Archiv
Tätowierungen sind zwar nicht das Ziel des PlasmaJets, aber anhand der Tomate konnten Chefarzt Dr. Lancee erfolgreich demonstrieren, wie gewebeschonend das Plasma arbeitet -

ALSFELD Vom Weltall in den OP

Dr. Steffen LANCEE nutzte Weltraumtechnik bei schwieriger Operation

12.04.14 - Er schneidet, er verödet und er heilt. Er ist eine Sensation und die neueste Technik auf dem Deutschen Medizinmarkt: Der PlasmaJet. Das auf dem ersten Blick langweilig wirkende OP-Instrument – sieht es doch aus wie ein einfacher Lötkolben – kann wahre Wunder bewirken. Sich über dessen operativen Möglichkeiten und Heilungschancen bewusst, hat der Alsfelder Chefarzt Dr. Steffen Lancee den PlasmaJet jetzt eigens für eine schwere OP angefordert und damit einer Patientin erheblich mehr Lebenszeit geschenkt.

Der 48-jährige Chefarzt ist ein versierter Operateur, dennoch stellte eine junge Patientin ihn vor eine schwere Aufgabe. Ein Zufallsbefund hatte ein Gallenblasenkarzinom ergeben. Die Galleblase war inzwischen entfernt worden, aber auch das angrenzende Lebergewebe und die darum befindlichen Lymphknoten waren zu entfernen, um der Patientin eine reelle Chance auf Genesung zu geben. „Dieser Bereich ist sehr sensibel", erläutert Lancee. „Die Leber ist stark durchblutet, die Gallengänge sind dort, so dass man aufpassen muss, dass keine Gallenflüssigkeit in den Bauchraum gelangt und das Lymphatische System in diesem Gebiet ist sehr dicht. Solch’ eine Lebersegmentresektion ist daher immer eine große Herausforderung!"

Lancee erinnerte sich an eine neue Technologie, die ihm im Spätherbst auf einem Europäischen Colon-Proktologen-Kongress in Belgrad vorgestellt wurde. Der gebürtige Sachse nutze seine guten Kontakte zur Vertriebsfirma, die Ende des Jahres mit der deutschen Markteinführung des sogenannten PlasmaJets begonnen hatte. Aufgrund der dort bekannten, guten OP-Ergebnisse des Chirurgen stellte diese Steffen Lancee innerhalb von zehn Tagen den PlasmaJet zur Verfügung und ermöglichte damit der Alsfelder Patientin eine Operation und Behandlung auf dem neuesten Stand der OP-Technik.

Die im PlasmaJet verwendete Technologie kommt ursprünglich aus der Weltraumforschung. Ein russischer Physiker war auf der Suche nach einem Antrieb für Satelliten und kam dabei auf die Idee Plasma zu nutzen. Als er die Fähigkeiten und Möglichkeiten des Plasmas erkannte, stieg er aus der Weltraumforschung aus und forschte zehn Jahre für die Medizin. Heraus kam der PlasmaJet, der seit wenigen Jahren in den USA, Frankreich und Groß-Britannien bereits erfolgreich eingesetzt und seit Ende 2013 auf dem deutschen Markt vorgestellt wird. Bisher besitzt noch keine Klinik das neue Operationsinstrument. Bei wenigen steht es inzwischen auf der Einkaufsliste.

Das Besondere an diesem OP-Gerät: Es ist das einzige Instrument, das mehrere Dinge auf einmal kann. Denn Plasma beziehungsweise die reine Plasmaenergie – die in dem Falle im Handgerät durch elektrische Impulse auf Argon-Gas entsteht – kann Gewebe zerschneiden, einzelne Schichten trennen, Oberflächen veröden und Flüssigkeiten gerinnen.

Der größte Vorteil im Vergleich zu den bisherigen, stromindizierten OP-Methoden: Mit Plasma werden kein umliegendes Gewebe oder benachbarte Organe geschädigt. So kann der Operateur beispielsweise Schicht für Schicht auch Tumore an Hauptschlagandern abtragen, ohne fürchten zu müssen, die Ader zu verletzten. Denn aufgrund der einzigartigen Plasma-Eigenschaften entstehen zum einen an den Operationsflächen keine sonst üblichen thermischen Schäden, zum anderen ist das Plasma so instabil, dass es sofort nach Austritt aus dem Handgerät zerfällt und sich somit wieder in ein ungefährliches Gas verwandelt.

„Der Abstand ist das Entscheidende", erläutert Lancee vor der Operation seinem OP-Team. Sie wollten das „Wunderding" vorab in Aktion erleben und durften anhand einer Tomate und Gurke es selbst ausprobieren – natürlich mit einem anderen Handgerät, als das, was hinterher im Operationssaal verwendet wurde. Gerade an der Tomate, die bei Kontakt mit Strom normalerweise zerplatzt, wurde deutlich, wie schonend das Plasma eingesetzt werden kann, denn Lancee schrieb mit dem PlasmaJet einen Namen in die Tomatenhaut ohne tiefere Schäden zu verursachen.

Wenig später wurde es im Operationssaal wieder ernst. Hochkonzentriert öffnete Lancee den Bauchraum mit einem klassischen Rippenbogenrandschnitt, um gute Sicht auf das betroffene Areal zu haben. Eine Stunde war die Operation geplant – letztendlich wurden daraus drei Stunden. Denn die Lymphknoten waren teilweise befallen und mussten sorgfältig aus dem Gewebe geschält werden. „Das wäre mit einer anderen Methode gar nicht möglich gewesen!", erklärte Lancee nach der Operation, die er als sehr erfolgreich bezeichnet, denn: „Die Leber hat kein bisschen geblutet. Dank des PlasmaJets konnten wir gleich nach dem Schnitt so sorgfältig alle Blut-, Lymph- und Gallensekretgefäße verschließen – einmalig!".


Plasma

Plasma ist nach fest, flüssig und gasförmig der vierte Aggregatzustand eines Elementes – in dem Fall des Edelgases Argon. Um diesen zu erreichen werden Atome durch Stromimpulse zu Ionen und Elektronen verwandelt. Beim Austritt des Plasmas aus dem Handgerät hat es eine Temperatur von 2500 Grad. Damit die Spitze des Handgerätes nicht zu heiß wird und das Material Verbrennungen verursachen kann, wird diese durch ein eingebautes Kühlungssystem heruntergekühlt, so dass man die Spitze selbst im Einsatz unbeschädigt berühren kann. Aufgrund des instabilen Aggregatzustands, der nur durch permanente Energiezufuhr erhalten bleiben könnte, wird das Plasma – je weiter es aus dem Kolben austritt – immer „ungefährlicher". Schon nach wenigen Millimetern ist es statt 2500 Grad nur noch 60 Grad heiß und später nur noch ein warmer Wind.+++

Dr. Lancee erklärt dem OP-Team die Vorteile des PlasmaJets. Diese nutzen gerne die Gelegenheit, ...


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön