ein Zeichen. Wir machen deutlich, wen und was unsere Stadt schätzt“, so Stadtverordnetenvorsteher Heiko Müller in seiner Ansprache. Bürgernähe sei für Horst ein zentrales Anliegen gewesen und er habe dies über all die Jahre geradlinig durchgezogen. Deshalb wusste er auch stets genau, was Sache ist, wo den Bürgern der Schuh drückt und wo anzusetzen sei, um negativen Entwicklungen entgegenzuwirken. „An der Entwicklung dieser Stadt lässt sich jedoch auch deutlich machen, wie viel davon abhängt, was ein Bürgermeister anstößt. Einen Vergleich mit anderen Kommunen braucht Ulrichstein daher nicht zu scheuen“, so Müller.

Endlose Sitzungen und Besprechungen habe Erwin Horst durchgestanden und versucht, jede Chance zu nutzen um etwas für die Stadt zu erzielen. Erwin Horst sei nicht nur stets mit der Zeit gegangen, manchmal wollte er gar ein Stück schneller sein; auf jeden Fall versuchte er stets die Nase möglichst vorne zu haben. „Er hat die ihm übertragenen Aufgaben und die damit verbundenen Verpflichtungen immer Ernst, manchmal vielleicht auch zu persönlich genommen. Er war zudem stets bei politischen Diskussionen in seinem Element. Meistens sehr bestimmend, eher einmal weniger kompromissbereit und oft sehr betroffen davon, dass die Ulrichsteiner Politik nicht immer diskussionslos seinen Vorgaben folgen wollte. All dies letztlich auch, weil Menschen wie er und all jene, die ihn politisch in all den Jahren begleitet haben, Ecken und Kanten aufweisen“, meinte der Stadtverordnetenvorsteher.

Zusammenfassend könne man sagen, dass die im Stadtparlament vertretenen Fraktionen bewiesen hätten, dass sie stets zu einer guten Zusammenarbeit mit Erwin Horst bereit waren: „Ich sage dies auch deshalb, weil er durchaus auch manchmal bereit war „Alleingänge“ zu wagen; was aber eher einer gewissen Ungeduld und seinem Tatendrang zuzuschreiben war“ so Müller und abschließend: „Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute, Gesundheit als unser höchstes Gut, dazu noch Glück und Frieden und weiterhin sehr viel Lebensmut“.

25 Jahre Bürgermeister in einer Gemeinde

„Über 25 Jahre Bürgermeister in einer Gemeinde, prägt eine ganze Generation“, betonte Erster Kreisbeigeordneter und SPD-Landtagsabgeordneter Manfred Görig in seinem Grußwort für die Kreisgremien. 25 Jahre Politiker an einem Ort, sei heute eher die Seltenheit. Görig ging dann auf die Windenergie ein und hob hervor, dass Horst bereits vor der jetzt aktuellen Energiewende sich für die erneuerbare Energie eingesetzt und dabei Pionierarbeit geleistet habe. Dies sei nicht immer einfach gewesen, denn er habe Wege beschritten, die vor ihm noch keiner gegangen sei. Gerade mit dem Vogelsbergkreis und hier besonders mit Landrat Rudolf Marx, sei die Diskussion oftmals problematisch gewesen. Als Präsent überreichte Görig den Bausatz einer Enercon 82, der auch für den solaren Einsatz geeignet ist.

Als einen Mann mit vielen Ecken und Kanten, bezeichnete Gemündens Bürgermeister Lothar Bott, als Sprecher aller Vogelsberger Bürgermeister, den neuen Ehrenbürgermeister. Horst habe die Konfrontation mit vorgesetzten Ämtern und Behörden nie gescheut, wenn es um das Wohl der Stadt Ulrichstein gegangen sei. Dies sei gerade beim Ausbau der Windenergie deutlich geworden. Hier habe er auch den Spitznamen „Windmühlen-Erwin“ gehabt. Bott wies auf die „erfrischende Art“ des langjährigen Stadtoberhauptes gerade bei den Ansprachen zum traditionellen Ulrichsteiner Jakobimarktes hin, die bei vielen Kollegen immer zum Schmunzeln geführt habe. Erwin Horst sei neben Ulrich Künz und Manfred Dickert ein „Bürgermeister der alten Generation“ meinte Bott und würdigte dessen Arbeit. Abschließend wünschte er ihm viel Gesundheit für seinen weiteren Lebensweg.

Nach weiteren Grußworten, die vom Katharinental-Quartett, der Chorgemeinschaft Ulrichstein und dem Männergesangverein Bobenhausen musikalisch umrahmt wurden, hatte der neue Ehrenbürgermeister das Wort. „Ein Abschied ist immer eine ernste Angelegenheit. Der davon direkt Betroffene lässt ein Stück seiner Lebensaufgabe zurück, vielleicht sogar einen Teil seines Herzens. Für die, die glauben, dass sie mich in Zukunft vermissen werden, will ich es heute Abend mit den tröstenden Worten aus einem Lied der „Black Fööss“ sagen: „niemals geht man so ganz, Irgendwas von mir bleibt hier. Es hat seinen Platz bei dir“, so Horst zu Beginn seiner wie gewohnt etwas längeren Rede.

Sein Steckenpferd, die Windkraft

Dass die knapp 27 Jahre meines Wirkens für diese Stadt so schnell vergangen seien, hänge sicher auch damit zusammen, dass sich in der Gemeinde so viel bewegt habe. Auf sein Steckenpferd, die „Windkraftnutzung“, als unbestreitbarer finanzielles Fundament der Stadt eingehend, zitierte er ein Wort aus der Bibel (Prediger 11, 4): „Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.“ Diese Worte galten damals natürlich den Menschen, die ihre Felder oder Gärten zu bestellen hatten. Und doch stecke in diesen Worten auf eine Mahnung an die Verantwortlichen der Stadt Ulrichstein. Man dürfen auch in Zukunft nicht nur auf den Wind achten und die Wolken vorbei ziehen sehen. Man müsse ohne zögern, weiter auf dem bisherigen aufbauen, neu und schnell investieren.

Horst hatte dann eine lange Liste mit Personen, Ämter, Behörden und Vereinen, denen er Dank abstatte für die gute Zusammenarbeit und betonte: „Ich habe keinen Grund an dieser Stelle jemanden auszuschließen; auch da nicht, wo gegenteilige Meinungen - ich denke da vor allem an die Windkraft und unseren Landrat Rudolf Marx, der heute trotz ursprünglicher Zusage dann doch nicht zu uns kommen konnte, also gegenteilige Meinungen ausgeglichen und anerkannt werden mussten.“

Abschließend meinte er: „Ich bin in den letzten Tagen und Wochen immer wieder gefragt worden, was ich mit der jetzt vor mir liegenden Zeit alles Anfangen will. Ganz einfach: Bewusster Leben, mich um Frau, Kinder und bald neun Enkelkinder sowie auch meine Eltern kümmern, die immer zu kurz gekommen sind, die ehrenamtliche Geschäftsführung der bereits existierenden vier Firmen fortsetzen und vielleicht noch ein weiteres Bürgerprojekt entwickeln, wie jeder normale Mensch, Haus und Garten pflegen und ab und zu einmal Urlaub machen.“ (gr)+++































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