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Will keine Privatisierung des Klinikums: Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Möller (CDU) - Alle Fotos: Hendrik Urbin

10.03.12 - FULDA

Bekenntnis zum "kommunalen Klinikum" - OB MÖLLER im "ON"-Gespräch

Von "existenzieller Betroffenheit", "Systemfehlern bei der Krankenhausfinanzierung", "Millionen-Investitionen zur Zukunftssicherung" bis zur "Sorge um das Klinikum-Image" reicht die Themen-Vielfalt, die den Fuldaer Oberbürgermeister und Klinikum-Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Möller (CDU) nicht nur in diesen Wochen beschäftigt, wenn es um das "Krankenhaus der Maximalversorgung" geht. Mit mehr als 1.000 Betten und fast 2.800 Mitarbeitern ist es derzeit der größte Arbeitgeber in der Region Fulda. Vier "Krisen" in den vergangenen Jahren durch massive Probleme mit der Hygiene haben dazu geführt, dass das Klinikum Fulda das Jahr 2011 mit einem Minus von "bis zu zwölf Millionen Euro" bei Umsatz und Ertrag abschließen musste. Er wisse noch nicht, wie diese Lücke "geschlossen" werden könne, sagte er am Freitag in einem Redaktionsgespräch mit "osthessen-news.de". Dennoch ist der OB optimistisch, dass "kein langfristiger Imageschaden" zurückbleibt. "Unser Ziel ist, bald wieder auf eigenen Füßen zu stehen".

Als Präsident des Hessischen Städtetages weiß Möller um die finanziellen Engpässe und "roten Zahlen" hessischer Kliniken, "weil der wirtschaftliche Druck zunimmt". Fulda nehme da eine "relative Solitärstellung" ein. Aber es sei ein Strukturproblem, das durch "Fehler im System" ausgelöst werde. "Haken und Ösen" habe die bisherige Finanzierung - sie sei "nicht zukunftsfähig". Eigentlich sollte das Land Hessen die Investitionen übernehmen, während die Betriebskosten von den Krankenkassen kämen. Doch das funktioniere so nicht, kritisiert Möller das Strukturproblem.

Der so genannte "Hygiene-Skandal" im Jahre 2011 habe allein für ein Minus von 8,5 Millionen Euro gesorgt - eine bedauerliche "Premiere" in der jahrzehntelangen Geschichte des Klinikums. "Wir müssen betriebswirtschaftlich sanieren, aber wo und wie?" fragte Möller. Er setzt auch auf Synergien im Haus, wobei jedes Prozent voll im Budget eingeplant sei. Mit Sorge denkt der Klinikums-Aufsichtsrat an die kommenden Tarifverhandlungen. 100 Millionen Euro Personalkosten pro Jahr - da schlage jedes Zehntelprozent mehr direkt durch.

Doch neben den täglichen Sorgen um Betrieb und Zukunft des Klinikums ("..eine gigantische Last und Verantwortung") nimmt die Zukunftsplanung weitere Zeit in Anspruch. "Es ist und bleibt eine Art ewige Baustelle" sagte Möller. Er hat die Zahlen und Umstände fast alle im Kopf, kennt die Akten vielleicht sogar auswendig, ist wie eine permanente Rechenmaschine. So hat die Stadt Fulda dem Klinikum die ehemalige Schwesternschule im Münsterfeld abgekauft und damit für etwas Liquidität gesorgt. Die Schaffung von Parkflächen im Umfeld des Klinikums bereitet große Sorgen, denn Schichtbetrieb und Besucherströme machen die Planung extrem schwierig.

