Ordnung ist das halbe Leben - Gedanken von Christina LEINWEBER

09.03.14 - Letzte Woche wollte ich einmal meine winter- und regengeplagten Fensterscheiben säubern – also quasi Frühjahrsputz Teil 1 starten. Gerade war das Putzwasser im Abfluss verschwunden, verschwand auch meine Euphorie, womöglich endlich mal wieder saubere, glänzende Klarsichtscheiben zu haben. Denn die Sonne schien herein und zeigte meine Arbeit: Streifen über Streifen. Mich hat dies so gestört, dass ich in den nächsten Supermarkt gefahren bin, ein neues Fensterleder und neues Spray besorgt habe. Also noch einmal putzen, dann war alles gut. Nicht nur die Scheibe, sondern auch mein Gemüt.

Als ich dann fröhlich durch die sauberen, streifenfreien Fenster schaute, reflektierte ich mein Verhalten der letzten drei Stunden und merkte: Ordnung bzw. Sauberkeit um mich herum ist für mich das halbe Leben. Vielleicht auch nicht nur für mich – das geht bestimmt vielen so. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich Ordnung für meine Seelenruhe brauche: Als ich noch Studentin war, habe ich erst akribisch meine Wohnung gesäubert, den Kühlschrank gefüllt und Wäsche gemacht, bevor ich überhaupt erst eine Hausarbeit angefangen habe zu schreiben oder für eine Klausur gelernt habe. Erst wenn alles um mich herum ordentlich war, war auch mein Kopf „ordentlich" zum Denken.

Also bedeutet das: Ordne deine Wohnung, dann ordnest du dein Leben – deine Seele? Schlecht ist dieser Gedanke weiß Gott nicht – ich kann es Ihnen wirklich bestätigen. Außerdem bildet meine Wohnung nicht nur die Ordnung in meiner Seele ab, sondern auch Entwicklungsstufen: Ich habe die Dekoration aus meiner Studentenwohnung verbannt, denn sie hat mich zu viel an diese zwar schöne, aber auch anstrengende Zeit erinnert. Deswegen sieht meine Wohnung jetzt anders aus, genauso anders wie mein Leben nun ist.

Ich schreibe hier keinen Werbeartikel für all die Möbel- und Einrichtungshäuser im Umkreis – dennoch können Sie dem Gedanken, dass eine Wohnung mehr über uns aussagt, als wir uns vielleicht eingestehen, dennoch etwas abgewinnen. Ordnen Sie mal etwas, vielleicht geht die Ordnung ja auch in ihr Gemüt über. Und viel Spaß beim kommenden Frühjahrsputz! (Christina Leinweber)  +++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 62 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++