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Hoch über die Wehneberger Wipfelkette ragen die 200 Meter hohen Windräder mit ihren monströsen Rotoren. Fotomontagen: Henry Gressmann - Fotomontage: Henry Gressmann

Wie ein Miniaturbauwerk mutet die Bad Hersfelder Stadtkirche neben der gigantischen Windkraftanlage an.

05.07.13 - BAD HERSFELD

"Wahnsinn, Windkraft, Wehneberg" - Widerstand: Gegner mit langem Atem

Ein Rotmilan zieht majestätisch seine Kreise hoch über dem Wehneberg. Die Wipfel der Bäume wiegen sich sanft im Wind. In sattem Grün erstrahlen Wald und Flur. Idylle pur herrscht in der Gemarkung. Plötzlich: Ein brennendes Windrad im Forst. Ein toter Milan am Wegesrand. Rotorblätter, die unaufhaltsam ihre Schatten werfen. Ein Schreckensszenario, das mit den menschlichen Urängsten spielt. „Wahnsinn, Windkraft, Wehneberg" lautet der Titel des Videos, das der 12-jährige Henry Gressmann gedreht hat und das auf der Homepage der Bürgerinitiative „Rettet den Stadtwald!" (www.rettet-den-stadtwald.de) abgerufen werden kann.

„Diesen Beitrag hat unser Nachbarsjunge kreiert", erklärt Andrea Zietz, die Sprecherin der Bad Hersfelder Bürgerinitiative, die sich vehement gegen den Bau von Windrädern am Wehneberg einsetzt. „Dafür hat Henry unser Material gesichtet und bestimmte Aspekte davon in sein Video eingearbeitet."

Auch eine Woche nach dem eindeutigen Votum der Stadtverordneten, die sich mit 24 Ja- und 13 Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen für die Errichtung eines Windparkes aussprachen, bleibt der Widerstand der Gegner ungebrochen. „Zunächst einmal haben wir einen Fachjuristen eingeschaltet, der die Sachlage gründlich prüfen wird", erläutert Andrea Zietz. „Zudem haben wir weit über 1.000 Massenstellungnahmen beim Regierungspräsidium in Kassel eingereicht." Mindestens 1.370 dieser Schriften seien dort eingegangen. „Mein Schreiben war mit der Nummer 1.370 verzeichnet", bekräftigt sie.

Derweil ist die ABO Wind, Entwickler von Windkraftprojekten, nicht untätig. Das Unternehmen wird ebenfalls die nötigen Unterlagen auf den Weg nach Kassel bringen. Dann liegt die Entscheidungsgewalt in den Händen des Regierungspräsidiums. „Uns ist klar, dass wir uns wohl bis Ende des Jahres gedulden müssen, bis der Flächennutzungsplan offen gelegt wird und wir wieder eine Chance erhalten, unsere Bedenken in das Verfahren einzubringen", meint die Bad Hersfelderin. Allerdings könne es nicht mehr lange dauern, bis der Bauleitplan eingesehen werden dürfe. Diesen will die Bürgerinitiative mit der Hilfe ihres Rechtsbeistandes genau unter die Lupe nehmen. Gehe es hierbei doch um einen wichtigen Aspekt: den Mindestabstand, der zwischen den Windrädern und den Wohnhäusern eingehalten werden muss. „Nach unseren Informationen muss dieser mindestens 1.000 Meter betragen", stellt Andrea Zietz klar.

„Jedoch sind es bei einem Wohnhaus auf dem Wehneberg, das die Windkraftbefürworter spitzfindig als ‚Einzelgehöft’ bezeichnen, gerade mal 800 bis 900 Meter." Ähnliches treffe auf Eigenheime in Heenes zu. Ein weiterer Knackpunkt sei der Brandschutz: „Es müssten ordentliche Zufahrtswege geschaffen werden, die in der kalten Jahreszeit von Eis und Schnee freigehalten werden müssen, um im Notfall das Areal erreichen zu können. Ich bin mal gespannt, wie das umgesetzt werden soll."

Neben einer „tiefgreifenden Einschränkung für Mensch, Tier und Natur" beunruhigt die enorme Höhe der acht Windräder, die zukünftig die Baumwipfel des Stadtwaldes überragen könnten, die Mitglieder der Bürgerinitiative. „Da bei uns generell nicht so viel Wind weht wie im hohen Norden, sprechen wir von einer Höhe von etwa 200 – und nicht von den üblichen 100 bis 120 Metern", gibt Andrea Zietz zu bedenken. „Im Vergleich: Der Koloss bei Kirchheim ist circa 120 Meter hoch." Es sei blanker Wahnsinn, wenn einer dieser acht 200-Meter-Giganten Feuer fange, „um ihn dann „kontrolliert" abbrennen zu lassen".

Weiteres Streitthema: das „laue Lüftchen" auf dem Wehneberg. „Wir fragen uns, ob sich das Aufstellen dieser High-Tech-Anlagen in einem Schwachwindgebiet überhaupt lohnt", geißelt die Sprecherin von „Rettet den Stadtwald!" das Bauvorhaben. „Uns kommt es vor, als wenn hierbei Subventionen eine entscheidende Rolle spielen." Zumal (noch) das Paradoxon gelte: Je weniger Brise, desto höher die Einspeisevergütung. Und desto länger der Atem der Windkraft-Gegner... (Stefanie Harth) +++

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