Archiv
Viele Orden und Ehrenzeichen wurden dem Museum übergeben. - Fotos: Gerhard Manns

CUXHAVEN ON-Reporter an der Nordsee

Weltweit einmalig - das deutsche U-Boot Museum

24.07.14 - Wer mal in Cuxhaven an der Nordsee seinen Urlaub verbringt und sich für die Geschichte der deutschen Kriegsmarine des 2. Weltkriegs interessiert, speziell für die U-Bootwaffe, dem kann man einen Besuch des deutschen U-Boot Museums in Cuxhaven-Altenbruch, Bahnhofsstraße 57 mit dem angeschlossenen U-Boot Archiv, Lange Straße 1, sehr empfehlen.

Besichtigung des Archivs und Museum möglich

Nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung, Telefon 04722-322 und 04722-912395, kann der Besucher eine wissenschaftlich fundierte Sammlung, die weltweit wohl einmalig sein dürfte, unter der Leitung eines kompetenten Mitarbeiters des Archivs besichtigen. Hier findet man alles, was mit der deutschen U-Bootwaffe im 2.Weltkrieg zu tun hatte. Es wird die ganze Thematik, nicht nur die technischen und historischen Fakten, sondern es wird auch den U-Bootfahrern, den Erfindern, Technikern und Strategen entsprechend Raum gegeben. Sogar eine 8,8 cm Bordkanone ist im Museum aufgebaut. Die beiden Schwerpunkte bilden die U-Boote der deutschen kaiserlichen Kriegsmarine des ersten, sowie der Kriegsmarine des zweiten Weltkrieges. Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben, aber wer möchte, kann sich mit einer Geldspende, die zur Deckung der laufenden Betriebskosten verwendet wird, beteiligen. Weil die Sammlungen von unschätzbarem Wert sind, werden die Gebäude alle mit sichtbaren und vielen unsichtbaren Kameras videoüberwacht und mit hochwertigen Alarmanlagen gesichert. Die örtliche Polizei sichert mit einem verstärkten und unregelmäßigen Streifendienst die Gebäude zusätzlich.

Obersteuermann Alfred-Heinz Richter.

Der blaue Salon mit den historischen Uniformen.

Drei Franzosen beim recherchieren.

Lebenswerk eines Mannes

Dies alles ist das außergewöhnliche Lebenswerk eines Mannes: Des 89-jährigen Horst Bredow, der in diesem Jahr sein 90. Geburtstag feiert. Er hat in über 60 Jahren dieses einmalige Museum über die deutsche U-Bootwaffe im 2. Weltkrieg geschaffen. Geboren wurde Horst Bredow in Berlin. Schon in jungen Jahren hatte er aus seiner Begeisterung für die deutsche Marine nie einen Hehl gemacht. Besonders die, in den 1930er Jahren neu entstandene U-Bootwaffe, hatte es ihm besonders angetan.

Glücklicher Zufall oder Schicksal

1942 wird Horst Bredow Offiziersanwärter und auf der Marineschule in Flensburg-Mürwik macht er mit sehr guten Leistungen auf sich aufmerksam. Er erhält daraufhin ein Bordkommando auf U 288, Typ VII C, das am 26.Juni 1943 bei der Vulkan Werft in Bremen gebaut und in Dienst gestellt wurde. Nachdem der Oberfähnrich Horst Bredow den Wachoffiziers-Lehrgang absolviert hat, kommt er wieder als WO-Schüler auf sein altes Boot zurück. Bei einer Feindfahrt mit einem Fliegerangriff wird er durch einen Projektil-Splitter verwundet und in ein Lazarett in Trondheim eingeliefert. Während des Lazarett Aufenthaltes geht U-288 wieder auf Feindfahrt und kehrt nicht wieder zurück. Es wurde auf den Geleitzug JW 58 angesetzt und am 03. April 1944 südöstlich der Bäreninsel im Nordmeer von Swordfish-Maschinen der britischen Geleitträger ACTIVITY und TRACKER mit Bomben und Raketen angegriffen und versenkt. Von seinen Kameraden überlebte dabei keiner, alle fanden im „Stählernen Sarg U 288“ den Tod. Ob die Verwundung ein glücklicher Zufall, oder ob es einfach nur Schicksal war, darüber möchte Horst Bredow nicht nachdenken. Nach mehreren Auslandseinsätzen wird er Kommandant eines Minenräumbootes im Mittelmeer, gerät nach Kriegsende in Gefangenschaft und kehrt 1947 nach Berlin zurück. Dort studiert er Physik und Mathematik und wird Lehrer.

