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Der Stimmzettel...
14.09.13 - FULDA
U18-WAHL: Angela MERKEL ist auch neue "Bundeskanzlerin der Jugend"
Es dauert nur noch neun Tage, bis die rund 62 Millionen deutschen Wahlberechtigten zur Wahl-Urne gehen können. Doch schon am gestrigen Freitag hatten tausende Jugendliche in Fulda und der ganzen Republik die Möglichkeit ihre Stimme abzugeben. Das Jugendbildungswerk Fulda hatte eine Initiative des Deutschen Kinderhilfswerks aufgegriffen – die U-18 Bundestagswahl. Aber was ist das?
Sie ist die größte politische Bildungsinitiative in Deutschland und feiert in diesem Jahr ihr Debut in Fulda. Kinder und Jugendliche wählen ihre eigene Regierung. So soll politisches Interesse geweckt werden und Partei- und Wahlprogramme kennengelernt vertieft werden. Allein in Fulda beteiligten sich zehn Schulen an der Aktion und machen damit das Wahl-Projekt der Barockstadt zum umfangreichsten in ganz Hessen.
„Wir koordinieren das Projekt seit Mai mit vier Jugendlichen aus dem Stadtschülerrat, interessierten Lehrkräften und dem Offenen Kanal Fulda", erklärte Ulli Greb vom Jugendbildungswerk. "Unser Ziel ist es, die politische Bildung voranzutreiben und junge Menschen mit Politik zu konfrontieren. Wahlprogramme anschauen und hinterfragen ist wichtig – Jugendliche müssen lernen sich einzumischen."
Schon am Morgen hatten alle U-18 Schüler der teilnehmenden Schulen die Möglichkeit ihre Stimme abzugeben. „Wir erwarten 2000-3000 Stimmen. Das wird sicher ein spannendes Ergebnis", prophezeite Greb. Auch an der Marienschule wurden fleißig Wahlzettel ausgefüllt: „Das Vorurteil – Mädchenschule heißt Stricken und kochen – wollen wir im Keim ersticken. Wir wollen besonders mündige und selbstbewusste Frauen hervorbringen, die am politischen Prozess teilnehmen", versprach Politiklehrer Johannes Henning, der das Projekt an der Marienschule leitet. Dort gaben über 600 junge Frauen ihre Stimmen ab. „Das Interesse war bemerkenswert", berichtete Karsten Keller, stellvertretender Schulleiter. „Da sehen die Politiker mal was Kinder und Jugendlichen denken" war der Tenor von Äußerungen der Schülerinnen. „Die Erkenntnis, dass man mit einer Wahl was bewegen kann, ist besonders wichtig", sagte Keller.
Am Nachmittag wurde dann am Universitätsplatz fleißig weitergewählt. Anna (17) war im letzten Jahr im Fuldaer Stadtschülerrat und hat an dem Projekt U-18 Wahl mitgearbeitet. „Ich wusste gar nicht, was ich hätte wählen sollen", gab sie zu, „deshalb finde ich es eine super Sache jungen Menschen Wahlen und Parteien zu zeigen und zu erklären". Zwar habe die Wahl keine Auswirkung, dennoch könne sie hoffentlich Anregungen und Richtungen für Parteien liefern, besonders was Bildungspolitik angehe. Darius (12) war der erste Wähler am Uniplatz: „Wir haben das Thema gerade im Politikunterricht. Vielleicht sieht man ja Unterschiede bei den Ergebnissen", hoffte er. Sogar prominenten Besuch gab es am Wahllokal der Kinder und Jugendlichen. SPD-Bundestagskandidaten Birgit Kömpel besuchte mit MdL Sabine Waschke (SPD) die Jugendlichen und lobte die Aktion: „Ein absolut tolles Projekt."
Am gestrigen Freitagabend startet die Wahlparty in der Aula der Alten Universität. Dort wurden bei Musik von „Loss of Sound", Speis und Trank sowie einer Podiumsdiskussion die Wahlergebnisse präsentiert, die von Schülern der Winfriedschule ausgearbeitet wurden. (Julius Böhm)
ERGEBNIS der U18-Wahl in Fulda, an der 2.655 Mädchen und Jungs teilnahmen.
ERSTSTIMMEN: Michael Brand (CDU) würde mit 47, 7 % in den Bundestag einziehen
ZWEITSTIMMEN: CDU (35,3 %), SPD (18,4 %), Grüne (15,5 %), Piraten (9,2 %), FDP (6,7 %), LINKE (5,3 %) und Andere (7,4 %). +++
- Fotos: Julius Böhm
Das Wahllokal der Marienschule
Das mobile Wahllokal des Jugendbildungswerkes Fulda
Darius (12) war der erste von vielen Wählern
SPD-MdL Sabine Waschke (li.) und Bundestagskandidatin Birgit Kömpel (SPD) zu Besuch