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- Symbolbild: Pixabay

FULDA Thema: Risiko Ausdauersport

Herzspezialist Michael P. Conze: „Sport ist nicht Mord, sondern Medizin“

17.02.17 - Winston Churchill wird oft der Ausspruch "No sports" zugeschrieben. "Fälschlicher Weise", erklärte am Donnerstagabend Michael P. Conze bei einem Vortrag im Altstadt-Carree in Fulda, in dessen Forum regelmäßig medizinische Referate gehalten werden. "Der britische Premier hat das nie gesagt. Und Sport ist auch nicht Mord, sondern Medizin." Der Herzspezialist und Sportmediziner, der im Ärztehaus in der Dalbergstraße für die Gemeinschaftspraxis Dr. Simon arbeitet, stelle mitunter sogar Rezepte aus, auf denen er seinen Patienten "Drei mal 30 Minuten Sport in der Woche" verordne.

Fotos: Martin Engel

Der Vortrag, der lediglich über Facebook beworben worden war und nur ein ganz kleines Auditorium lockte, war mit dem Thema "Moderne Sporttrends – Marathon, Triathlon, Bike-Transalp, Trekking- und Skitouren: Was müssen auch Gesunde beachten?" überschrieben und befasste sich aus kardiologischer Sicht mit den gesundheitlichen Risiken von Ausdauersportarten, stellte also das Herz in den Mittelpunkt der Betrachtung. Conze erklärte mit seiner Powerpoint-Präsentation dem medizinischen Laien anschaulich Grundfunktionen sowie mögliche gesundheitliche Defekte dieses Hohlmuskels und wartete mit spektakulären Einblicken in sportliche Großveranstaltungen wie dem "Marathon des Sables" in Afrika oder der "Race across America" auf.

Conze erläuterte, dass er in seinem Leben selbst viel Sport betrieben und auch am Extremsport "gerochen" habe. "Ich bin einmal mit meinem Mountain-Bike das ,Grand-Raid-Rennen‘ in der Schweiz mitgefahren. Und obwohl es mir auf die Geschwindigkeit gar nicht ankam, war ich nach der ersten Etappe völlig fertig, hatte tagelang eine viel zu hohe Pulsfrequenz und konnte kaum schlafen. Ich hatte mich einfach nicht gut genug vorbereitet." Der Mediziner verwies auf das sogenannte "Marathon-Paradox": "Die Vorbereitung auf solch einen Lauf ist das Gesunde, der Lauf selbst ist es mit Sicherheit nicht." Fünfzig Prozent der Todesfälle bei diesen Langstreckenläufen träten bei der letzten Meile ein, was gerade bei Männern auch an der Missachtung ungewöhnlicher Körpersignale liege. "Die laufen dann einfach weiter bis zum Umfallen." Dr. Conze, der auch anonymisierte Patienten-Fälle aus der eigenen Praxis als Beispiele heranzog, legte indes Wert auf die Feststellung, dass Tote bei großen Sportevents entgegen dem medialen Eindruck die absolute Ausnahme seien.

Neben der individuellen Vorbereitung sei eine sportärztliche Vorsorgeuntersuchung mit EKG oder gegebenenfalls Kernspintomographie wünschenswert und sinnvoll. "Allerdings nehmen nur etwa die Hälfte der Ausdauersportler dieses Angebot wahr, obwohl es mittlerweile von vielen Krankenkassen bezahlt wird."

Zum Ende des einstündigen Vortrags, an den sich ein offenes Gespräch unter den Teilnehmern anschloss, ermutigte Michael Conze grundsätzlich zum Sporttreiben, forderte aber eine altersgemäße, sportarttypische Belastung und verhängte ein Verbot bei Infekten. Bei Sportanfängern und Wiedereinsteigern empfehle sich eine rigide Trainings- und Wettkampfempfehlung von Seiten der Ärzte, die bei kardialen Checks medizinisch-körperliche Grauzonen erkennen und richtig bewerten sollten. Der Sport-Verfechter Conze gab übrigens freimütig an, dass er kurz vor seinem 62. Geburtstag stehe, also "auf dem absteigenden Ast" sei. Doch das sieht man dem Mediziner nun wirklich nicht an. Von wegen "No sports". (Matthias Witzel) +++


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