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FULDA Bauherr contra Denkmalpflege

Streitobjekt Buttermarkt 9 - Droht die Abrissbirne?

02.09.14 - Um das historische Gebäude Buttermarkt 9 in Fulda gibt es weiter Streit. Der Eigentümer Roland Bach, Unternehmer aus Eichenzell will nicht so wie die Denkmalpflege - und umgekehrt. Der Besitzer hat einen Abrissantrag gestellt, weil eine Sanierung des Hauses seiner Meinung nach horrende Summen verschlingen würde. Die Denkmalpflege hat aber befunden, dass hier auf jeden Fall der Ensembleschutz greift oder das Biedermeiergebäude sogar als Einzeldenkmal auf jeden Fall erhaltenswert ist. Mittlerweile ist der jahrzehntelange Mieter im Erdgeschoss Foto-Janson innerhalb Fuldas umgezogen und firmiert jetzt in der Friedrichstraße. Doch Leerstand wird es nicht länger geben: seit Montag werden die Ladenräume neu hergerichtet, damit schon bald ein so genannter Pop-up-Store mit dem Sortiment vom gegenüberliegenden Rhönblut einziehen kann.

"Ziemlich naiv an die Sache herangegangen"

Als Roland Bach das Biedermeierhaus vor drei Jahren erwarb, war er sich durchaus bewusst, dass er es mit Bausubstanz aus dem Jahr 1850 zu tun hatte. Nach eigener Aussage sei er gleichwohl sehr naiv an die Sache herangegangen und habe sich mit Denkmalpflege nicht ausgekannt. "Ich mag alte Häuser und wollte hier eine Stadtwohnung für mich ausbauen." Unten und im ersten Stock sollte nach dem Umbau ein Laden und eine Anwaltskanzlei als Mieter für Einnahmen sorgen. Doch nachdem er schon mit der Entkernung angefangen hatte, der auch eine Biedermeiertreppe zum Opfer fiel, sei er vom desolaten Zustand der historischen Substanz "kalt erwischt worden": verfaulte Balken und marodes Mauerwerk seien allenthalben zum Vorschein gekommen.

Auch der für das Projekt zuständige Architekt Bernhard Witte von Staubach + Partner kam schnell zum Schluss, eine Sanierung sei "wirtschaftlich nicht darstellbar". Statt aufwendiger und teurer Rekonstruktion sollte ein "Rückbau auf Null", das heißt die Abrissbirne die Lösung bringen. Ein historisierender Neubau auf dem mittelalterlichen Kellergewölbe sollte nach Wunsch des Bauherrn und seiner Architekten anstelle des Originals entstehen. Damit sei allen geholfen: der Neubau bekomme das alte Aussehen, werde aber um ein Vielfaches günstiger als die Sanierung, lautete die Argumentation. Doch dem Abrissantrag stimmte weder die Denkmalbehörde noch die Stadt zu. Die heftigen Proteste des Denkmalbeirats gegen den Abriss der "Grünen Au" waren wohl noch frisch im Gedächtnis.

Stattdessen kam es mittlerweile zu einem Sondierungsgespräch aller Beteiligten unter der Moderation von Oberbürgermeister Gerhard Möller. "Ja, es gibt Divergenzen zwischen den Vorstellungen des Investors und seinen beratenden Architekten und Anwälten gegenüber denen der Denkmalpflege", konstatierte der OB nüchtern. Dennoch habe ein konstruktives Gespräch stattgefunden, der Gesprächsfaden sei wieder angeknüpft worden. Nach wie vor gebe es aber unterschiedliche Sichtweisen, ob und was an dem Gebäude erhaltenswert sei. Um den Konflikt zu entschärfen, müssten als nächster Zwischenschritt die Kosten für die Sanierung verifiziert werden. Man befinde sich wieder in der Prüfungsphase auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit, er habe aber einen Hoffnungsschimmer, ein für beide Seiten akzeptables Ergebnis zu erreichen, erklärte der OB.

Der Zahn der Zeit ...

Roland Bach sieht den neuen Berechnungen skeptisch entgegen. Er wisse aus eigener Erfahrung vom Bau von Industriehallen, dass es eigentlich niemals billiger werde, als veranschlagt. Die Kalkulation seiner Architekten sei seriös und nicht nach unten zu korrigieren. Doch die Zeit werde für ihn arbeiten. "Vielleicht haben meine Kinder in zehn Jahren Lust, sich des Problems anzunehmen - ich habe Zeit", sagt er.

Dass das Gebäude an dieser markanten Ecke weiter vor sich hin altern sollte, ist nicht nur OB Möller ein Dorn im Auge, denn schnell enstünde dort eine Gammelecke, fürchtet er. Während der Eigentümer meint, mit seiner Immobilie verfahren zu können, wie er möchte und auf sein Recht pocht, sagt die Gegenseite "Eigentum verpflichtet". Die Zumutbarkeit, die Sanierung des Denkmals zu finanzieren, könne im schlimmsten Fall auch gerichtlich überprüft werden. Doch das sei keine schnelle Lösung: Gutachten und Gegengutachten bräuchten ihre Zeit. Keine guten Aussichten für das Biedermeierhaus am Buttermarkt Nr. 9.+++ ci

Bilder-Janson ist schon Geschichte ...

... und jetzt in der Friedrichstraße zu finden

Buttermarkt einst um 1900..

1971 Fotos (3): Stadtarchiv

1840

... und jetzt Fotos (4): Hans-Hubertus Braune

Die geschnitzten Rosetten am Traufgesims ..

... sind laut Denkmalpflege schöne Detailsan dem markanten Biedermeierbau

in jedem Fall erhaltenswert

und sind wie auch die abgerundete Ecke


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