Die sehr wertvollen alten Uniformen, die vierte von links gehörte Großadmiral Karl ...

Alte Funktechnik eines U-Bootes, teilweise noch funktionstüchtig.


Forschung beginnt, Schicksale geklärt

Er beginnt mit Nachforschungen über das genaue Schicksal von U 288, nimmt Kontakt zu Angehörigen seiner gefallenen Kameraden auf, sammelt Informationen und kann bei manchen Schicksalen Licht ins Dunkel bringen. Das war die eigentliche Grundsteinlegung für das heutige U-Boot-Archiv. Schon bald gewann das Ganze an Eigendynamik und seine Person rückte immer mehr ins Zentrum des Informationsflusses. Immer mehr Hinweise, Daten, Berichte kamen bei ihm an. Auch die Fragen nach Schicksalen von U-Boot-Soldaten und ihren Booten wurden immer häufiger an ihn gestellt. Das alles hat er gesammelt und schon bald drohte die Masse des Informationsmaterials unüberschaubar zu werden. Er begann damit, alles nach wissenschaftlichen Maßstäben aufzuarbeiten und zu archivieren. Spätestens nach seiner Pensionierung 1982 nimmt das Archiv professionelle Züge an und er zieht von Berlin nach Sylt auf den Marinefliegerstützpunkt in Westerland um. Hier konnte er aber nur wenige Jahre bleiben und eine neue Heimat für sein Archiv musste gefunden werden.

Endgültiger Standort gefunden

Die neue Heimat fand er 1989 in Cuxhaven-Altenbruch, dem heutigen Standort des Museums und des Archivs. Das Haus, in dem das Museum untergebracht ist, stellte ihm die Stadt Cuxhaven kostenlos zur Verfügung. Wie sich im Nachhinein zeigt, ein Glücksfall für die Stadt und den Stadtteil Altenbruch, denn viele Besucher kommen, um das Archiv und Museum zu besichtigen. Auch aus dem Ausland und von weit her reisen viele an, was sich in den Übernachtungszahlen sehr positiv niederschlagen dürfte.

Stiftung und Förderverein gegründet

Schon 1986 führte Horst Bredow seine Privatsammlung in eine Stiftung, deren Geschäftsführung er übernahm. Damit sollte ein gemeinnütziger und öffentlicher Charakter des Archivs sichergestellt werden und die Existenz und die Fortführung wurde langfristig gesichert. Bis dahin deckten seine Frau Annemarie und er die Unkosten ausschließlich aus dem privaten Geldbeutel, was schon bald an Grenzen stieß. Durch die Gründung der Stiftung flossen nun Spenden und durch einen zusätzlich gegründeten Förderverein werden Mitgliedsbeiträge für den wirtschaftlichen Betrieb erhoben.

Mitarbeiter Peter Monte und Bodo Sparr digitalisieren die auf Microfilm vorhandenen ...


Sammlung in vier Gebäuden

Mittlerweile umfasst die historische Sammlung vier Gebäude und die Eheleute Bredow können bei der umfangreichen Arbeit auf viele ehrenamtlich tätige und kompetente Mitarbeiter zurückgreifen. Sie pflegen neue Dokumente ein, kümmern sich um externe Anfragen und führen Besucher durch die Häuser. Auch das Digitalisieren der Datenflut auf den Computern haben die ehrenamtlichen zum größten Teil übernommen.

Über jedes U-Boot eine Akte, jeder Krieg ist ein verlorener Krieg

Über alle 1174 deutschen U-Boote des 2. Weltkrieges existiert im Archiv ein Ordner mit allen verfügbaren Informationen, wie die technischen Details, Besatzungslisten und Hinweise über den Verbleib des Bootes. Dazu kommt noch ein umfangreiches Bildarchiv, mit insgesamt 180.000 Fotos von Besatzungen, Stapellauf usw. Viele Informationen und Material haben ehemalige U-Boot-Soldaten oder deren Nachkommen dem Museum zur Verfügung gestellt. Auch ausländische Archive, Werften und die Industrie kooperieren mit dem U-Boot-Archiv in Cuxhaven-Altenbruch. Besonders stolz ist Horst Bredow auf einige alte Uniformen, wie der des ehemaligen Oberbefehlshabers der deutschen U-Bootwaffe, Großadmiral Karl Dönitz, die im „Blauen Salon“ in einer Glasvitrine ausgestellt sind. Auch von Angehörigen einiger U-Boot-Kommandaten wurden dem Archiv die Uniformen und Ehrenabzeichen zur Verfügung gestellt. Horst Bredow sagte in diesem Zusammenhang einen Satz, den einst sein U-Boot Kommandant auf U 288 formuliert hatte, den er immer wieder den vielen Besuchern ans Herz legt und der viele nachdenklich macht; „Jeder Krieg ist ein verlorener Krieg“. Er habe diesen Satz für sich und seine Arbeit verinnerlicht. Bredow weiter, “Krieg ist nicht normal, ich bin gegen jede Form und die Verherrlichung eines Krieges, ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft“.

