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Helmut Markwort ist Journalist, Verlagsmanager, ehemaliger Chefredakteur und heutiger Herausgeber des Nachrichten-Magazins Focus - Alle Fotos: Hans-Hubertus Braune

FULDA Drittes R+S-Zukunftsforum

"Online als Appetitmacher, Print für Hintergründe" - MARKWORT bei R+S

12.04.14 - "Die Medien haben Macht - viel Macht." Das machte Helmut Markwort am Freitag in Fulda deutlich. Der 77-Jährige gebürtige Darmstädter ist Journalist, Verlagsmanager, ehemaliger Chefredakteur und heutiger Herausgeber des Nachrichten-Magazins Focus. R+S-Vorstandschef Markus Röhner hatte ihn in die Domstadt geholt. Er referierte beim R+S-Zukunftsforum über die "Macht der Medien". An Ruhestand denkt er nicht. "Ich habe mir mal vorgenommen nach Ostern etwas kürzer zu treten. Aber ich kann nicht Nein sagen."

Er ließ - trotz seines Aufsichtsrats-Mandats beim FC Bayern München - weder den Fall Uli Hoeneß außer Acht noch den Sturz des Bundespräsidenten Christian Wulff. Seine Worte waren klar und professionell. Mit einem Zitat der kürzlich ermordeten, bekannten Kriegsfotografin Anja Niedringhaus brachte es Markwort auf den Punkt: "Wenn ich das nicht fotografiere, weiß das niemand." Übertragen könne man diesen Satz auch auf das Schreiben. "Das gilt international, aber auch national und regional."

Journalisten haben nach Meinung von Markwort "Selektions-Hoheit". Sie entschieden, was rein komme und was nicht. Ein ständiger Kampf - vor allem bei Politikern. Die wollten immer in den Medien präsent sein." Die größte Medien-Macht in Deutschland aber habe die BILD-Zeitung mit 12 Millionen Lesern täglich. Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte einmal: "Ich brauche nur drei Dinge für meinen Erfolg: BILD, BaMS und Glotze."  "Ein berühmtes Zitat von Axel Springer-Chef Mathias Döpfner im Zusammenhang mit dem "Fall Wulff": Wer mit dem BILD-Aufzug nach oben fährt, der fährt mir ihr auch wieder runter."

Das beste Beispiel: Christian Wulff. Als er Ministerpräsident von Niedersachen war, lief alles bestens. BILD wusste alles, war überall dabei. Trotz Ehe-Aus fiel kein negatives Wort. Dann die Hochzeit mit Bettina - BILD berichtete exklusiv. Wulff wurde Bundespräsident und enttäuschte seine Freunde - vor allem Chefredakteur Kai Diekmann. Zuerst führte der Bundespräsident ein Exklusiv-Interview mit der ZEIT, dann flog er ohne BILD nach Afghanistan. Andere Journalisten waren im Flugzeug dabei. Schwere Fehler, die Wulff später bitter zu spüren bekam, denn BILD "rächte" sich - und laut Markwort spielten alle Medien bei "dieser Jagd" mit. "Ich bin der größte Freund der Pressefreiheit, aber was da gelaufen ist, ist unglaublich." BILD habe mehr Macht als alle deutschen Tageszeitungen zusammen. "Bertelsmann und Springer haben das Wort."

Mit Schrecken blickt Helmut Markwort in die Zukunft: "Die Verleger sparen zu viel und an der falschen Stelle. Darunter leidet die Qualität massiv." Die Folge: gute Kollegen wechselten die Seiten - etwa als Sprecher von Spitzenpolitikern, Banken oder der Wirtschaft - vor allem der Automobilbranche. "Dort findet man erstklassige Journalisten." Und noch eine Negativ-Entwicklung: 50 Prozent der Bevölkerung interessiere sich nicht für Politik.

Auch ein wichtiges Thema: die Balance zwischen Nähe und Distanz. "Journalisten brauchen  die Nähe, um viel zu erfahren. Die Distanz ist aber gleichzeitig auch wichtig, um kritisch schreiben zu können, wenn etwas passiert." Er plauderte aus dem Nähkästchen und verriet: "Wenn man etwas über einen Politiker erfahren will, dann muss man zu seinem Parteifreund gehen." Die Rivalen in der eigenen Partei seien die größten.

Markwort ist der Gründer von focus-online. "Online heißt Klick-Krieg - Print heißt Auflagen-Kampf", sagte er. "Jede Minute ist der Erfolg messbar. Wer am schnellsten die News hat und aggressiv arbeitet, hat gewonnen. Zeitungen ohne guten Online-Auftritt sterben aus." Die einzige Sorge, die der Medienmacher hat: "Die Sprache wird total verhunzt." Und die bösartige Anonymität bei Kommentaren im Internet sei gefährlich. "Mit seriösen Leserbriefen, wo man den Namen des Autors kennt, hat das nichts zu tun." Doch trotz Online stehe für den 77-Jährigen fest: "Ich kämpfe für jede Zeitung." Sein Credo: "Online ist der Appetitmacher, Vertiefung und Hintergründe gibt es in der Zeitung".  (Christian P. Stadtfeld). +++

Ein kleines Erinnerungspräsent an osthessen-news.de von ON-Geschäftsführer Martin Angelstein ...

Helmut Markwort im Gespräch mit ON-Reporter Christian P. Stadtfeld.

Der Medienmacher im Austausch mit ON-Geschäftsführer Martin Angelstein (re.).

Helmut Markwort am Freitag in Fulda - beim Zukunftsforum von R+S.

Fulda Aktuell-Reporter Hans-Peter Ehrensberger (li.).

Markwort sprach vor rund 300 Unternehmern.

Helmut Markwort und R+S-Personalvorstand Susanne Hahn.

Ein Präsent von R+S Vorstandschef Markus Röhner.

Markus Röhner holte Markwort in die Domstadt.


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