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23.12.12 - Fulda

Deutsche Mariendichtung durch Epochen - „Zarter schlingen sich Stamm und Blum"

„Zarter schlingen sich Stamm und Blum nicht zusammen..., wie Du, Kind, an der Mutter Blick, wie die Mutter an Deinem Blick hangt .....", so lauten Worte aus einem kleinen jesuitischen Gedicht der Barockzeit von Jakob Balde (1604 -1665). Mit diesen Worten wurden die Besucher der Stadtpfarrkirche St. Blasius in Fulda mit stillen Augenblicken beschenkt, zum Kontrast der lauten Geschäftigkeit und oftmals derben Fröhlichkeit rund um die Stadtpfarrkirche. Zu diesem Text entstand eine Performance, getanzt von Petra Kling in der Choreographie von Inga Storck-Schnabel. Die anmutigen Bewegungen der Tänzerin, die zarten Orgelklänge (Hans-Joachim Rill), Rezitation von Inga Storck-Schnabel, die Farbgebung des Kostüms und der warm durchleuchtete sakrale Raum vermittelten einen Gesamteindruck von Geborgenheit, Lieblichkeit und Besinnlichkeit.

Diese Lichtelemente fing auch der bekannte Kunstfotograf Klaus Sitzmann (Dresden und Fulda) in seinen Fotos einfühlsam auf. Diese Stimmung wurde ebenso von der Schola des Kinderchors St. Bonifatius mit glockenreinen Stimmen unter Leitung von Brigitte Groß-Feldmann und Reinhold Feldmann wie ein zartes Lyrikband durch das Programm geführt.

Das Haupt der „Madonna" (Tänzerin) war mit einem bestickten Tuch bedeckt. „Das Mädchen aus dem Volk, die Magd des Herrn", wie so schön der Hausherr der Stadtpfarrkirche St. Blasius Monsignore Winfried Reith aus dem „Magnifikat"die authenischen Worte aus der Bibel vortrug. Das „Magdtum" leuchtete schon am Anfang im „Melker Marienlied" (Mittelalter) „als lang und groß, als Flamme im Gesträuch, die Mose sah", auf. Auch „vom Tode Mariae" von Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) wird das „Magdtum": „.. und sie erschrak, wie damals, und erwies sich wieder als die Magd, ihn tief bejahend."Zum bestickten Tuch trug die Tänzerin (Madonna) ein schlichtes goldenes Kleid.

Im „Melker Marienlied" wird ausgerufen: „Jerusalem, Gloria, Israel, Laetetia". Über dem goldenen Kleid lag ein Königsblau. „Dr. Marianus" aus dem „Faust" von Johann Wolfgang von Goethe (Klassisch-Romantische Dichtung) ruft im Anblick der „Mater Gloriosa": „Höchste Herrscherin der Welt! Lasse mich im blauen ausgespannten Himmelszelt Dein Geheimnis schauen." Oder bei Jakob Balde (Barockzeit) „Erscheinst ..., wie die Sonn im blauen Äther, glänzend Alles überdeckt."Über dem Königsblau trug die Tänzerin ein langes rosa Gewand, wie die „Morgenröte" oder „Spuren von Blut" („Morgenrot" im „Melker Marienlied") oder „Gretchen" im „Urfaust" von Johann Wolfgang von Goethe vor einem Andachtsbild der „Mater Dolorosa" fleht: „Ach neige, Du Schmerzensreiche, Dein Antlitz gnädig meiner Not!"

Dieses Gebet vom „Gretchen" wurde mit Orgelklängen unterlegt und vermittelte die ganz andere Seite von Goethe, nämlich die innigste marianische Haltung, da er doch sonst seinen Geist mehr zum Olympus zuwendete.Auf den Armen trug, die ohne Schuhe tanzende „Madonna" (Armut), den auf einem Taufkissen mit herunterhängendem Schleier in Kreuzform gewickelten Knaben. Mit Orgel- Metallklängen und Dichterworten hob die Madonna „ihren Knaben" über den Altar erhoben zum „Vater" hin, um ihn dann wieder leise an ihr Herz zu drücken.

So nahe wie diese Performance gingen auch die Worte aus Friedrich Hölderlins „letzter Hymne" vor seiner Umnachtung: „Denn nimmer vermagst Du es, die keimenden Tage zu neiden, denn lieb ist Dirs von je, wenn größer die Söhne sind, denn ihre Mutter!"Die Reziation deutscher Mariendichtung durch alle Epochen endete mit Ruth Schaumann (1899 – 1975), deren Kunst während der Nazizeit als entartet abgestempelt wurde. „Der Himmel schwieg. Zum dunklen Weltenball glitt die Erschaffung zur Geburt hinüber, und Gott verhieß sie gläubig seinem Sohn." Erstaunlich war die Ineinanderführung von Sprache, Orgel, Tanz und Gesang.+++

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