Auch Besucher führen Recherchen durch.


Kriegstagebücher auf Microfilm

Als historisch besonders wertvoll kann man die Kriegstagebücher aller deutschen U-Boote aus dem ersten und zweiten Weltkrieg auf Microfilm bezeichnen, die mehrere Jahrzehnte in britischen und amerikanischen Archiven lagerten und dem U-Boot Museum überlassen wurden. Die Tagebücher werden zurzeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern digitalisiert.

Recherchen von Buchautoren, Historikern, Reportern und Filmteams

Aus aller Herren Länder kommen Buchautoren, Filmteams oder Reporter von Funk und Fernsehen und geben sich praktisch die Klinke in die Hand, um im Archiv zu recherchieren oder sie befragen Horst Bredow selbst, der trotz seines hohen Alters noch über alle Details der deutschen U-Boote genaue Auskunft geben kann. Zurzeit sind drei Franzosen und ein Australier im Archiv mit Recherchen über die deutsche U-Boot-Waffe beschäftigt. Die schlafen sogar im Gebäude und werden von Annemarie Bredow verpflegt. „Wir sind eine große internationale Familie und stolz fügte die mittlerweile 80-jährige hinzu, ich komme gar nicht dazu, alt zu werden“. „Sie ist die gute Seele des Archivs“, so bezeichnete ein ehrenamtlicher Helfer Annemarie Bredow.

U-Boot Fahrer aus Bad Hersfeld auf U-963

Weil sein Schwiegervater Alfred-Heinz Richter aus Bad Hersfeld als Obersteuermann zur Besatzung des U-Bootes 963 gehörte, verbanden osthessen-news.de Mitarbeiter Gerhard Manns und seine Ehefrau den Urlaub an der Nordsee kurzerhand mit einem Besuch des U-Boot Museums. Alfred-Heinz Richter lebte mit seiner Familie in Bad Hersfeld und arbeitete als Chemielaborant bei der Firma Börner. Auch von U-963 existiert ein Ordner mit umfangreicher Chronik, vielen Fotos und Schriftstücken. Bei Kriegsende wurde das Boot am 10.05.1945 vor der portugiesischen Küste bei Nazarè von der Besatzung selbst versenkt und liegt dort noch heute in ca. 200 m Tiefe. Die Männer um Kommandant Rolf-Werner Wenz gingen in englische Gefangenschaft und kehrten alle gesund wieder zu ihren Familien zurück.


Bundesverdienstkreuz

Für seine Arbeit und die Verdienste als Archivgründer wurde Horst Bredow mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Horst Bredow wörtlich,“auf den Orden bilde ich mir nicht viel ein, wohl aber auf die Begründung für die Verleihung. „Für die Zusammenführung ehemaliger Gegner und die Betreuung von Hinterbliebenen“, so das damalige Argument von offizieller Seite. „Genau das ist bis heute der Motor meines Handelns“, so Horst Bredow.

Nachfolge geregelt

„Ich bin ein alter Mann und da muss man auch mal an die Nachfolge denken“, so ein nachdenklicher Horst Bredow auf Nachfrage von osthessen-news.de Mitarbeiter Gerhard Manns über die Weiterführung des Archivs. Die Tochter eines ehemaligen U-Boot-Kommandanten, Dr. Jutta Barberg, eine überaus kompetente Frau, die sich in allen Angelegenheiten des U-Boot Archivs und Museums genau auskennt, soll mal in die Fußstapfen von Horst Bredow und seiner Frau Annemarie treten. (Gerhard Manns)+++

Eine umfangreiche Modellsammlung aller U-Boot Typen……

….fachkundig erklärt von Mitarbeiter Bodo Sparr.

Die Ausstellungsstücke sind alles Originale.

Eine 8,8 cm Bordkanone und verschiedene Munitionsvarianten, aber alles unbrauchbar gemacht. ...

Der 89-jährige Horst Bredow während des Interviews vor dem Hintergrund des Regals, mit den Ordnern ...

Horst Bredow und sein Ehefrau Annemarie, die gute Seele des Museums.

Der Ordner von U-963 mit dem Foto von Alfred-Heinz Richter.


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