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21.05.10 - Fulda

Gott und Menschen dienen: "Ahmadiyya Muslim Jamaat" im Gespräch mit OB Möller

Dem Publikum des „Offenen Kanal Fulda“ dürfte die Gemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat durch die Reihe „Stunde des Islam“ bekannt sein. Ihr jetziges Domizil verbirgt sich ein wenig zwischen dem Hochhaus des ehemaligen Schwesternheims des Fuldaer Krankenhauses und der Gründerzeitenbebauung in der Von-Schildeck-Straße. Dort, nicht weit von der Florengasse, schmiegt sich ein einfacher Fachwerkbau in die großen stattlichen Wohngebäude aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts. Rund 302 Mitglieder zählt die sunnitische islamische Glaubensrichtung in Fulda; mit Schlüchtern und Neuhof zusammen sogar 540. Auch wenn die Gemeinschaft klein ist, sie ist Teil der Vielfalt der Fuldaer Gesellschaft. Ein Grund für Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller, die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Gedankenaustausch zu nutzen.

Aufmerksam lauscht die Runde von rund 30 männlichen Gemeindemitgliedern dem Gespräch zwischen Volker Quasir, einem zum Islam konvertierten Christen, und Möller. Fuldas Verwaltungschef erfährt unter anderem, dass die muslimische Gemeinschaft schon seit 1984 in Fulda existiert und vorwiegend aus pakistanischen Emigranten besteht. Diese, so erzählt Quasir seinem Gast aus dem Stadtschloss, würden wegen ihrer reformierten und offeneren Glaubenseinstellung in der alten Heimat verfolgt. In Deutschland hätten Muslime der Ahmadiyya Jamaat nicht nur Schutz, sondern auch ein neues Zuhause gefunden. Rund 30.000 Gläubige seien in der Gemeinschaft bundesweit organisiert. Nur der türkische Verband DITIB sei größer.

Etwas von der inneren Einstellung der Gemeindemitglieder können Mitglieder und Gäste der Gemeinde durch die Losungen erahnen, die auf großen Transparenten an den Wänden hängen. „Islam heißt Frieden“ oder „Genügt Gott nicht für seinen Diener“ ist dort zu lesen. Weil die Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat ein anderes Glaubensverständnis haben – laut Quasir ist „für uns Himmel und Hölle nur ein metaphorischer Begriff“ – haben es die Anhänger dieser islamischen Glaubensrichtung nicht leicht in anderen muslimischen Ländern. Reibereien bleiben nicht aus. Ursprünglich stammt die Gemeinschaft aus Indien. Die größten Gruppen bestehen heute in Pakistan, Indonesien und London. Insgesamt ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat in 190 Ländern mit rund 70 Millionen Gläubigen vertreten. Oberhaupt der Glaubensgemeinschaft Hadhrat Khalifatul Massih V.

Immer wieder hebt Quasir die Bereitschaft der Gemeindemitglieder zum Miteinander in der Gesellschaft hervor. Für Mitglieder der Ahmadiyya gelte der Grundsatz: „Liebe für alle, Hass für keinen.“ Dieser Gedanke bestimme das tägliche Leben und fordere auch auf, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Beispielsweise engagieren sich Studenten der Fuldaer Gemeinde in der Hausaufgabenhilfe. Einmal im Jahr rücken Angehörige der Gemeinschaft aus, um vergleichbar einer Osterputzaktion in der Innenstadt durch Kehren einen Beitrag für die „Saubere Stadt“ zu leisten.

Der aus der Region stammende Volker Quasir stammt aus einem religiösen Haus und hat über eine Schulbekanntschaft seinen Weg zum Islam gefunden. Nach einem ersten zaghaften Anfangsinteresse kam das Gebet, das Lesen des Korans und schließlich nach etwa vier Jahren der Wechsel zum Islamischen Glauben. Wie sich die Gemeinde zusammensetzt, welchen Berufen die Gemeindemitglieder nachgehen, welche Rolle die Frau in der Ahmadiyya Muslim Jamaat spielt – auch diesen Fragen ging Quasir bis hin zum eigenen Verständnis des Glaubens im Gespräch mit Möller nach, für den der Besuch im kleinen Gemeindezentrum einen „klaren Erfahrungsgewinn“ bedeutete. Wie Möller betonte, sei der Gedankenaustausch unendlich wichtig, um aus dem Erfahrenen heraus für die Ausgestaltung des Miteinanders zu lernen. Die regelmäßigen Empfänge für Neubürger belegten, wie sich das Bild der Gesellschaft – auch in Fulda – verändere. Immer häufiger begegne er „Menschen mit Migrationshintergrund. Sie seien inzwischen fester Bestandteil der veränderten Lebenswirklichkeit. Mit seinem Besuch, so unterstrich Oberbürgermeister Möller, wolle er dokumentieren, wie sehr ihm an einem guten Miteinander der Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion gelegen sei. +++



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