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Rio im Blick: Julian Flügel aus Hofbieber reist zu seinen ersten Olympischen Spielen - Fotos: the/fvo

LAUFSPORT Ein Jahr voller Höhepunkte

Hochzeit, Olympia, Kind: Marathon-Läufer Julian FLÜGEL auf Wolke sieben

22.07.16 - Seine Reisen führten ihn schon nach Bolivien, Peru oder Neuseeland. Julian Flügel liebt die Natur und Herausforderungen. Jedes Jahr macht sich der Hofbieberer gemeinsam mit seiner Frau Antonia auf den Weg, um mit dem Rucksack Land und Kultur kennenzulernen. In wenigen Wochen geht es auf die nächste Tour. Dieses Mal nach Rio de Janeiro. Zu den Olympischen Spielen.

Denn Julian Flügel wurde vom Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für den Marathon nachnominiert. Weil Hendrik Pfeiffer verletzt absagen musste, rückte nun der 30-Jährige nach. Des einen Freud ist des anderen Leid. „Er hat mich bei der EM in Amsterdam schon darauf vorbereitet“, sagt Flügel im Gespräch mit ON|Sport, „so ist das eben manchmal im Leistungssport.“ Zuvor ging Julian Flügel durch ein Wechselbad der Gefühle. Bis zum Marathon in Düsseldorf im April lag Flügel immer unter den Top drei und hatte so die Kriterien neben der zu laufenden Norm erfüllt. Seine Bestzeit liegt bei 2:13:57 Stunden. In der Rheinmetropole zog Pfeiffer dann aber im letzten Moment noch vorbei und verdrängte ihn mit einer Zeit von 2:13:11 Stunden auf den vierten Rang. Der Traum von Rio schien geplatzt.

Julian Flügel (links) im Gespräch mit O|N-Sportvolontär Tobias Herrling ...

Weil Hendrik Pfeiffer absagte, darf Flügel nachrücken

Seine Bestzeit liegt bei 2:13:57 Stunden

Kurz nach der Europameisterschaft dann die Kehrtwende: Hendrik Pfeiffer verkündete seinen Verzicht auf die Spiele und so darf Flügel doch noch an den Zuckerhut. „Das war eine Riesenfreude als endgültig feststand, dass ich nominiert wurde“, sagt Flügel, der zuvor bereits vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) als Ersatzmann benannt wurde. Es ist der bisherige Höhepunkt in Flügels Karriere, die relativ spät begann. Mit 16 Jahren entdeckte er durch Kumpel Markus Jahn die Leidenschaft für das Laufen, nachdem er sich zuvor als Fußballer beim SV Hofbieber versucht hat. „Da war ich aber immer zu langsam“, lacht der 30-Jährige.

In Fulda geboren und in Hofbieber aufgewachsen, verschlug es Julian Flügel zum Studieren nach Wiesbaden. In Eltville am Rhein Flügel zunächst sesshaft geworden, arbeitete er nach seinem ‚Master of Finance‘ als Auditor und trieb quasi nebenbei seine Läuferkarriere voran. Dass er in seinem Sport Potential für viel mehr hat, merkte Julian Flügel 2011. „Damals bin ich überraschend Deutscher Vizemeister über zehn Kilometer geworden“, erzählt Flügel, „und plötzlich kannte man mich.“ Der 30-Jährige entwickelte sich konstant nach vorne und sammelte bei Deutschen Meisterschaften zahlreiche Gold- und Silbermedaillen. Plötzlich gehörte Julian Flügel zu den besten Marathon-Läufern des Landes. Und das als „Hobbysportler“.

Das Jahr 2016 ist für Flügel eines voller Höhepunkte ...

... erst die Hochzeit im Mai, dann Rio im August ...

... und wenige Tage nach Olympia steht die Geburt des ersten Kindes an

Denn Zeit fürs Training hat Flügel vergleichsweise wenig. Er arbeitet 30 Stunden in der Woche und muss regelmäßig ins Ausland reisen. „Dort ist es natürlich schon schwieriger, zu trainieren“, so Flügel, „aber zuhause ist das in Fleisch und Blut über gegangen. Wenn der Wecker klingelt, geht’s zum Laufen und nach der Arbeit wieder“, sagt Flügel über den Aufwand, den er für sein „Hobby“ betreibt und für das es eiserne Disziplin und großen Willen erfordert. Wie schaltet man da am besten ab? „Am liebsten schaue ich Sport, um herunter zu kommen“, lacht Julian Flügel, der das bald in seinen eigenen vier Wänden machen kann. Denn derzeit bauen er und seine Antonia ein Haus, das gemeinsame Kind ist unterwegs. Nach der Hochzeit im Mai und den Spielen in Rio im August wartet mit der Geburt des ersten Kindes der dritte Höhepunkt auf die junge Familie. „Wir planen unsere Zukunft in Hofbieber“, erzählt Flügel, der nach zehn Jahren in Wiesbaden und Eltville vor kurzem wieder in seinen Heimatort gezogen ist.

Für seine ersten Olympischen Spiele hat sich der werdende Vater kein bestimmtes Ziel gesetzt. „Ich möchte einfach ein gutes Rennen laufen und das Feld von hinten aufrollen“, lacht Flügel. Denn bei Großveranstaltungen übernehme sich der eine oder andere Sportler regelmäßig und gehe den Marathon zu schnell an. „Und natürlich möchte ich die Zeit einfach genießen.“ Ob er sich Gedanken um die Gesundheit wegen des Zika-Virus mache? „Meine Frau macht sich da mehr Sorgen“, lacht Flügel, „aber ich habe mich da schon mit befasst und werde entsprechende Schutzmaßnahmen treffen.“

Klage gegen den Verband

Für Aufsehen sorgte Julian Flügel, als er im Januar gemeinsam mit Philipp Pflieger, der ebenfalls nach Rio fährt, den DLV und DOSB verklagte. Ihr Ziel: die Angleichung der nationalen an die internationalen Normen. „Wir haben das im Namen aller Athleten gemacht und nicht auf uns bezogen“, erzählt Flügel. Hintergrund war die Benachteiligung, die dadurch entstand, dass der DLV seine nationalen Normen höher ansetzte als die des Internationalen Verbandes IAAF. Letztlich kam es nicht zu einem Prozess, der DLV passte seine Normen an, wodurch Flügel und Pflieger die Reise an den Zuckerhut antreten dürfen.

Julian Flügel beim Fulda Marathon im vergangenen September Archivfoto: Julius Böhm

Wohin nach Rio seine nächste Reise gehen soll, weiß Julian Flügel genau: Er möchte erneut nach Neuseeland, es soll seine Hochzeitsreise werden. Zunächst aber wartet auf den 30-Jährigen das Abenteuer Rio de Janeiro. Und wer weiß, vielleicht führt ihn in vier Jahren eine Reise nach Tokio. Denn 2020 finden in der japanischen Großstadt die nächsten Olympischen Spiele statt. (Tobias Herrling/Franziska Vogt) +++


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