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FULDA Predigt im überfüllten Dom

ALGERMISSEN: "Christen als Störenfriede gegen die Todesmächte" - VIDEO

20.04.14 - „Sterbebegleitung ist im Gegensatz zu ‚aktiver Sterbehilfe’ konkret erfahrbare Lebenshilfe – es ist sehr hilfreich, an der Hand eines anderen Menschen zu sterben, nicht aber durch dessen Hand." Dies betonte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen in einem feierlichen Pontifikalamt am Ostersonntag im überfüllten Fuldaer Dom. Die Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus lasse sich besonders in denen erkennen, „die leiden und sterben, Angst haben vor dem letzten Weg und keinen Ausweg mehr zu finden glauben". Für österliche Menschen sei nicht „aktive Sterbehilfe" das Zauberwort, sondern „intensivste Sterbebegleitung". Darunter sei der medizinische, pflegerische, soziale und seelsorgliche Beistand auf dem allerletzten Weg zu verstehen. „Eine große moralische Niederlage wäre es, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür nicht zu schaffen", gab Algermissen zu bedenken.

Der christliche Osterglaube müsse sich „bewähren und profilieren" in einer Gesellschaft, die sich immer mehr von christlichen Grundsätzen entferne, stellte der Oberhirte heraus. Christen dürften zwar keine Friedenstörer sein, müssten sich aber dort massiv als Störenfriede betätigen, wo immer die Mächte des Todes am Werk seien. Der Glaube an die Auferstehung und die österliche Perspektive des menschlichen Lebens müsse sich hier beweisen. Die Christen „sind zu klarer Position aus dem Osterglauben aufgefordert, ohne fatale Kompromisse zu schließen", wie der Bischof anhand der aktuellen Debatte um Sterbehilfe erläuterte. In den vergangenen Wochen sei häufiger davon die Rede gewesen, auch in Deutschland eine „aktive Sterbehilfe" zu ermöglichen. „Anders als dieser Begriff suggeriert, geht es dabei aber nicht darum, Menschen beim Sterben zu helfen. Vielmehr geht es ganz bewusst und gezielt darum, ihren Tod herbeizuführen.

"Verhandelbaren Grundprinzipien der menschlichen Würde"

"Die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi traf damals auf eine eingeschüchterte, verängstigte Jüngerschar, so der Bischof zu Beginn seiner Predigt. Zu deprimiert waren sie von den Erlebnisse der letzten Tage gewesen, besonders der Karfreitag, und sie waren unsicher, ob sie, die ihn im Stich gelassen hatten, Jesu überhaupt noch unter die Augen treten konnten. Die Botschaft von der Auferstehung treffe auch heute auf eine verunsicherte Kirche. „Kalt und scharf bläst ihr der Wind ins Gesicht. Wir spüren, wie sich das Klima in der Öffentlichkeit geändert hat. Zeichen dafür sind eine oft hämische und destruktive Kirchenkritik in den Medien und eine Gesetzgebung zumal in bioethischen Fragen, die mit christlichen Grundsätzen überhaupt nicht mehr vereinbar ist."

Es sei erstaunlich, wie man heutzutage mit eigentlich nicht verhandelbaren Grundprinzipien der menschlichen Würde verfahre, unterstrich der Bischof. Das werde noch schlimme Folgen haben. Auch im innerkirchlichen Bereich machten sich Sorgen angesichts von Strukturänderungen und eines Rückbaus breit. „Es ist eben schwer zu ertragen, dass alles weniger wird." Viele Christen fänden dennoch Gewissheit und Halt im Osterglauben. „Aber es gibt auch die vielen anderen, die ebenso ratlos vor der Osterbotschaft stehen wie die Jünger am Ostermorgen.

"Das Evangelium des Ostertages erzähle ausführlich von Maria Magdalena und ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Die erste Reaktion der Jünger auf das Geschehen der Osternacht sei keineswegs ein bereitwilliger, froher Glaube gewesen. Vielmehr hätten sie den Bericht der Frauen für „dummes Geschwätz" gehalten und sich weiterhin voller Angst hinter verschlossenen Türen verschanzt. „Die Apostel waren auf diese Botschaft nicht gefasst und konnten sie zunächst nicht glauben." So seien sie von Jesus, als er ihnen erschien, wegen ihres Unglaubens getadelt worden. „Der christliche Glaube, zumal der an die Auferstehung Jesu Christi, ist nicht das Ergebnis menschlicher Überlegungen und rationaler Beweisführung. Er ist Geschenk der Gnade, Frucht des Geistes Gottes in uns." Man könne den Osterglauben nicht „machen", sondern nur offen dafür sein.

"Österlicher Glaube"

Der österliche Glaube müsse sich auch in den Stunden persönlicher Grenzsituationen und schließlich „am letzten großen Karfreitag unseres Lebens, wenn der Tod bei uns anklopft", bewähren, sagte der Bischof weiter. Wenn alles menschliche Wissen und Können am Ende sei und „alle vorläufigen Antworten ratlos verstummen", dann dürften Christen mit dem Apostel Paulus in seinem Römerbrief bekennen: „Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende" (Röm 14, 7-9). Das sei der Glaube, zu dem Christen unterwegs seien und der durch Krisen hindurch reifen müsse. Mit dem österlichen Glauben könne man das Leben mit seinen Herausforderungen, Aufgaben, Problemen und mit seinen Unbegreiflichkeiten und Kreuzen bestehen. „Mit diesem Osterglauben können wir vertrauensvoll leben ? und einmal genauso vertrauensvoll sterben", so Algermissen zum Schluss.

Der Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang bei diesem Gottesdienst die „Missa in C" von J. J. Fux und das „Halleluja Amen" aus dem „Dixit et Magnificat" von W. A. Mozart sowie zum Auszug das „Regina coeli" von V. Rathgeber; an der Domorgel Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. Das Domorchester wirkte ebenfalls mit.+++

Bischof Algermissen am heutigen Ostersonntag

Überfüllt der Fuldaer Dom Alle Fotos: Hendrik Urbin

Auch eine Tradition: bischöflicher Segen für viele Kinder

Die Bonifatius-Reliquie

Bischof Algermissen bei der Predigt

VORNE die vier Soliten (v.li): Marian Müller (Bass), Ralf Emge (Tenor), Uta Grunewald (Alt) und ...

Der Fuldaer Domchor

Musikalische Leitung heute: Domkapellmeister Franz-Peter Huber

Mitglieder des Domorchesters


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