Und es kommt "noch dicker", denn wenn die Planungen "gut laufen", soll im Herbst dieses Jahres mit dem Bau eines komplett neuen Operationszentrums mit 18 Sälen und mehr Intensivbetten als bisher begonnen werden. Möller spricht von "mindestens 25 Millionen Euro Kosten für das Zentrum", das dort neu entsteht, wo bis jetzt noch die "alte" Kinderklinik steht. Aber der Zuschuss an Landesmitteln - es gibt erst Förderzusagen von elf Millionen Euro - wird nicht reichen, denn parallel dazu soll noch der zweite Abschnitt des Mutter-Kind-Zentrums für fünf Millionen Euro sowie das dringend notwendige Parkhaus entstehen. Investitionen mit einem Volumen von etwa 35 (!) Millionen Euro. Geplante Fertigstellung: Ende 2013, Anfang 2014.

Und trotz "jeder Menge Hausaufgaben", dem "politischen Gerangel" um Zuschüsse und fehlendem Geld bekennt sich Möller einmal mehr zur kommunalen Trägerschaft des Klinikums. "Wir haben extra eine gemeinnützige AG gewählt, wir wollen kein politisch dominiertes Klinikum", sagte Möller gegenüber "osthessen-news". Er fordert deshalb auch ein Bekenntnis der Politik zur Hochleistungsmedizin mit "entsprechender finanzieller Ausstattung". Und er warnte davor, die Kliniken "durch die politische Administration in Notlagen zu treiben".

"Sein" Klinikum nannte der Oberbürgermeister ein "stolzes Aushängeschild für Fulda". Und wörtlich fügte er hinzu: "Wir wollen die Privatisierung nicht", denn auch private Träger würden "nur mit Wasser kochen". Es gebe eine "spezifische fuldische Tradition" über 200 Jahre für das Krankenhaus, zumal das Klinikum "sehr eng mit der Stadt verwurzelt" sei und schließlich einen Versorgungsauftrag für die Region mit über 350.000 Einwohner habe. Und in diesem Zusammenhang bekannte sich Möller auch zur "Doppelspitze" des Klinikums mit kaufmännischem und medizinischem Vorstand. "Das ist die richtige Lösung, aber es steht und fällt auch mit den Menschen". Und da stimme die Chemie im Moment ganz offensichtlich und die Zusammenarbeit zwischen den Vorständen und Administration laufe reibungslos.

Möller verbindet mit dem Klinikum "ein Stück potenzielle Existenz", denn das Krankenhaus ist "die Einrichtung, die mich am meisten beschäftigt". Das Wort "Sorgenkind" will er sich nicht zu eigen machen, aber es sei doch klar, dass bei einem Krankenhaus, das so viele Menschen unmittelbar in ihrer Existenz berühre, "immer ein großes Maß an Emotionalität und Betroffenheit" im Spiel sei. Dennoch ist er stolz darauf, dass im Vergleich zu anderen großen Krankenhäusern dieser Art das Klinikum Fulda ("...wir haben für fast jedes Organ eine eigene Klinik") sehr gut dastehe. Die Spezialisierung und die Alterspyramide verlangten nach der Bewältigung ständig neuer Herausforderungen - und Möller ist sicher: "In zehn Jahren sieht das Klinikum völlig anders aus". (Martin Angelstein/ci). +++


Sollen das 1.000-Betten-Klinikum in ruhiges und wirtschaftlich erfolgreiches Fahrwasser führen: die Vorstände Dietmar Pawlik (Administration) und PD Dr. med. Thomas Menzel (re/Vorstand Krankenversorgung)....

Das Klinikum Fulda (Luftbild Sommer 2010) mit seinen Veränderungen: die ehem. KInderklinik (1) wird neues OP-Zentrum mit Intensivbetten, die "Rampe" (3) vom Rettungszentrum zur Notaufnahme wird in dieser Form entfallen und nach links ins OP-Zentrum führen, das jetzige OP-Zentrum (4) ist zu klein und wird einer anderen Nutzung zugeführt. Nur die Luftaufnahme macht ein anderes Problem klar: die Parkplatznot (wendigkeit). Ganze acht Plätze oder Parkdecks "umzingeln" das Klinikum. Ein neues Parkhaus (evtl. unterhalb des gelben Rettungszentrums) soll Erleichterung bringen





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