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BAD HERSFELD Once we had a dream

Musical-Drama von AKBY-PREDA/ Philippinen

16.04.14 - "Indem wir Wahrheit und Gerechtigkeit herbei führen, können wir Wichtiges bewegen", ist die Aussage von Erick Ison, der mit 25 Jahren älteste Akteur der Theatergruppe Akbay-Preda von den Philippinen, die am Dienstag in der voll besetzten Aula der Gesamtschule Geistal das Musical-Drama „Once we had a dream" aufführte. Sie folgte der Einladung des Bad Hersfelder Vereins „Aktiv für globale Gerechtigkeit" in Zusammenarbeit mit dem Weltladen Bad Hersfeld. Für Heide Schumann-Held ist das überaus große Interesse an dieser Veranstaltung das schönste Geschenk zum 20-jährigen Bestehen des Weltladens vor Ort. Sie dankte „Brot für die Welt" für die Unterstützung der Aufführung, bei denen durch die starke Wiedergabe von Gefühlen und den dramaturgischen Spannungsbogen der Handlung die Zuschauer in eine beklemmende Atmosphäre hineingezogen wurden, die kaum jemanden unberührt ließ.

Die Handlung des Musicals

Trotz der Warnungen eines Ingenieurs wird nichts getan, um den Dammbruch des Auffangbeckens eines Bergwerks zu verhindern. Die Flut nach dem Staudammbruch zerstört Häuser, Mangobäume und alle anderen Lebensgrundlagen im Dorf der Mangobauern. Die Mine wird daraufhin geschlossen – die Überlebenden im Dorf verarmen. Gleichzeitig werden Mädchen von einem „Herrn Henkel" für einen Job im Ausland gesucht. Celinas Mutter ist begeistert und versucht ihre Tochter zu überzeugen, das Angebot anzunehmen, um ihre Schulden bezahlen zu können. Widerstrebend folgt Celina dem Wunsch ihrer Mutter und verabschiedet sich von ihrem Freund Alex, der sie zurückhalten will. Ihre naiven Hoffnungen auf einen gut bezahlten Job erfüllen sich nicht. Sie ist in die Hände einer international agierenden Sexmafia geraten und wird zur Prostitution gezwungen. Zusammen mit Sabel, die ein ähnliches Schicksal erleidet und Dodong, einem Straßenjungen aus Manila, wird sie in das Verlies eines Kinder-Bordells verschleppt. Währenddessen macht sich Alex auf, um Gerechtigkeit für sein Dorf, für seinen Vater und für seine Freundin zu suchen. Unterstützung findet er bei Herrn Schmitz aus Deutschland, dem Kopf einer deutschen Fairhandelsorganisation. Er ist es auch, der sich zusammen mit Alex und der Kripo Köln auf die Suche nach Celina und den anderen verschwundenen Kindern macht.


Einmal hatten wir einen Traum

Schonungslos und knallhart wurden die Zuschauer mit authentischen Szenen aus der Heimat der Jugendlichen konfrontiert. Sie erzählen von Umweltzerstörung, Armut, Missbrauch und Gewalt, von Straßen- und sogenannten Knastkindern. Durch die authentische Schilderung auf der Bühne und die mutige, engagierte schauspielerische Leistung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren wird für das Publikum die Dimension von Kindesmissbrauch und Sextourismus intensiv nachvollziehbar. Da ist Celina, die sich an ihren Traum von einer glücklichen Familie klammert, da ist Sabel, die mit ihrem Vater im elterlichen Bett „spielen" musste und dabei die Rolle der Mutter übernahm und dann ist da noch Dodong, der auf der Straße fleht, Schuhe putzen zu dürfen, weil er nichts zu essen hat. Er wünscht sich ein neues Zuhause, aber er findet sich wieder im Kinder-Bordell, wo er mit Schnaps übergossen wird und anschließend brennende Zigaretten auf seinem Körper ausgedrückt werden. Um die Gier nach „Frischfleisch" zu befriedigen, wird letztendlich auch Celina, obwohl sie noch ein Kind ist, an einen Freier verkauft.


Lebenswillen und Mut

Dabei verharrt das Musical-Drama nicht einseitig in der beklemmenden Darstellung von Armut, Gewalt und Missbrauch, sondern zeugt vom Lebenswillen und Mut, den kindlichen Sehnsüchten und den Stärken der Opfer und deutet Lösungsansätze an. Die jungen Philippiner brachten das musikalische Schauspiel in deutscher Sprache zur Aufführung, was eine unglaubliche Leistung ist. In gerade mal drei Monaten haben die sieben jungen Leute den Text in der ihnen unbekannten Sprache auswendig gelernt. Die eindringlichen Lieder wurden in ihrer Landessprache gesungen, aber in deutscher Übersetzung auf der Großbildleinwand eingeblendet. Über siebzig Minuten ziehen die energiegeladenen Darsteller ihr Publikum mit einer aufrüttelnden und aufwühlenden Darbietung in ihren Bann, denn das hier ist kein Theater, das – was auf der Bühne teils aus eigener Erfahrung heraus gezeigt wird - ist Realität. Die Darsteller wurden für ihre Leistung mit lang anhaltenden, stehenden Ovationen bedacht. Nach der Theateraufführung bestand Gelegenheit zur Diskussion mit den jungen Akteuren.


PREDA – Kinderhilfswerk und Partner im Fairen Handel

Der irische Priester Shay Cullen setzt sich seit 1974 für sexuell missbrauchte Kinder auf den Philippinen ein. Sehr schnell erkannte Shay Cullen, dass die Armut der Landbevölkerung oft einen schlimmen Kreislauf in Gang setzte. Einen, der Familien aufgrund fehlender Einkommensperspektiven in Großstädte wie Manila abwandern lässt, wo Kinder und Jugendliche oft zur leichten „Beute" einer international agierenden, brutalen Sex-Mafia werden, die auch europäische Touristen „bedient". Um dem entgegenzuwirken, kooperieren seit Anfang der neunziger Jahre dwp und PREDA im Fairen Handel. Inzwischen hat sich das Mangosortiment zum Verkaufsschlager entwickelt. Dadurch wurden die wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen für viele Kleinbauernfamilien dauerhaft verbessert. Mangoprodukte von PREDA und dwp werden in den bundesweit über 800 Weltläden sowie in ausgewählten Fachgeschäften angeboten.


Gemeinsam für die Rechte der Kinder

Die Jugendorganisation AKBAY wird von der PREDA-Stiftung unterstützt, ist eine der aktivsten Jugendorganisationen in Zambales. Sie setzt sich für die Förderung von Kinderrechten sowie den Schutz des Kindes ein, unterstützt die soziale Entfaltung und Entwicklung von Jugendlichen und führt Umweltschutzkampagnen durch, wobei Theater und Kunst als Werkzeuge zur Interessensvertretung und Bewusstseinsbildung fungieren. (Gudrun Schmidl) +++

Fotos: Gudrun Schmidl

Dodong wird im Gerangel der Festnahme von einem Täter angeschossen und stirbt.

Celina und Alex sind wieder vereint.

Conni Centino als Celina: Wir können die Welt verändern, selbst wenn wir nur kleine Schritte ...


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