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Der Stein des Anstoßes: Der Zieleinlauf der Hahner-Zwillinge beim Olympischen Marathon - picture alliance / Sven Simon

OLYMPIA in RIO Der "Fall" Anna und Lisa HAHNER

Im Meckern und Nörgeln sind wir Deutschen Olympiasieger - KOMMENTAR

18.08.16 - Die Zwillinge Anna und Lisa Hahner aus Nüsttal-Rimmels (Landkreis Fulda) sind bei ihrem ersten gemeinsamen olympischen Marathon Hand in Hand über die Ziellinie gelaufen – und ernteten dafür harte Kritik von allen Seiten. Unser Sportvolontär Tobias Herrling wundert sich über diese Sichtweise und ist genervt vom ständigen Nörgeln.

War das Ganze jetzt reine Selbstinszenierung oder ehrliche Freude über einen einzigartigen sportlichen Moment? Die Zwillinge Anna und Lisa Hahner überquerten am vergangenen Sonntag Hand in Hand die Ziellinie beim olympischen Marathon in Rio de Janeiro und feierten. Und das, obwohl beide weit abgeschlagen auf den Plätzen 81 und 82 landeten. Eine solche Leistung dürfe man nicht feiern, so der einhellige Tenor der Kritiker, die sich gleich auf die "Hahnertwins" stürzten.

Fakt ist: Die Leistung von Anna und Lisa Hahner war nicht das, was die Zwillinge aus Osthessen bereits gezeigt haben. Mit riesigem Rückstand trudelten sie ins Ziel ein – über 15 Minuten über ihrer Bestzeit. Eine Tatsache, die natürlich kritisch bewertet werden darf. Auf Facebook gaben die beiden zu, dass sie sich etwas anderes erhofft hatten und sahen ihre eigene Leistung ebenfalls kritisch.

Aber warum sollen sie sich deshalb diesen Moment nehmen lassen? Dürfen in Deutschland nur noch Erfolge, aber keine Erlebnisse mehr gefeiert werden? Anna und Lisa Hahner sind in Rio ihren ersten olympischen Marathon gelaufen – es war überhaupt erst ihr dritter gemeinsamer. Ist es nicht irgendwie verständlich, dass man diesen einzigartigen Moment mit der Zwillingsschwester teilen möchte? Zumal niemand weiß, ob dieser Moment ein zweites Mal kommen wird.

Natürlich, Marketing steckte hinter dieser Aktion auch und unerwartet kam sie jetzt nicht. Aber das ist auch ihr gutes Recht, die größte sportliche Bühne, die es gibt, zu nutzen. Dass sich der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) dazu kritisch äußert und die verbale Keule schwingt, war ebenfalls keine Überraschung. Die Hahners haben sich vom DLV weitestgehend losgesagt, ziehen ihr eigenes Ding durch und sind dem Verband aufgrund ihrer Selbstvermarktung ein Dorn im Auge.

Was mich stört: In unserem Land werden exotische Sportler, die den olympischen Gedanken leben, aber nicht konkurrenzfähig sind, gefeiert. Aber wehe „unsere“ Sportler erdreisten sich, Olympia als riesengroßes Erlebnis zu sehen und das in den Vordergrund zu stellen. Und genau das haben die Hahners immer betont: die Spiele in Rio genießen zu wollen. Dass sie sich etwas anderes erhofft haben als die 2:45:33 Stunden, steht auf einem anderen Blatt, und mit Absicht sind sie diese Zeit bestimmt nicht gelaufen. Aber dass sie diesen Moment feiern, ist richtig – dabei sein ist alles!

Tobias Herrling, Sport-Volontär bei OSTHESSEN|NEWS

Denn das war zumindest mal das Motto der Olympischen Spiele, und ich finde es schön zu sehen, dass es noch Athleten gibt, die sich davon mehr als vom Motto „höher, schneller, weiter“ leiten lassen. Die ganze Debatte, die den beiden Hahners übrigens weltweite Aufmerksamkeit beschert hat, zeigt vor allem eines: Wäre „Meckern und Nörgeln“ eine olympische Disziplin – wir Deutschen wären Serien-Olympiasieger. (Tobias Herrling) +++


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