„Den Tagen mehr Leben geben" - Arbeit näher bringen

16.04.14 - Der Ökumenische Hospizverein Bad Hersfeld e.V. hält es mit der englischen Ärztin Cicely Saunders, die als die Begründerin der modernen Hospizbewegung gilt: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben." In der Tat betrachten die ehrenamtlichen Helfer das Sterben als ein Geschehen, das zum Leben gehört wie das Geborenwerden. „Wir begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen und stehen deren Angehörigen in Zeiten von Abschied und Trauer zur Seite - sind einfach für sie da", erläutert Martina Lotz-Hartwig, Koordinatorin beim Ökumenischen Hospizverein, der vor wenigen Tagen sein 15-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen beging.

„Ziel der Jubiläumswoche, in deren Verlauf wir zu vier Terminen geladen hatten, war es, der Öffentlichkeit unsere Arbeit näher zu bringen, was uns auch geglückt ist", bilanziert der Vorsitzende des Hospizvereins, Hans Joachim Kuhn. „Um möglichst viele Menschen anzusprechen, haben wir uns für mannigfaltige Veranstaltungen entschlossen, die an den unterschiedlichsten Orten stattfanden", ergänzt Felicitas-Susanne Lamm, die stellvertretende Vorsitzende.

Und das mit großem Erfolg: Gut besucht waren der Gottesdienst zum Thema „Die Würde des Menschen" im Altenzentrum Hospital, die Kinovorführung des Films „Das Beste kommt zum Schluss" im Cineplex, die Autorenlesung von Dr. Herbert Scheuring im Mehrgenerationenhaus „Dippelmühle", der sich in seinen Veröffentlichungen intensiv mit dem Thema Trauer auseinandersetzt, sowie das Benefizkonzert des Gospelchores Raboldshausen im Johann-Sebastian-Bach-Haus - gleichzeitig Schluss- und Höhepunkt der Hospizwoche. „Die Einnahmen kommen unserem Verein zugute", betont Hans Joachim Kuhn. „Wobei wir keinen Eintritt verlangten, sondern um freiwillige Spenden baten."

Neues Projekt: „Hospiz macht Schule"

Mittlerweile zählt der Hospizverein 130 Mitglieder, wovon sich 40 ehrenamtliche Helfer aktiv engagieren. „Vor Kurzem haben wir 20 ehrenamtliche Helfer für ein neues Projekt ausgebildet", verrät Martina Lotz-Hartwig. Unter dem Titel „Hospiz macht Schule" werden Grundschülern der dritten und vierten Klasse innerhalb einer Woche Abschied, Tod, und Trauer sach- und altersangemessen nahe gebracht.

„Dabei handelt es sich um ein bundesweites Projekt, das wir mit der Unterstützung unserer extra dafür befähigten Helfer in die Lullusstadt tragen möchten", erklärt der Vorsitzende. Grundsätzlich soll den Kindern via Geschichten, Bilderbüchern und Filmausschnitten vermittelt werden, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind. „Ich denke, dass jedes Kind bereits im frühen Lebensalter mit Abschied nehmen konfrontiert wird; sei es aufgrund eines Sterbefalls in der Familie, des Ablebens des geliebten Haustieres, des Wegzugs in einer anderen Stadt oder der Trennung der Eltern", meint Martina Lotz-Hartwig.

„Wir möchten die Kinder mit diesem Thema nicht alleine lassen und bieten ihnen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen Fragen zu stellen." Nähere Informationen zu „Hospiz macht Schule" können im Internet unter http://www.hospizmachtschule.de/ abgerufen werden. Apropos geschützter Rahmen: Diejenigen, die in schweren Stunden Rat und Hilfe benötigen, können den Ökumenischen Hospizverein Bad Hersfeld e.V. unter der Rufnummer 06621 / 794742 kontaktieren. Das Büro im Haus der Begegnung Am Kirchplatz 9 ist dienstags von 10 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 17 Uhr besetzt. Das Trauercafé findet an jedem ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Bad Hersfelder Mehrgenerationenhaus „Dippelmühle" statt. Die Gruppe trauernder Eltern trifft sich an jedem ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr in der „Lullusstube" des Altenzentrums Hospital. (Stefanie Harth) +++