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- Fotos: Hendrik Urbin

12.04.09 - BAD HERSFELD

Die älteste Glocke Deutschlands im "Katharinenturm" bei der Stiftsruine in Bad Hersfeld wurde heute Mittag zum Osterfest exakt fünf Minuten lang geläutet. Mehrere Männer an Seilzügen brachten den historischen Bronzekoloss mit einem Gewicht von 1.060 Kilogramm in Schwung. Die über 20 Zentner schwere "Lullusglocke" wurde 1038 in dünner Bienenkorb-Rippe gegossen. Seinen Namen trägt der Klangkörper vom Gründer des Klosters Hersfeld und ersten Abt Lullus (710 - 786) - und diese Bezeichnung soll sich auch erst eingebürgert haben, weil die Glocke über Jahrhunderte immer zum Beginn des Lullusfestes geläutet wurde.

Den Auftrag zum Guss gab der 23. Hersfelder Abt Meginher kurz nach seinem Amtsantritt. Die "Lullusglocke" ist in Deutschland auch die größte erhaltene "Theophilusglocke". Mit diesem Namen wird ihre spezielle Form bezeichnet: sie hat fast senkrecht ansteigende Flanken mit stark gewölbter Haube, die über drei erhabene Ringe verfügt. Laut ihrer - als lateinisch erkennbaren - Inschrift wurde die Glocke der gottesmutter Maria geweiht und von einem Glockengießer namens "Gwenon" gegossen.

Der Katharinenturm selbst wurde Anfang des 12. Jahrhunderts von Abt Meginher erbaut. Dieser wollte im Jahre 1044 einen neuen Westabschluss der Stiftskirche mit zwei Türmen errichten lassen. Allerdings konnte diese Idee nicht verwirklicht werden: der Nordturm stürze nämlich bereits 1100, noch vor seiner Vollendung, in sich ein. Daraufhin wurde an einem recht ungewöhnlichen Standort, außerhalb der Kirche, der freistehende Katharinenturm errichtet. Dieser sollte vorübergehend die Glocken der Stiftsruine aufnehmen. Es wird vermutet, dass für den Bau des Turmes Teile des eingestürzten Nordturmes benutzt worden sind.

Den Namen Katharinenturm erhielt der Turm nach einer - der heiligen Katharina geweihten - Kapelle im Erdgeschoss. Die Glocke und den Katharinenturm kann man seit 1995 besichtigen.

Die fast 1000-jährige Glocke wird nur zu den kirchlichen Hochfesten Weihnachten, Ostern, Pfingsten und zu Beginn des traditionellen "Lullusfestes" geläutet. Viele Jahre war die Glocke nur "angeschlagen" worden oder ihr Geläut überhaupt nur vom Tonband zu hören gewesen: aus Sorge um die Erhaltung des besonderen Stückes. Doch Untersuchungen ergaben, dass keine Risse vorhanden waren und nach einer Restaurierung kleinerer Teile vor rund 9 Jahren kann sie wieder erklingen. Auch zur Freude der Mitglieder der "Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine", denen auch die "Lullusglocke" am Herzen liegt.

Für einen "echten Hersfelder" ist es eine besondere Ehre, diese "akustische Verbindung ins Mittelalter" läuten zu dürfen. Und heute Mittag kamen rund 200 Zuhörer und versammelten sich um den "Katharinenturm", um dem seltenen Klang der "Lullusglocke" um 12 Uhr zu lauschen. Wer nun den ersten "Läutetermin" in diesem Jahr verpasst hat, muss bis zum 31. Mai, dem Pfingstsonntag, warten. (gw) +++








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